Eine Klamauk-Safari, die durch die Gärten dieser Stadt führt

Beim Asphalt-Festival inszeniert das Theaterkollektiv per.Vers. Expeditionen durch die grünen Oasen der Stadt. Doch spannend sind nur die Orte.

Foto: Nana Franck

Die Gartenbranche in Deutschland wächst, und immer häufiger verfassen auch Philosophen Lobeshymnen auf den Garten — als Antwort auf Klimawandel und Umweltverschmutzung. Auch das Asphalt-Festival widmet sich dem Garten-Hype, und zwar in einer besonderen Form. Das Düsseldorfer Theaterkollektiv per.Vers. hat eine Safari durch die Gärten der Stadt konzipiert. Zu Fuß und per Bus. Titel: „Garten minus Zäune“.

Die Stadtexpedition startet an den Alten Farbwerken. Drei Performerinnen empfangen die Zuschauer in Garten-Overalls und Kohlblatt-Kappen und bitten sie, ihre Teilnahme mit grünem Daumen zu bestätigen. Heißt: Daumen auf ein grünes Stempelkissen halten und aufs Papier drücken. Outfits und Anmeldeformalitäten lassen also vermuten, dass einem auf der Theater-Tour eher Unernstes blühen wird. Doch der Unernst artet aus in Ulk und Klamauk. Etwa im Bus.

Auf dem Boden Kunstrasen, an den Haltestangen Plastik-Zweige. Die Darstellerinnen veräppeln den „sicheren“ Kunstgarten als „Paradies für Phobiker aller Art“. Auch die Mitglieder des Kleingartenvereins Junkerstraße werden verhohnepiepelt. Während sich zwei ältere Damen in ihrem Gärtchen auf Liegestühlen sonnen (sie sind Teil der Aufführung), persiflieren die Performerinnen die zaunbewehrte Schrebergarten-Spießigkeit mit dem Song „Good fences make good neighbours“ (Gute Zäune machen gute Nachbarn). Mit demselben Lied veralbern sie auch einen anderen zaunreichen Hort der Spießigkeit: die noble Vorgarten-Idylle in der Lützowstraße.

Und dann hüpfen noch Akteure in Gartenzwergkostümen über die Straße der Gut-Betuchten. Freilich ist es legitim, sich über Kleingärtner und gutbürgerliche Vorgärten lustig zu machen, nur wurde das schon so oft und origineller getan. Per.Vers. liefert hingegen nur platte Komik. Doch interessanter wäre es gewesen, einen Kleingärtner oder einen Rechtsanwalt zu Wort kommen zu lassen, um etwas über deren Garten-Philosophien zu erfahren.

Zumal andere „Experten des Alltags“ eine Stimme erhalten, etwa Luise Lange. Sie gestaltet und pflegt die Garten- und Teichanlagen beim Versicherungsunternehmen Ergo und erzählt von Scheinzypressen und Buchsbäumen, die sie auf den Gartenterrassen gepflanzt hat. Andere „grüne“ Akteure bleiben leider stumm. Etwa die Betreiber des Gemeinschaftsgartens „Neue Lohe“ in Golzheim: eine wunderschöne Gartenkolonie, wo Weinreben, Walnussbäume oder Kürbisbeete ohne Zäune nebeneinanderwachsen. Angelegt auf einem ehemaligen Parkplatz. Diese Geschichte nehmen zwei Performerinnen zum Anlass, einen seichten Streit-Dialog vorzuführen: Die eine plädiert für mehr Parkplätze in der Stadt, die andere für mehr Grün. Etwas später folgt ein Lied darüber, dass das Kraut weiter wächst, auch wenn die Zivilisation versucht, es permanent zu zähmen. So lebt die urbane Safari hauptsächlich von ihren Garten-Orten, die kaum bekannt oder sonst nicht zugänglich sind. Die Darbietungen selbst kommen leider nicht zur Blüte.

Weitere Aufführungen am 19. und 20. Juli um 18 Uhr.

asphalt-festival.de