Erzählen Sie etwas über das neue Projekt im „H27“.
Interview Szene-Wirt aus der Altstadt eröffnet neue Gastronomie im Medienhafen
Düsseldorf · Gastronom Walid El Sheikh betreibt in der Altstadt das Sir Walter, Baby Anna und die Elephant Bar. Jetzt will er den vierten Laden im Medienhafen eröffnen.
Gastronom Walid El Sheikh hat sich mit dem „Sir Walter“, der „Elephant Bar“ und dem „Oh Baby Anna“ – welches er vor zwanzig Jahren als „Anaconda Lounge“ eröffnet hatte – längst einen Namen in der Altstadt gemacht. Nun nimmt er Kurs auf den Medienhafen und plant dort seinen nächsten Standort. Ein Gespräch über seine neue Location im „H27“, das gerade an der Hammer Straße 27 entsteht, die Gastro-Szene im Allgemeinen und den Wandel der Altstadt gesprochen.
Walid El Sheikh: Das Projekt wird eine Mischung aus Restaurantbetrieb und Bar auf 1000 Quadratmetern. Es gibt dabei zwei unterschiedliche Bereiche, ein Bistro und einen „à la carte“-Bereich mit einer offenen Küche. Außerdem werden wir eine separate Veranstaltungsfläche anbieten, wo Firmenevents und Jazz-Abende stattfinden werden.
Welche Küche wird es geben?
Sheikh: Es wird eine internationale Küche geben. Auf der Speisekarte werden Pasta und asiatische Gerichte, aber auch deutsche Speisen stehen, die neu interpretiert werden. Gerichte wie Eisbein gelten oft als „vergessen“, das ist schade.
Und wer steht dann am Herd?
Sheikh: Der Küchenchef steht schon fest, jedoch haben wir gemeinsam entschieden, noch Stillschweigen zu bewahren. Es handelt sich jedoch um jemanden, den man kennt und der mit Düsseldorf verbunden ist.
Wie ist die Idee für das neue Projekt entstanden?
Sheikh: Es ist so, dass ich versuche, mich immer aus meinen ureigensten Bedürfnissen heraus weiterzuentwickeln. Daraus entstanden dann Sachen wie die „Elephant Bar“, das „Sir Walter“ oder auch der Umbau der „Anaconda Lounge“ ins „Oh Baby Anna“.
Wieso haben Sie sich dabei für den Hafen und somit gegen die Altstadt entschieden?
Sheikh: In der Altstadt dominieren die Erlebnisgastronomie und der Tourismus. Was sich allerdings in vielen Stadtteilen vermissen lässt, ist das Mittagsgeschäft. Die Carlstadt bildet da eine Ausnahme. Hier im Hafen haben wir ein gewaltiges Potenzial, sowohl den Mittag als auch den Abend zu bedienen.
Ändert sich mit dem neuen Standort auch die Zielgruppe?
Sheikh: Ja, wir richten uns mit dem Projekt eher an ein erwachseneres Klientel sowie an Firmen. Es wird kein tägliches Entertainment geben, dafür wird es aber kulturell angepasster.
Das heißt?
Sheikh: Erwachsene Düsseldorfer legen viel mehr Wert auf Live-Musik und auf Inhaltliches, was nicht so trendgesteuert ist. Durch Events und Firmenveranstaltungen kommen dann natürlich auch Unternehmen als Kunden dazu.
Viele Konzepte sind im Hafen gescheitert. Ist der Standort noch ausbaufähig?
Sheikh: Der Hafen war infrastrukturell nicht immer gut angebunden. Auch die Unternehmensstruktur war lange Zeit eher homogen. Das ändert sich nun, auch durch Unternehmen wie „Trivago“ oder „Startplatz“. Was aber noch fehlt, ist der kleine Individualist oder das junge Startup. Es überwiegen die Giganten und Franchise. Ich denke, mit unserem Konzept können wir das Angebot um eine Farbe erweitern.
Worauf legen Sie bei der Umsetzung eines Projekts Wert?
Sheikh: Ich habe die Vision eines Lebensgefühls und versuche, diese in einem Raum umzusetzen. Das Lebensgefühl ist unwillkürlich auch immer mit dem Ort verbunden. Natürlich kann ich eine Theke planen, farblich gestalten oder Qualitäten einsetzen, indem ich mich für bestimmte Produkte entscheide. Was ich jedoch in aller erster Linie mache, ist, dem Gast zuzuhören.
