Kinder in Düsseldorf Wenn der Kindergarten in den Wald einzieht
Gerresheim · Vor einem Jahr hat der Waldkindergarten Üllehütt in Gerresheim seinen Betrieb aufgenommen. In der freien Natur blieben die Kinder von den Corona-Auswirkungen weitgehend verschont. Jetzt wird Verstärkung gesucht.
Kinder sollen ja so viel wie möglich an die frische Luft, daher machen die Erzieherinnen in den Kindergärten auch jede Menge Exkursionen mit den jungen Besuchern ihrer Einrichtungen. Im Waldkindergarten Üllehütt ist das anders: Die Kinder sind jeden Tag draußen. Und das sogar im Wald. Zur Not auch bei Regen. Es gibt ja Regenjacke, Matschhose und Gummistiefel.
Vor rund einem Jahr wurde der neue Bauwagen am Ende des Steinweges, direkt am Waldeingang, an seinen Standort gezogen. Er dient seitdem als Anlaufstelle, Treffpunkt, Materiallager, auch schon mal für kleinere Aktionen mit den Kindern. Aber die sind vor allem im Wald unterwegs. Zwei Ausweichquartiere gibt es, der benachbarte Kleingartenverein Am Balderberg wie auch der Tennisclub am Schützenplatz bieten den 20 Kindern zwischen zwei und sechs Jahren Unterschlupf, wenn es denn doch mal allzu sehr schüttet.
Das Üllehütt-Team mit vier Fachkräften, einer Auszubildenden und einem FSJler (Freiwilliges Soziales Jahr) hat das Waldgelände anfangs ausgiebig erkundet und acht Plätze in einer Entfernung von rund 20 Minuten ausgemacht, die es lohnt, abwechselnd anzusteuern. „Wir haben aber auch schon längere Wanderungen gemacht, waren zum Beispiel im Rotthäuser Bachtal, haben außerdem die Bücherei oder den Markt besucht“, erzählt Leiterin Katja Weyer.
Zwischen 8 und 9 Uhr am Morgen werden die Kinder zum Bauwagen gebracht, nach dem Morgenkreis wird dann in der Runde besprochen, wo es hingeht. Immer mit dabei: der unverzichtbare Bollerwagen, in dem neben dem Erste-Hilfe-Set auch Seile, Malsachen, Bücher, Werkzeuge zum Schnitzen, Sägen, Hämmern (für die Größeren), Sitzmatten und die Waldschaukel Platz finden. Nach dem Frühstück (bringen die Kinder alle selbst mit) wird gespielt, es werden aber auch Mandala aus Naturmaterialien wie Steine, Blüten und Bucheckern gelegt, ein Tipi gebaut oder mit dem Mikroskop wird der Wald im Detail erforscht. „Langweilig wird uns jedenfalls nie“, versichert Weyer.
Und manchmal wartet sogar ein großes Abenteuer auf die Kinder: „Einmal haben wir einen Totenschädel gefunden, der stammte wohl von einem Schäferhund. Ein anderes Mal haben wir sechs Vogelküken ohne ihre Mama entdeckt. Wir wollten sie retten, haben sie in einen Karton gelegt. Sie haben es leider nicht geschafft“, berichtet die Leiterin. Gegen 12.30 Uhr geht’s zurück zum Bauwagen, dann gibt’s Mittagessen (ebenfalls aus der heimischen Küche), ehe die Kinder bis 15 Uhr sukzessive abgeholt werden.
Dass das erste Jahr Üllehütt ausgerechnet in die Corona-Zeit fiel, war natürlich schon gewöhnungsbedürftig. „Wir haben uns an die Hygiene- und Abstandsregeln gehalten, mussten auch mal kurz schließen. Aber insgesamt sind wir gut durch den Lockdown gekommen. Und im Wald ist die Ansteckungsgefahr ja auch viel geringer“, sagt Weyer.
Der Waldkindergarten Üllehütt (bedeutet so viel wie Eulenhütte) ist aus einer Elterninitiative heraus entstanden, der gegründete Verein tritt als Träger der Freien Jugendhilfe auf, der Naturkindergarten ist daher Teil des Kita-Navigators der Stadt.
„Wir haben uns inzwischen gut eingelebt“, erzählt Weyer, die es nur ein bisschen schade findet, dass schon mal das Tipi der Kinder zerstört wurde oder einige der bevorzugten Plätze vermüllt waren. Und auch am Bauwagen, der ja frei zugänglich steht, haben sich offenbar nach 15 Uhr schon Personen getroffen. „Da haben wir auch gar nichts gegen. Nur den Müll sollten diejenigen schon wieder mitnehmen“, würde sich Katja Weyer wünschen.
Was der Üllehütt jetzt noch fehlt, ist ein neuer FSJler (oder Bundesfreiwilligendienstleistender) ab August. „Wir hatten im ersten Jahr einen, der war eine große Bereicherung für das Team“, sagt die Leiterin. Wer Interesse hat, kann sich unter info@uellehuett.de bewerben.
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