Friedrichstadt Einbrecher erfolgreich abwehren
Friedrichstadt · Die Polizei klärt auf: In Wohnungen wird das ganze Jahr über eingebrochen, in Häuser eher in den Wintermonaten. Hier einige Tipps.
Dass die Zahl der Einbrüche nach einem Rückgang in der Corona-Zeit wieder spürbar zunimmt, verwundert niemanden. Die Lockdowns in der Pandemie hatten große Teile des öffentlichen Lebens lahmgelegt – dafür aber auch viele Kriminelle ausgebremst. Bestimmte Tätergruppen, wie es die Polizei beschreibt, sind durch Corona kaum noch zum Zug gekommen. Es gab Ausgangssperren, viele Menschen arbeiteten im Homeoffice und die Kinder hatten Homeschooling, alle waren also öfter zu Hause. Mit den Lockerungen und der Rückkehr in die Büros kommen nun auch wieder die Einbrecher mehr zum Zuge. Die große Frage, die im Raum steht, lautet: Wie schütze ich mich am besten? Kriminalhauptkommissar Reinhard Busch berät viele Düsseldorfer in der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle und gibt hilfreiche Tipps.
Wohnungen
Ob klein oder groß – über das Treppenhaus brechen die Täter das ganze Jahr über in Wohnungen ein, wie Reinhard Busch sagt. Beliebt ist die Kernzeit zwischen 9 und 17 Uhr. „In dieser Zeit sind die Menschen arbeiten oder einkaufen oder aus anderen Gründen unterwegs.“ Laut ihren Erfahrungen wissen die Beamten, dass es die Einbrecher bei Wohnungen selten schwer haben, ins Treppenhaus zu kommen. „Die klingeln sich dreist durch, in 99 Prozent der Fälle drückt irgendein Nachbar immer auf.“ Die Einheiten ganz oben sind sehr beliebt, so kann der Einbrecher werkeln, ohne befürchten zu müssen, dass Nachbarn auf dem Weg nach oben an ihm vorbeimüssten.
Wohnungstür
Diese ist in einem Mehrparteienhaus in Augen der Polizisten die wichtigste Hürde, die ein Einbrecher zu nehmen hat. „Daher sollte man das Augenmerk auf sie richten.“ Ob die Haustür, für die alle Parteien verantwortlich sind, oder eine Hoftür etwa abgeschlossen sind oder nicht, hat offenbar kaum Relevanz. Busch verweist dabei erneut darauf, dass die Einbrecher sich ohnehin so lange durchklingen, bis sie im Haus sind. „Haus- und Hoftür dürfen in aller Regel auch nicht abgeschlossen werden - aus Brandschutz-Gründen. „Gegen eine Hoftür, die wie eine Haustür nur von innen geöffnet werden kann, ist natürlich nichts einzuwenden.“
Querriegel
Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis hat man beim Querriegel, auch Panzerriegel genannt. Hier wird von innen ein Riegel vor die Tür gesetzt, die der Mieter beim Verlassen von außen abschließen kann. Dieser Riegel kostet ab 500 Euro inklusive Einbau, der Mieter oder der Vermieter können die Lohnkosten als haushaltsnahe Dienstleistungen von der Steuer absetzen. „Der Durchschnitts-Einbrecher ist mit einem Schraubendreher bewaffnet. In einem für ihn vertretbaren Zeitraum ist so eine Tür kaum zu knacken, er gibt also auf.“ Nach zehn Minuten durchschnittlich will ein Einbrecher in der Wohnung sein, um an Schmuck und Bargeld zu kommen, mehr Zeit gibt er sich nicht. Einzige Einschränkung beim Querriegel: Wenn es sich bei der bereits vorhandenen Wohnungstür um eine Brandschutztür handelt, dann ist von einem Querriegel abzuraten, da mitten in die Tür ein Loch gebohrt werden muss für die Schließvorrichtung, damit wäre der Brandschutz aber nicht mehr gewährleistet.
Top-Trick der Einbrecher
Wer seine Wohnungstür gar nicht erst abschließt, darf sich bei der Kriminalpolizeilichen Beratungungsstelle überraschen lassen: Mithilfe eines speziellen Teilstücks von einer Plastikflasche ist eine Tür in Sekundenschnelle geöffnet. Daher: „Abschließen so oft es geht, das ist schon mal wichtig. Sie glauben nicht, wie oft das nicht passiert, weil man nur eben was einkaufen will, und dann ist es passiert.“ Oft müssten die Menschen gar nichts ändern - außer ihr Verhalten.