Und was wünschen sich die Düsseldorfer?
Sheikh: In Düsseldorf war das Bedürfnis bisher, vor allem unkompliziert aber trotzdem international auszugehen. Das heißt nicht unbedingt, Eintritt bezahlen zu müssen, aber vor allem von Menschen bedient zu werden, die ihre Arbeit mit Leidenschaft machen.
Das heißt, die Landeshauptstadt trägt den Ruf als „Schickimicki“-Stadt zu Unrecht?
Sheikh: Der Ruf besteht außerhalb, ist aber im Innenverhältnis gar nicht so „Schickimicki“. Das sieht man an dem, was aus Düsseldorf für die Stadt kommt. Der Düsseldorfer legt viel Wert auf Qualitäten, doch er ist nicht bereit, jeden Preis dafür zu bezahlen. Er ist preisbewusst. Wenn er der Meinung ist, dass es angemessen ist, bezahlt er auch.
Viele Düsseldorfer bedauern, dass traditionelle Kneipen immer mehr aussterben. Ist so etwas nicht mehr gefragt?
Sheikh: Das ist der natürliche Lauf der Zeit. Aber wenn ich die Altstadt gucke, gibt es viele, die seit Jahren erfolgreich Gastronomie betreiben. So wie die „Kneipe“, Isa Fiedler mit dem „Knoten“ oder der „Spiegel“. Wir haben noch sehr viel Tradition in der Altstadt.
Sie selbst sind seit 20 Jahren ein Teil der Altstadt. Wie würden Sie die Entwicklung in dieser Zeit beschreiben?
Sheikh: Es hat einen Wandel gegeben. Die Altstadt passt sich der Gesellschaft an. Ein Beispiel dafür sind die vielen Junggesellenabschiede, die es früher so nicht gegeben hat, die die Altstadt aber teilweise dominieren. Manche Gastronomen haben sich dem angepasst, die meisten versuchen aber, anderes Publikum anzusprechen und weiterhin den Düsseldorfer oder den Düsseldorf-Besucher zu erreichen.
Das Angebot ist somit weiterhin gemischt?
Sheikh: Ja. Schaut man auf die Hunsrückenstraße, haben wir da eine wunderbare Straße mit Irish-Pubs. Wir haben die Pizza-Kultur und die Schweinebrötchen und wir haben mit der „Beuys-Bar“ oder der „Elephant-Bar“ klassische „American Bars“ – es ist schon ein buntes Angebot.
Trotzdem entsteht der Eindruck, das Image der Altstadt habe sich verschlechtert.
Sheikh: Teilweise ja, das ist besonders deutlich, wenn man auf die Bolkerstraße guckt. Wenn man sich jedoch intensiver mit der Altstadt beschäftigt, wird man merken, dass das Image gar nicht zur Realität passt. Es gibt viele inhabergeführte Lokale, die wirklich ein Interesse daran haben, dass Düsseldorf individuell bleibt und weiterkommt.
Es besteht also ein guter Zusammenhalt?
Sheikh: Wir haben eine gut funktionierende Altstadt-Gemeinschaft. So treffen wir uns einmal im Monat mit allen Altstadtwirten. Natürlich haben die Gastronomen auf der Bolker Straße andere Interessen als der auf der Kurzen Straße. Doch wenn wir uns bei einem einig sind, dann darin, dass die Altstadt ein Image hat, das eigentlich besser ist, als man immer hört.
Gehen Sie selbst auch immer noch gerne in die Altstadt? Auch in die eigenen Läden?
Sheikh: Am allermeisten trifft man mich wohl im „Sir Walter“, auch, weil ich da die Möglichkeit habe, mich mal zurückzuziehen. Schlicht und ergreifend aber auch deshalb, weil ich sonst nicht wüsste, wo ich hingehen soll, wenn ich dann mal ausgehe (lacht).
Wäre eine vierte Bar in der Altstadt denkbar?
Sheikh: Absolut. Zu sehen, dass die Gäste alle fröhlich sind und auch die Mitarbeiter Spaß haben, das beseelt mich. Außerdem möchte ich meinen Mitarbeitern eine Perspektive und weitere Aufstiegsmöglichkeiten bieten. Solange ich also die Möglichkeit habe und solange meine Konzepte angenommen werden, mache ich weiter.