Düsseldorf-Düsseltal Eine Wohnung für Mütter, die keine Wohnung haben

Die Diakonie hat ein Objekt gekauft, in dem Mütter mit Kindern ihr Leben neu ordnen können.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Häufig kommt vieles zusammen: Frauen verlieren ihren Job, ihre Wohnung — oder ihre Beziehung endet und sie wissen nicht, wohin sie gehen sollen. „Die Geschichten der Frauen, die mit ihren Kindern zu uns kommen, sind sehr individuell“, sagt Stefanie Volkenand von der Diakonie Düsseldorf. Sie leitet die Betreuung von wohnungslosen Frauen bei der Diakonie. „Meistens sind sie aber von Armut betroffen und kommen aus bildungsfernen und finanzschwachen Verhältnissen und sind mit der Situation überfordert, ihr Leben neu regeln zu müssen.“

Für wohnungslos gewordene Frauen gibt es seit elf Jahren das Ariadne-Haus, bis zu 20 Frauen können hier temporär unterkommen. „Das Haus ist eigentlich für Alleinstehende konzipiert, aber wir haben festgestellt, dass immer mehr Kinder dort lebten“, sagt Volkenand. Dabei sei das Haus keine gute Umgebung für Kinder, da dort auch Sucht- und psychisch Kranke wohnten.

Seit Mai gibt es für wohnungslose Mütter deshalb eine neue Einrichtung. Im Zooviertel hat die Diakonie mit Spendengeldern von Fifty-Fifty eine Wohnung gekauft, in der bis zu fünf Frauen mit ihren Kindern leben können. Es gibt vier große Schlafzimmer, zwei Badezimmer und eine Küche mit einem kleinen Balkon.

Im Rest des Hauses wohnen „normale“ Mieter und Wohnungseigentümer, das Viertel ist gepflegt. „Uns war wichtig, dass die Familien hier zur Ruhe kommen und sicher leben können“, erklärt Volkenand. Sobald sie wieder ein langfristig gesichertes Einkommen haben, wird eine eigene Wohnung gesucht. Unterstützt werden sie bei allem von zwei Familienpflegerinnen der Diakonie. Sie begleiten die Frauen bei Behördengängen und geben Hilfestellungen.

Den Haushalt führen die Frauen selbstständig, kochen gemeinsam und gehen einkaufen. Besonders schwierig sei es für Menschen aus anderen EU-Ländern. „Sie bekommen nur Sozialleistungen, wenn sie gleichzeitig auch hier arbeiten oder einmal gearbeitet haben. Auch für Wohnungen kommt die Stadt sonst nicht auf“, erklärt Hubert Ostendorf von Fifty-Fifty.

Für solche Frauen muss also zunächst eine Arbeitsstelle gefunden werden, bevor sie wieder ausziehen können. Im Schnitt drei Monate bleiben die Bewohner. Die erste, die die Wohnung - bereits vier Wochen nach dem Ersteinzug im Mai - wieder verlassen konnte, ist Sabine Franken (Name geändert).

Nach der Trennung vom Vater ihres Sohnes kam sie zunächst bei ihren Eltern unter. Ihr Sohn leidet jedoch unter einer autistischen Erkrankung und braucht spezielle Förderung, was dort nicht möglich war. Auf einmal wusste Franken nicht mehr, wohin sie gehen sollte und wandte sich an die Diakonie. Nach sechs Wochen im Haus Ariadne und vier Wochen im Zooviertel hat sie wieder eine eigene Wohnung gefunden. Dass es so schnell geht, ist für die Diakonie der Optimalfall, wenn auch selten. „Je schneller die Frauen wieder etwas Eigenes finden, desto mehr Frauen können wir betreuen“, sagt Volkenand. Denn noch ist die Wohnung in Düsseldorf einzigartig. „Ich habe aber bereits mit Diakonie-Chef Thorsten Nolting besprochen, dass wir das Engagement noch verstärken wollen“, erklärt Ostendorf. Rund 250 000 Euro hat die Wohnung gekostet, das komplette Geld hat Fifty-Fifty gespendet. „Alle Kosten, also vor allem Einrichtung und Personal, werden durch Spenden gedeckt“, betont Volkenand. Keine öffentlichen Mittel seien in das Projekt geflossen.