Düsseldorf Düsseldorfer Stuckateur holt Silber bei EM
Seit der vergangenen Woche ist David Reingen (22) Zweitbester seines Faches in Europa.
Düsseldorf. Europas zweitbester Stuckateur wohnt in Düsseldorf, ist 22 Jahre jung und ziemlich ehrgeizig. Bei der Europameisterschaft der Berufe im schwedischen Göteborg hat David Reingen die Silbermedaille geholt. „Fast wäre es auch die Goldmedaille geworden“, sagt er — „es fuchst mich schon, dass das nicht geklappt hat, aber das darf ich eigentlich gar keinem erzählen.“
Angefangen hat für David Reingen alles vor gut zwei Jahren, als er durch einen Wettbewerb in Düsseldorf ins deutsche Nationalteam der Stuckateure gerutscht ist. Damit war er schon einer der zehn Besten seiner Profession in Deutschland. Immer wieder gab es interne Wettkämpfe, im März dieses Jahres hat er sich dann als deutscher Vertreter für die EM in Schweden qualifiziert. Alle zwei Jahre findet die Meisterschaft statt, immer in einem anderen Land.
Neun Wochen lang hat er dafür trainiert. Nicht nur im Familienbetrieb in Hamm, sondern auch in verschiedenen Trainingszentren in der ganzen Republik; fünf Trainer haben ihn dabei begleitet. „Der Druck war schon enorm“, sagt der 22-Jährige, der 2013 seine Ausbildung zum Stuckateur abgeschlossen hat und bei dem mittlerweile auch der Meisterbrief an der Wand hängt. „Meine Vorgänger, die in den vergangenen Jahren bei der EM für Deutschland angetreten sind, haben immer entweder Gold oder Silber geholt“, sagt er. Das erzeuge automatisch einen Druck auf die Nachfolger — in diesem Fall auf ihn. Enorm war der Aufwand für die Vorbereitung. Aber: „Es war vorher klar, was ich für eine Aufgabe bekomme, deswegen konnte ich gut üben“, sagt David Reingen.
Die Abläufe bei der EM in den Göteborger Messehallen waren ihm deswegen schon vertraut. Am Anfang, da hatte er nur ein kleines Holzpodest. „Am ersten Tag musste ich darauf dann eine Art kleinen Raum aufbauen“, sagt er. Die Maßen dafür waren genau vorgegeben: „Da muss alles bis auf den Millimeter passen, das ist die große Schwierigkeit.“ Am zweiten Tag habe er die Wände verputzen müssen, am dritten dann den Stuck ziehen und in dem kleinen Raum anbringen müssen. Insgesamt 18 Stunden hatte er für all das Zeit — danach begutachtete eine Jury seine Arbeit. Nur zwei Punkte haben ihn am Ende bis zur Goldmedaille gefehlt: Der Sieger, ein Franzose, hatte 544 Punkte, Reingen kam auf insgesamt 542 Punkte.
Bewertet wurde aber nicht nur das Endergebnis. „Wenn ich einmal meine Atemschutzmaske nicht getragen habe, gab das direkt einen Punkt Abzug“, erzählt der Düsseldorfer, der sich auch im Hammer Schützenverein engagiert. „Deswegen kann ich gar nicht so genau sagen, woran es letztendlich gelegen hat.“
Vor knapp einer Woche ist Reingen nach Düsseldorf zurückgekommen. Seinen Titel kann er in zwei Jahren nicht verteidigen: „Dann bin ich zu alt und darf gar nicht mehr an der Meisterschaft teilnehmen.“ Aber vielleicht habe das auch sein Gutes, sagt der 22-Jährige: Schließlich will er bald mit dem BWL-Studium anfangen. Und: „Ich bin ja irgendwie auch froh, dass ich es jetzt geschafft habe.“