Düsseldorfer Band Massendefekt spielt Punk’n’Roll

Die Düsseldorfer Band Massendefekt spielt Punk’n’Roll, singt von Sehnsüchten und befeuert die Träume ihrer Fans.

Foto: Concert Team NRW

Düsseldorf. Am Ende hat er sogar seine Gitarre geschreddert: Der letzte Song des Abends kracht aus den Lautsprechern — es ist die „Bro’ Hymn“ auf alte Freunde. Und Frontmann Sebastian Beyer bekommt für die restlichen paar Akkorde tatsächlich noch ein neues Instrument gereicht. Das alte hat, völlig durchgenudelt, den Geist aufgegeben. Kein Wunder: Zwei Stunden lang haben Massendefekt zuvor „durchgezogen“, wie es im Fachjargon der Rockfans heißt. Vor knapp 2000 Zuschauern im Stahlwerk. Es ist das größte Konzert, das größte Heimspiel und die größte Party, die diese Düsseldorfer Band seit ihrer Gründung 2001 feiert.

„Jeder Fehler ist ein Teil von Dir“ singt Sebastian Beyer gleich zu Beginn. Das ist ein bisschen absurd, denn: Massendefekt haben in den vergangenen Jahren wenige Fehler und viel richtig gemacht. Sie schippern im Kielwasser von Toten Hosen und Broilers und springen immer dann in die Bresche, wenn die beiden Klassenbesten der Stadt das Tempo zurücknehmen. Massendefekt sind jetzt die, die auf ihre Instrumente eindreschen, als gebe es kein Morgen.

Das, was dabei rauskommt, nennen sie Punk’n’Roll: Punk, der zwar ordentlich kracht, der aber die Geschmeidigkeit der Melodie niemals vergisst. Dazu singen sie von Dingen, die Sehnsüchte befeuern. Und Sehnsüchte sind Balsam für die Seele und der Nährboden für Träume. Wer sie wecken kann, der hat schon gewonnen. Dem vertrauen die Leute. „Ein Leben lang ist nicht genug“, „Der Hoffnung entgegen, der Sonne hinterher“, „Ich will das Meer sehen und in die Freiheit gehen“ lauten die Zeilen in den Songs. Dicke, schwere Klötze aus dem Baukasten der emotionalen Lyrik. Manch einem ist das vielleicht schon etwas zu pathetisch und dick aufgetragen.

Aber: So klingt Optimismus nun einmal. Ihn laut und plakativ rauszubrüllen ist schöner, als ihn für sich zu behalten. Und der Optimismus von Massendefekt zeigt eindrucksvoll, dass Punk nicht destruktiv sein muss. Im Gegenteil: Er hat dieses Quartett aus den Spelunken raus ins fast volle Stahlwerk gebracht. Er hat gezeigt, dass alles geht, wenn man nur will und wenn man Träume für all jene in Worte zu packen vermag, die sowas selber nie hinkriegen würden.

Die 2000 merken das. Sie sind überzeugte Optimisten und dürsten nach Bier und Euphorie. Sie feiern sich, weil sie Fans einer Band sind, deren Musik eben noch nicht von 500 000 anderen gehört wird. Sie werden auf ewig die Ersten sein, die um den Reiz dieses Massendefekts wussten. Und sie feuern die Band gnadenlos an, damit die auf ihrem Sprung raus aus der Szene und nach vorne in Richtung großer Rock-Bahnhof nicht hinknallt. Der Absprung jedenfalls ist trotz geschredderter Gitarre schon mal gelungen.