Düsseldorf Demenz: Erinnerungen aus dem Koffer

Büchereien stellen Angehörigen und Einrichtungen Demenz-Koffer zur Verfügung.

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Düsseldorf. Maria Zimmer (Name geändert) studiert die Schwarz-Weiß-Fotografie. Zwei Frauen sind darauf zu sehen, beide tragen Badeanzüge. Solche, die 1951 in Mode kamen. Sie sind hoch geschlossen — und in Maria Zimmers Augen doch eine „freizügige Sensation“ für die damalige Zeit. „Schön waren die“, schwärmt die 95-Jährige. Solche Modelle habe sie auch damals verkauft. In ihrem eigenen Laden.

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Dass sich die an Demenz erkrankte Frau daran erinnert, ist auch für Betreuerin Isabel Jung eine Überraschung. Sie leitet die Gruppe im DRK-Zentrum an der Grafenberger Allee, die sich drei Stunden in der Woche zusammenfindet, um alte Erinnerungen zu wecken und darüber zu sprechen. „Sie hatten ein eigenes Geschäft? Das ist ja interessant“, sagt sie und schaut Maria Zimmer aufmunternd an. Doch mehr weiß die alte Dame heute nicht zu berichten.

Seit Februar stellen die Düsseldorfer Stadtbüchereien sogenannte Erinnerungskoffer betreuten Demenzgruppen, pflegenden Angehörigen oder Ehrenamtlichen zur Verfügung. Ziel ist es, über die Erinnerung ins Gespräch miteinander zu kommen. „Es geht nicht unbedingt darum, das Gedächtnis zu trainieren, denn das ist kaum möglich. Es geht mehr darum, mit den Demenzerkrankten eine gute Zeit zu verbringen, sie sinnvoll zu beschäftigen und ihnen Freude zu machen“, sagt Annette Trimborn, Leiterin des Demenznetzes des DRK.

Besonders pflegende Angehörige würden sich Anregungen für die Beschäftigung im Alltag wünschen. Insgesamt verleiht die Stadtbibliothek elf Erinnerungskoffer und drei Medienboxen mit jeweils 20 Medien, darunter Bücher, CDs und Spiele. Die Erinnerungskoffer sind jeweils unterteilt in verschiedene Themenbereiche wie „Musik und Tanz, „Draußen“ oder „Alltag“. „Darin ist unter anderem ein Buch mit kurzen Geschichten zum Vorlesen — beispielsweise zum Alltagsthema Waschen. Unter dem Text stehen Fragen, die als Anregung für eine Unterhaltung dienen: Wie hast du früher gewaschen? Was braucht man zum waschen?“, erläutert Frauke Erus von den Stadtbüchereien den Inhalt eines Koffers. Ebenfalls dabei sind Haushaltsgegenstände wie Wäscheklammern und Kochlöffel sowie Bilder von Alltagsszenarien.

Viele dieser Boxen sind bereits im Umlauf, die Rückmeldungen sind laut Frauke Erus sehr positiv. „Das Angebot kommt richtig gut an.“ Auch Betreuerin Isabel Jung gefallen die Anregungen aus dem Koffer.

Gerade stimmt Maria Zimmer in das Lied „Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt“ ein. Ein Bild aus dem Erinnerungskoffer, das eine Reisegruppe auf dem Weg nach Italien zeigt, hat sie an das Lied erinnert.