Nur noch ein Discounter Edeka in Hellerhof schließt im Mai
Hellerhof · Der Konzern hat den Pachtvertrag nicht verlängert. Offenbar ist die Fläche zu klein. Die Hellerhofer können das nicht verstehen.
Seit zwölf Jahren läuft der Pachtvertrag von Sander Rath, der die Filiale des Lebensmittelhändlers Edeka in Hellerhof leitet. Der Supermarkt ist vor allem mit seinem Frische-Angebot ein wichtiger Teil der Nahversorgungsstruktur in Düsseldorfs südlichstem Stadtteil, und nach Angaben des Betreibers läuft er sogar in der aktuellen Krise gut. Trotzdem soll der Supermarkt zum 31. Mai schließen; der in Hamburg beheimatete Konzern hat den Pachtvertrag mit Rath nicht verlängert.
Viele Kunden, die an diesem Tag an der Carlo-Schmid-Straße einkaufen, ahnen nichts von der geplanten Schließung. „Edeka macht zu, da bin ich aber überrascht, dann haben wir hier nur noch Aldi“, sagt eine Frau, die ihr Fahrrad vor dem Laden parkt. Eine andere Kundin ergänzt verwundert: „Edeka hat ja schon in Garath zugemacht, da kommen viele hierhin, und jetzt soll hier auch geschlossen werden.“ Auch Ratsherr Jürgen Bohrmann (SPD) ist zum Einkaufen im Markt. Er sagt: „Das finde ich für den ganzen Stadtbezirk schlecht, insbesondere Hellerhof natürlich. Garath hat das schon durchgemacht. Aber ändern können wir die Wirtschaftsstrategie von Edeka sehr schlecht.“
In der Bezirkspolitik schlägt das Thema inzwischen Wellen. Bezirksbürgermeister Klaus Erkelenz (CDU) hat Kontakt zu allen Beteiligten aufgenommen. Zwar gebe es noch immer den Aldi-Markt im Hellerhof-Center schräg gegenüber, das Angebot sei jedoch nicht vergleichbar. Vor allem die Frischeprodukte zeichnen den Edeka-Markt aus. Von Edeka selbst heißt es, dass die Verkaufsfläche zu klein sei, um dauerhaft einen modernen und zukunftsfähigen Supermarkt erfolgreich zu betreiben. Daher lasse man den Pachtvertrag zum Halbjahr auslaufen.
Einige Hellerhofer vermuten jedoch einen anderen Grund: Die Kette ziehe sich aus Hellerhof zurück, weil der dortige Markt in Konkurrenz zum größeren Edeka-Center stünde, das an der Geschwister-Scholl-Straße im benachbarten Baumberg, rund 2,5 Kilometer entfernt, geplant ist.
Politiker befürchten
Probleme für den Stadtteil
Der politische Wille ist ganz klar, möglichst schnell einen gleichwertigen Ersatz für den wegfallenden Lebensmittelhändler zu schaffen. „Aber wir können das nicht vorschreiben, das ist eben Marktwirtschaft“, stellt Erkelenz klar. Uwe Sievers von der SPD wohnt nur wenige Minuten fußläufig entfernt vom Supermarkt und ist dort selbst Kunde. „Gerade die Kombination von Aldi und Edeka haben ein breites Spektrum an Möglichkeiten für die Hellerhofer eröffnet“, sagt Sievers. Auch er sieht Probleme auf den Ort zukommen: „Hellerhof wird älter, es gibt immer mehr mobilitätseingeschränkte Menschen, und es ist ja auch nicht gewollt, dass Einkäufe immer mit dem Auto erledigt werden.“
Ob eine Rettungsaktion gelingt, da ist Sievers skeptisch. „Wir hatten einmal Edeka-Vertreter in einer BV-Sitzung, die sagten, dass sich ein Markt für sie nur lohnt, wenn mindestens 1600 Quadratmeter sowie entsprechende Parkplätze zur Verfügung stehen“, erinnert sich Sievers.
Damals war der gut laufende, mit insgesamt knapp unter 1000 Quadratmetern deutlich kleinere Laden in Hellerhof als „positive Ausnahme“ bezeichnet worden.
Hoffnungsvoll gibt sich hingegen Michael Greiner von H+V Immobilien – dem Unternehmen gehört das Gebäude. „Wir waren selbst überrascht, als wir davon gehört haben“, gibt Greiner zu. Er will versuchen, einen Lebensmittelmarkt mit Vollsortiment in den Räumen unterzubringen. Erste Gespräche haben bereits mit den bekannten Ketten stattgefunden. Die Immobilie würde sich beispielsweise für kompakte Konzepte eignen, wie sie teils in den Innenstädten betrieben werden. Auch ein Drogeriemarkt sei denkbar.
Ein alternatives Konzept regt Harald Mikat an. Er ist Vorsitzender des Hellerhofer Bürgervereins und versteht die Aufregung der Bürger über den Einschnitt in die Nahversorgung. „Eine Option wäre eine Stückelung der Fläche“, so Mikat. Dann könne ein kleinerer Händler ein ergänzendes Angebot zum Aldi-Markt bieten, etwa ein Biomarkt. Die restliche Fläche könnte für medizinische Versorgung, beispielsweise einen Kinderarzt, genutzt werden, den gibt es in Hellerhof nämlich nicht.
Den Edeka noch nicht aufgegeben hat Jasmin Schmidt. Die Hellerhoferin will versuchen, die Schließung zu verhindern und hat auf www.weact.de eine Petition gestartet. Diese hat innerhalb der ersten 48 Stunden mehr als 730 Unterschriften erreicht. „Ich bin wie viele andere Bürger der Meinung, dass der Edeka ein wichtiger Teil der Einkaufsmöglichkeiten ist und fehlen wird“, so Schmidt. Sie selbst bewegt sich mit Bahn und Fahrrad, zu den nächsten Märkten in Baumberg und Urdenbach braucht sie ohne Auto einige Zeit.