Düsseldorf Wie man Urlaub von der Pflege nimmt

Angehörige haben Anspruch auf finanzielle Unterstützung, wenn sie eine Auszeit brauchen. Doch nur wenige nutzen die Möglichkeit.

Foto: Oliver Berg, dpa

Düsseldorf. Ein Familienmitglied zu Hause zu pflegen kann eine sehr belastende Aufgabe sein. Fehlender Schlaf sowie der Druck, rund um die Uhr verfügbar zu sein, führen bei den Angehörigen nicht selten zu körperlichen und psychischen Erschöpfungszuständen. Ein Urlaub kann helfen, neue Kraft für den Alltag zu erlangen.

Doch nur wenige nutzen die finanzielle Unterstützung der Pflegekassen. Laut einer Statistik des Gesundheitsministeriums haben allein im Jahr 2014 lediglich 106 700 Pflegebedürftige in Deutschland die sogenannte Verhinderungspflege in Anspruch genommen. Das sind gerade einmal 5,4 Prozent.

„Manche Angehörige haben Bedenken, ihre kranken Familienmitglieder in fremde Hände zu übergeben“, sagt Antje Brandt von der Landesstelle Pflegende Angehörige NRW zu den Gründen. „Andererseits herrscht ein großer Informationsmangel in vielen Pflegehaushalten. Oft wissen Angehörige gar nicht, wie sie eine Ersatzpflege organisieren können.“

Dabei bieten die Pflegekassen zwei attraktive Modelle, um Angehörige zu entlasten. Zum einen die Verhinderungspflege, bei der der Kranke zu Hause von einem „Ersatzmann“, beispielsweise dem Nachbarn oder einem ambulanten Pflegedienst betreut wird. Zum anderen die Kurzzeitpflege, bei der der Patient vorübergehend in einem Heim stationär untergebracht wird. Bei beiden Varianten zahlen die Pflegekassen bis zu 1612 Euro im Jahr für maximal 28 Tage Auszeit. Vorausgesetzt der Patient ist pflegeversichert und die Pflegeperson betreut den kranken Angehörigen seit mindestens sechs Monaten.

„Ob man mit den 1 612 Euro der Pflegekassen volle 28 Tage auskommt, ist stark vom benötigten Betreuungsumfang abhängig“, sagt Monika Preuschoff vom Caritasverband Düsseldorf.

„Für einen Patienten der Pflegestufe 1 ist der finanzielle Zuschuss in der Regel aber ausreichend.“ Wenn der Patient allerdings höher eingestuft ist, ist unter Umständen ein Eigenanteil erforderlich. Pflegebedürftige mit geringen finanziellen Möglichkeiten können in diesem Fall aber Unterstützung beim Sozialamt beantragen.

Wer zumindest für einige Stunden eine Auszeit vom Pflegealltag sucht, kann bei der Caritas fündig werden. Speziell für pflegebedürftige Demenzkranke und deren Angehörige bietet der Wohlfahrtsverband zweimal im Jahr die „Oasentage“ an. Dabei werden die Menschen mit Demenz tagsüber an fünf Tagen im Zentrum plus in Flingern durch ehrenamtliche Helfer und ausgebildetes Pflegepersonal betreut. Währenddessen unternehmen die Angehörigen Tagesausflüge ins Nikolauskloster in Jüchen. Bei Bewegungs- und Kreativangeboten können sie sich entspannen und gleichzeitig über das Thema Demenz austauschen.