„Hinter verschlossenen Türen“ Der Anti-Spionage-Saal des Oberlandesgerichts
Serie | Düsseldorf · Einst wurde der Verhandlungsraum A01 im Keller des Oberlandesgerichts abhörsicher erbaut, um Stasi-Agenten wie Günter Guillaume den Prozess zu machen. Heute wird der Saal auch von anderen Senaten genutzt.
(ctri) Das Oberlandesgericht an der Cecilienallee ist einen Besuch wert – zumindest, wenn man nicht gerade im Konflikt mit der Justitia steht. Doch nicht nur unter Juristen gilt das Gerichtsgebäude als eines der schönsten seiner Art in ganz Deutschland. Das liegt vor allem an der neubarocken Innenarchitektur, mit der das 113 Jahre alte Gebäude während der Kaiserzeit gebaut wurde. Die zeigt sich in der mit Rotunden versehenen Eingangshalle, aber auch in vielen Räumlichkeiten des Gerichts, die optisch noch immer dem historischen Erbauungsstil entsprechen.
Im Keller des Gerichtsgebäudes findet sich dagegen ein heute hochmoderner Verhandlungssaal, in dem früher vorrangig der Staatsschutz agierte. 1975 wurde Saal A 01 daher speziell abhörsicher gebaut. Auch, um einen ganz bestimmten Fall zu verhandeln, der die Bundesrepublik in eine Krise gestürzt hatte: den von Günter Guillaume, dem Kanzleramtsspion, dessen Enttarnung zum Rücktritt des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt geführt hatte.
Zu 13 Jahren Freiheitsstrafe wegen Landesverrats verurteilte der vierte Strafsenat des OLG den verdeckten Stasi-Mitarbeiter, der sich bis nach oben zum persönlichen Referenten Brandts hochgearbeitet hatte. 44 Tage dauerte sein Verfahren. Rund 18 Jahre später stand schließlich auch sein Chef vor den Düsseldorfer Richtern. Denn auch Markus Wolf, der mehr als 30 Jahre lang die Spionage-Abteilung Auslandsnachrichtendienst beim Ministerium für Staatssicherheit geleitet hatte, wurde nach der Wende in genau demselben Saal verurteilt, wie Guillaume. Sein Verfahren dauerte 37 Verhandlungstage, 60 Zeugen wurden damals aufgerufen.
2016 wurde Saal A 01 vollständig saniert, die Materialien, die ihn abhörsicher machten, herausgenommen. Die Staatsschutzsenate nutzen ihn nur noch, wenn das spezielle Hochsicherheitsgebäude am Hammer Kapellweg ausgelastet ist. Dort werden unter anderem Terrorverdächtigen und -unterstützern oder kriminellen Banden der Prozess gemacht wird.