Düsseldorfer Uni-Klinik: Verdi bricht Gespräche ab - Jetzt drohen lange Streiks

Verdi bricht Gespräche mit der Klinikleitung ab. Nächster Schritt wird auf der Versammlung der Mitglieder entschieden.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Der Streit zwischen Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) und Verdi hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Nach bislang sieben Streiktagen hatten sich die beiden Parteien gestern zu einem ersten Sondierungsgespräch getroffen. Das dauerte allerdings nur 50 Minuten. Dann brach Verdi die Gespräche ab.

Vertreter Jan von Hagen sprach gegenüber der WZ von einer „Verhöhnung der Beschäftigten“. Seitens der Klinikleitung hieß es dagegen, dass man den Abbruch der Gespräche nicht nachvollziehen könne.

Die nächsten Schritte will Verdi nun am Dienstag bei einer Mitgliederversammlung beraten, die Entscheidung soll dann am Abend bekanntgegeben werden. Von Hagen hält es für möglich, dass sich die Beschäftigten auf eine Urabstimmung verständigen. So wären auch längerfristige Streiks denkbar. Möglicherweise sogar noch vor Weihnachten oder aber im neuen Jahr. Denkbar ist freilich auch ein weiterer Warnstreik, oder sogar ein Votum für ein zweites Gespräch mit der Uni-Klinik.

Letzteres wäre zumindest der Wunsch der Klinik. „Das UKD steht weiter für Gespräche bereit“, heißt es in der Pressemitteilung von gestern. Und im Hinblick auf weitere Streiktage sagte Sprecher Stefan Dreising: „Jeder Streik wird auf dem Rücken der Patienten ausgetragen.“

Er erinnert daran, dass seit dem ersten Warnstreik im September rund 350 Operationen verschoben werden mussten und immer noch nicht alle nachgeholt werden konnten.

Den Abbruch des gestrigen Gesprächs erklärt Verdi wie folgt: „Der Vorstand hat schon in den ersten Minuten des Gesprächs erklärt, dass weder ein neuer Tarifvertrag für die Tochtergesellschaften noch die Forderung nach Entlastung durch Festlegung von ausreichend Personal in der Klinik Thema der Sondierung sein sollte.“ Genau darüber habe Verdi allerdings sprechen wollen.

Die Uni-Klinik teilt diese Einschätzung nicht. Zwar verweist sie weiterhin darauf, dass Tarifverhandlungen mit der aus ihrer Sicht zuständigen Tarifgemeinschaft deutscher Länder zu führen seien. (Verdi will die gleichen tariflichen Bedingungen — vor allem Löhne — für die Mitarbeiter bei den Kliniktöchtern — der Gesellschaft für klinische Dienstleistungen (GKD) und der Universitätsklinikum Düsseldorf Medical Services (UKM) — wie bei der Muttergesellschaft.) Klaus Höffken, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKD, erklärt allerdings: „Wir verfolgen dasselbe Ziel wie die Gewerkschaft: Wir wollen unseren Beschäftigten die Arbeit erleichtern. Unser Angebot, einzelne Themen nun konkret zu behandeln, wurde leider abgelehnt. Wir halten aber trotzdem an unserem Entlastungskurs fest.“

Die erneut vorgeschlagene Rückkehr von der 4,75-Tage-Woche zur Fünf-Tage-Woche war bei Verdi jedoch bereits durchgefallen: Zwar müssten die Mitarbeiter täglich 24 Minuten weniger arbeiten, verlören aber auch zwölf freie Ausgleichstage. Laut Verdi haben 1300 der 1700 Beschäftigten dieses Vorhaben mittlerweile per Unterschrift abgelehnt.

Zudem erinnerte Höffken daran, dass die Zahl der Pflegestellen 2017 gegenüber dem Vorjahr um 47 volle Stellen gewachsen sei. Zudem sollen im kommenden Jahr 30 zusätzliche Serviceassistenten eingestellt werden. Das soll vor allem mittags bei der Essensausgabe Entlastungen für das Pflegepersonal mit sich bringen.

Auch Sicht von Verdi ist das bei Weitem nicht genug, zumal von Hagen darauf hinweist, dass im direkten Umgang mit Patienten auch bei der Essensausgabe zum Teil medizinische Kenntnisse notwendig seien.

Die Entlastungsvorschläge der Klinikleitung hätten sich zudem nur auf Prozessoptimierung konzentriert. „Das ist notwendig, aber nicht ausreichend“, sagt von Hagen.

In der Pressemitteilung lässt Verdi auch eine Krankenschwester zu Wort kommen, die an dem gestrigen Gespräch beteiligt war. Melina Marquez sagt: „Für mich wurde überhaupt nicht deutlich, dass der Vorstand die Belastung der Beschäftigten ernst nimmt. Das ist nicht das, was wir verdient haben, die jeden Tag mehr tun, als eigentlich möglich ist.“