Düsseldorfer Schauspielhaus spielt wieder in der ersten Liga
Intendant Schulz präsentiert Bilanz mit über 85 Prozent Auslastung. Das erfolgreichste Stück der Schauspielhaus-Geschichte ist das Bowie-Musical „Lazarus“.
Düsseldorf. David Bowie schlägt alles. Zumindest alle Rekorde in der Schauspielhaus-Geschichte. Sein Musical „Lazarus“ ist immer ausverkauft. Monate vorher. Nach 26 Vorstellungen im Schauspielhaus ist die Nachfrage weiterhin größer, als es sich Wilfried Schulz und sein Team (vor der Uraufführung Anfang Februar mit internationalem Medien-Echo) vorstellen konnten. Deshalb stehen seit einigen Wochen bereits die Herbst-Termine auf der Website. „Danach geht’s weiter“, schmunzelt Schulz.
Das gleiche garantiert er für Robert Wilsons High-Tech-Spektakel „Sandmann“, ebenfalls Dauerbrenner. Bereits Hauptdarsteller Christian Friedel sagte in einem WZ-Interview: „Das spielen wir so lange, wie die Leute es sehen wollen.“ Und von dem — von Film und Fernsehen umworbenen — Schauspieler und Sänger hängt vieles ab. Doch Friedel, den Schulz aus Dresden mitbrachte, wird in Düsseldorf weiterspielen und singen, auch in der ebenfalls ausverkauften Theaterfassung von George Orwells „1984“ und als Titelfigur im „Hamlet“. Ein Glücksfall für das Haus, ebenso wie der energiegeladene, vielfach ausgezeichnete Allrounder und Publikumsliebling André Kaczmarczyk, der demnächst den Förderpreis der Stadt erhalten wird.
Mit einer Gesamtauslastung von 85,2 Prozent — am Gründgens-Platz, im Central, im Jungen Schauspielhaus und an weiteren Spielstätten — ist „die zu Ende gehende Saison die erfolgreichste seit 20 Jahren“, erklärt der Intendant. Rund 226 000 Zuschauer bei 878 Vorstellungen. Ein Plus von knapp 10 Prozent im Vergleich zu 2016/2017. Stolz, fast ungläubig präsentieren er, Chefdramaturg Robert Koall, Stefan Fischer-Fels (Junges Schauspielhaus) und Christoph Seeger-Zurmühlen (Bürgerbühne) die Bilanz. „Auftrag erfüllt“, Mission accomplished, sagt er mit Blick auf die Erwartungen, die Stadt und Land bei den Vertrags-Verhandlungen vor dreieinhalb Jahren an ihn gestellt hatten.
Reichhaltig ist der Spielplan, bietet ernste komplexe Stoffe wie „Caligula“ und „1984“, ebenso leichte Sujets wie „Lazarus“ und „Tartuffe“. Deshalb sei das Theater nicht nur ein lebendiger Ort für alle Gesellschaftsschichten geworden (man denke auch an das Integrations-Projekt für Flüchtlinge, „Café Eden“ im Jungen Schauspielhaus). Sondern: „Düsseldorf spielt wieder mit in der Spitzengruppe deutschsprachiger Bühnen, von Wien und München bis Hamburg und Berlin“, sagt Wilfried Schulz. Einige davon hätten gar geringere Auslastungs-Zahlen. Und er geht noch weiter. „Wir zählen zu den offensten und meistbesuchten Theatern im deutschsprachigen Raum.“
Das sei aber kein Grund zum Übermut. Vorsichtig fügt Schulz hinzu: „Die Zahlen sind kaum zu toppen, zumindest nicht in der kommenden Spielzeit“. Denn das Team packt derzeit Kartons für den Umzug Ende August an den Gründgens-Platz. Insgesamt vier Vorstellungen sollen demnächst dort laufen. Trotz weiterlaufender Baumaßnahmen an Fassade, im Foyer und am Kö-Bogen. Schulz, geschickter Networker und beharrlicher Verhandler, hofft, dass möglichst alle Produktionen der übernächsten Spielzeit (ab September 2019) über die Bühnen des Haupthauses laufen werden. „Die Zeichen stehen gut. Alle Ämter der Stadt ziehen mit uns an einem Strang.“ Er habe den Eindruck, dass die Bedeutung des Theaters im Zentrum Schauspielhaus erkannt wurde.
Überzeugen kann Schulz mit einer Vielzahl von bis zu 99 Prozent ausgelasteten Inszenierungen im Central — Spitzenreiter sind „1984“, „Dreigroschenoper“, „Kaufmann von Venedig“, aber auch „Tartuffe“, „Fabian“ und „Caligula (bis zu 90 Prozent) — und durch Mitmach-Stücke der Bürgerbühne. Außerdem wird sich das Haus als Kultur-Botschafter betätigen: So reisen sie mit „Sandmann“ nach Shanghai und nach Bergen/Norwegen, mit „Obisike“ nach Sao Paulo und mit der „Schneekönigin“ nach Moskau.