Neue Wohnungstür
Noch besser als ein Querriegel ist eine sogenannte einbruchhemmende Tür, aber sie ist auch teurer, laut Busch liegen die Kosten bei 2500 bis 3000 Euro. Eine Tür mit Bolzen, die sich beim Abschließen in den Türrahmen versenken, ist nicht die optimale Lösung. Besser sind Türen mit Hakenschwenkriegeln.
Videoüberwachung
Per Video können Mieter bestimmte Bereiche überwachen. Die Kamera lässt sich ins W-Lan einbinden, und bei Bewegung gibt es eine Push-Nachricht aufs Handy. „Da sollte man sofort der Polizei unter 110 Bescheid geben. Wenn ich in der Nähe meiner Wohnung bin, übergebe ich draußen der Polizei meinen Wohnungsschlüssel, sodass die Beamten nach dem Rechten schauen können.“
Alarmanlage
Diese wird in Augen der Ermittler überschätzt, wie von Reinhard Busch zu erfahren ist. In 97 Prozent der Fälle gibt es der Statistik zufolge Fehlalarme. „Viele Menschen installieren diese Alarmanlagen selber, haben die Technik aus dem Internet her. Da sollten die besser mit uns sprechen, wir können Fachleute empfehlen, wir haben für alles Listen mit ausgewiesenen Experten. Es gibt außerdem die Möglichkeit, den Alarm weiterzuleiten - an einen Wachdienst etwa. Das ist aber dann auch entsprechend teuer.“ Und das macht nur dann Sinn, wenn die Intervention zeitnah stattfindet. Die Kosten für eine Alarmanlage inklusive Einbau belaufen sich auf etwa 2000 Euro.
Mechanik versus Elektronik
Der Einbrecher hat alles, aber keine Zeit, wie Reinhard Busch sagt. Durch den gezielten Einsatz von Mechanik und Elektronik soll ihm genau die geraubt werden, so dass der Täter schnell aufgibt. Er sagt aber klar: „Bei einer Wohnung ist eine gute Mechanik der Elektronik immer vorzuziehen.“
Einfamilienhäuser
Während bei Wohnungen statistisch gesehen das ganze Jahr und eher tagsüber eingebrochen wird, verhält sich das bei Einfamilienhäusern vollkommen anders: „Man kann die Uhr danach stellen, dass sich die professionellen Einbrecherbanden - vornehmlich aus Südosteuropa - mit der Zeitumstellung Ende Oktober auf den Weg zu uns nach Mitteleuropa machen, um in den dunklen Wintermonaten zuzuschlagen.“ Hier schlagen die Einbrecher in der Dämmerung zu, im Durchschnitt zwischen 16 und 22 Uhr. Da schläft noch niemand. Wenn es also dunkel ist, ist in der Regel auch noch niemand zu Hause.
Beleuchtung
An der Grundstücksgrenze fällt die Entscheidung, und zwar aufgrund von fehlender Innenbeleuchtung. Daher der Tipp, Lampen an Zeitschaltuhren anzuschließen und so zu schalten, dass diese zwischen 16 und 22 Uhr dauerhaft an sind. Bewegungsmelder mit Strahlern nützen dem Hausbewohner, wenn er heim kommt und Licht braucht, sie wehren Einbrecher aber nicht ab.
Haustür am Haus
Die Haustür ist mehr oder weniger tabu, denn die ist in der Regel am stabilsten, und die Wahrscheinlichkeit, beobachtet zu werden, ist groß. Also zieht es den Einbrecher eher über den Garten an die Terrassentür, wo er Deckung hat. Bei den Terrassentüren lohnt sich ein kritischer Blick auf den Schließmechanismus, hier empfiehlt Reinhard Busch eine sogenannte Pilzkopfverriegelung. Eine Nachrüstung mit dieser Pilzkopfverriegelung kostet für eine Tür inklusive Einbau etwa 450 Euro, für ein Fenster etwa 300 Euro – diese dürfen aber nicht älter als 30 Jahre sein. Ein Einbrecher erkennt schnell, ob er es mit einer Pilzkopfverriegelung zu tun hat und gibt schnell auf - in 80 Prozent der Fälle. Dann gehen die lieber zum nächsten Haus. Wer abschließbare Griffe an Fenstern und Terrassentüren hat, sollte diese auch abschließen. Bewohnern eines Einfamilienhauses legt der Experte den Einsatz von Videoüberwachung und Alarmanlage ans Herz. „Das ist ein guter zusätzlicher Schutz, denn die Einbrecher haben mehrere Möglichkeiten, ins Haus zu kommen.“
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