An der Heinrich-Heine-Universität „Es geht um die Zukunftsperspektive jüdischer Studierende auf dem Campus“

Düsseldorf · Zum 1. Januar tritt Jacob Horowitz als Koordinator der jüdischen Hochschulgruppe zurück. Zu belastend sei die Stimmung für ihn und andere jüdische Studierende.

Jacob Horowitz legt sein Amt als Koordinator nieder. Er sorgt sich unter anderem wegen antisemitischer Parolen an der Uni.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

(ctri) Seit anderthalb Jahren koordiniert Jacob Horowitz ehrenamtlich die Arbeit der jüdischen Hochschulgruppe an der Heinrich-Heine-Universität. Seine Aufgabe und die der Gruppe sei, jüdisches Leben auf dem Campus sichtbar zu machen, sich untereinander und mit anderen Studierenden zu vernetzen, interreligiösen Dialog zu fördern und gegen Antisemitismus einzutreten. „Dabei habe ich viele schöne Momente erlebt, an die ich mich für den Rest meines Lebens positiv erinnern werde“, so Horowitz. „Aber mit dem 7. Oktober hat sich meine und die Welt vieler anderer Jüdinnen und Juden stark verändert. Auch auf unserem Campus.“ So sehr, dass er in dieser öffentlichen Rolle eine emotionale Grenze erreicht sah, die zunehmend eine erfolgreiche Fortsetzung seines Medizinstudiums beeinträchtige. Er wird zum 1. Januar als Koordinator zurücktreten.

„Nach dem Terrorangriff der Hamas war mir bewusst, dass ich nicht einfach dasitzen und trauern kann. Sondern dass meine Rolle auch eine erhöhte Verantwortung für die jüdischen Studierenden mit sich bringt“, sagt er. Nicht damit gerechnet habe er aber, wie stark sich die Stimmung auf dem Campus gegen die Gruppe gewandelt habe. Seit dem Angriff seien er und die anderen 50 Aktiven beschäftigt, die Studierenden noch stärker gegen Antisemitismus und eine Relativierung der Taten der Hamas zu sensibilisieren. Dabei erhielten sie viel Gegenreaktionen, vor allem in den sozialen Medien nahmen die Anfeindungen zu. Immer wieder waren zudem pro-palästinensische und antisemitische Graffitis an der Uni aufgetaucht, auch Flyer einer islamistischen Gruppierung waren verteilt worden.

„Einige jüdische Studierende trauen sich derzeit kaum, ihre Identität öffentlich zu zeigen und haben zum Teil Angst“, sagt Horowitz. Die Diskussion über Umgang und Haltung zum Krieg spaltet die Studierenden, nicht nur in Düsseldorf. Manche werfen der jüdischen Hochschulgruppe antimuslimischen Rassismus vor, dass sie nur einseitig für israelische Zivilisten Partei ergreife. Vergangenen Monat ist auch das Antifaradisreferat des Studierendparlaments, welches sich gegen jegliche Antidiskriminierung und Rassismus auf dem Campus einsetzte, zurückgetreten.

Ein Schritt, den Horowitz sehr bedauere. „Wir sehen die Wichtigkeit, gegen alle Formen der Diskriminierung zu agieren. Vielleicht braucht es aber jetzt ein unabhängiges und finanziertes Referat, losgelöst von der Hochschulpolitik.“ Es ginge um die Frage der Zukunftsperspektive jüdischer Studierende auf dem Campus, die derzeit viele schwinden sähen. „Bei einer Universität, die den Namen eines jüdischen Schriftstellers trägt“, sagt Horowitz.