Ed Sheeran: Was Düsseldorf von Woodstock lernen kann
Dass Ed Sheeran jetzt auf Schalke spielt, ist schade, aber das alles muss nicht umsonst gewesen sein.
Düsseldorf. In Mülheim waren’s die Lerchen und nicht die Nachtigall, deren Brut nicht gestört werden durfte, in Düsseldorf Baumbeschützer und kommunalpolitscher Hick-Hack, die letztendlich das am 22. Juli geplante Ed-Sheeran-Konzert auf dem Messe- und Trödelmarkt-Parkplatz P 1 in Stockum verhinderten. Ok, wandert der Weltstar jetzt eben nach Schalke, in die Veltins-Arena in Gelsenkirchen — und das gleich zweimal.
(WZ-Kolminstin Inge Hufschlag)
Ein kleiner Schlag für die Stadt, aber kein Kahlschlag fürs Image. Doch die Düsseldorfer jammern. Warum und worum? Laut OB Geisel um „die größte urbane Eventfläche“ im Lande, die nach dem Fällen von 104 Bäumen eine Art Event-Metropolis hätte entstehen lassen.
Als dann an dem Projekt gesägt wurde und es zu kippen drohte, waren sogar Baumspenden im sechsstelligen Bereich in Aussicht gestellt worden, wovon nicht nur das ohnehin schon reiche Stadt-Teilchen Stockum profitiert hätte. Nachhaltiger als ein Pop-Konzert. Ich wäre glatt zum Ed-Sheeran-Fan geworden, wenn dabei nach zehn Jahren U-Bahn- Baustelle und andauerndem Baustellenrückbau endlich auch die Kasernenstraße aufgeforstet worden wäre — mit Bäumen statt einer Bushaltestelle. Am liebsten Gingkos, diese widerstandsfähigen unverwüstlichen Bäume aus der Gegend unserer Partnerstadt Chongqing, über die auch Goethe ein Gedicht für eine alte Liebe geschrieben hat — nachzulesen im Goethe-Museum. . .
Aber vielleicht haben wir ja wirklich eine Chance verpasst, eine, die allerdings erst viele, viele Kommunalwahlperioden später Früchte getragen hätte. Es ist noch nicht zu spät: Ich sage nur Woodstock! Kennt jeder. Wegen des legendären Konzerts 1969. Klingt immer noch nach: Knapp 50 Jahre später buddeln jetzt Archäologen die Überreste aus, um die Bühne zu lokalisieren, wo Jimi Hendrix, Janis Joplin und The Who auftraten und die Fans mit Begeisterung im Matsch versanken. Bisher sollen allerdings lediglich Glasscherben und Verschlüsse von Getränkedosen gefunden worden sein.
Wie, Woodstock kann man nicht mit Düsseldorf vergleichen? Doch, irgendwie schon! Das ursprünglich dort geplante Konzert hat nämlich gar nicht in Woodstock stattgefunden, sondern aus Gründen, an die sich wohl niemand mehr erinnern kann oder will, in der 70 Kilometer entfernten Kleinstadt Bethel. Wie die den genialen Marketing-Dreh in Richtung Woodstock damals wohl hingekriegt haben? Das müsste man jetzt mal ausbuddeln.
Also, lasst uns am 22. Juli im Ruhrpott nicht nur Veltins-Flaschen und ein paar Kronkorken vergraben, sondern auch Düsseldorf-Souveniers, Schlüsselanhänger, Kapselheber, Fortuna-Trikots, diese kleinen Radschläger. Wer weiß, für was das 2068 gut sein könnte.
Wenn erst einmal Gras über die Sache gewachsen ist und über den Vorwurf, wir hätten das Event verpennt, behaupten wir einfach, das Konzert hätte bei Düsseldorf stattgefunden. Ob bei oder in, Hauptsache, es ist vom Düsseldorfer Ed-Sheeran-Konzert die Rede. Und Stockum wird vielleicht doch noch zum Weltkulturerbe. Nähe trifft Freiheit, oder? Alles Marketing, oder was?
Derweil nageln wir den Slogan von Woodstock ans Düsseldorfer Rathaus: Make Love, not War! Unverwüstlich wie ein Gingko.