Flughafen Erneut Nachtflug-„Rekord“ am Flughafen in Lohausen
Düsseldorf · Anwohner kritisieren die Entwicklung scharf und fordern härtere Regeln. Der Flughafen sieht Verbesserungen.
Die Zahlen unterscheiden sich leicht, im Ergebnis bedeuten sie dasselbe: Im Jahr 2018 hat es erneut einen Rekord bei nächtlichen Flügen am Düsseldorfer Flughafen gegeben. Der Verein „Kaarster gegen Fluglärm“ hat nach Auswertung von Daten der Deutschen Flugsicherung 2436 Landungen zwischen 23 Uhr und 6 Uhr gezählt. Ein deutlicher Anstieg, 2017 waren es laut Verein noch 2053. Im Vergleich zum Jahr 2013 hat sich die Zahl sogar verdreifacht. Der Flughafen Düsseldorf bestätigt auf Anfrage unserer Redaktion den negativen Trend. Er kommt auf knapp abweichende Werte, aber ebenso eindeutige. Er verzeichnet 2159 Flugbewegungen zwischen 23 und 0 Uhr, sowie 77 von 0 bis 6 Uhr, was beides Spitzenwerte sind. Die Zahl der Starts und vor allem Landungen zwischen 23 und 0 Uhr nahm im Vergleich zum Jahr 2014 erheblich zu, da waren es noch 1150.
Für Werner Kindsmüller, „Kaarster gegen Fluglärm e.V.“, ist diese Entwicklung unhaltbar. Vor allem in den Sommermonaten hätten die Anwohner zum Teil mehr als zehn nächtliche Landungen täglich ertragen müssen. Hintergrund: Planmäßige Landungen sind nur bis 23 Uhr erlaubt, verspätete aber bis 23.30 Uhr, für Airlines mit Wartungsschwerpunkt Düsseldorf sogar bis 24 Uhr ohne Ausnahmeregelung möglich. Kindsmüller ist diese Regelung zu lax. Seiner Ansicht nach sei es belegt, dass die Fluggesellschaften mit dieser Randzeit kalkulierten und die lockeren Vorgaben ausnutzten. Das Verkehrsministerium müsse hier handeln. Auch deutlich höhere Gebühren für verspätete Landungen wie in Frankfurt oder Hamburg würden laut Kindsmüller weiterhelfen.
Für Flughafensprecher Thomas Kötter sind solche Maßnahmen nicht erforderlich, auch wenn er einräumt, dass „die Performance bei der Pünktlichkeit keinen der Systempartner im Luftverkehr zufrieden gestellt hat“. Er gibt zu bedenken, dass bei schärferen Rahmenbedingungen Flugzeuge bei nächtlichen Verspätungen oft nach Köln ausweichen müssten.
Was Transfers für die Passagiere und Leerflüge verbunden mit zusätzlichem Lärm und Treibstoffverbrauch zufolge hätte. „Der Luftverkehr braucht Flexibilität.“
Den Negativrekord erklärt er auch mit der besonderen Situation nur ein Jahr nach der Air-Berlin-Pleite und mit mehrwöchigen Streiks vor allem der französischen und italienischen Fluglotsen. Weitere Faktoren seien Unwetter, Überlastungen von Flughäfen in Urlaubsregionen sowie personelle Engpässe bei der deutschen Flugsicherung gewesen.
Nichtsdestotrotz arbeite man mit allen Partnern an einer nachhaltigen Verbesserung. Kötter verweist auf die Ergebnisse des Luftverkehrsgipfels in Hamburg, zu dem Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer eingeladen hatte. Und: Im November und Dezember hätten sich die Pünktlichkeitswerte im Jahresvergleich bereits ausgesprochen positiv entwickelt. Hierauf wolle man 2019 aufbauen.
Der Flughafen selbst hatte vor genau zwei Jahren angekündigt, eine siebenstellige Summe zu investieren, um den nächtlichen Flugbewegungen mit einer Projektgruppe entgegenzuwirken. „Eine Beruhigungspille für die Öffentlichkeit“, nennt das Kindsmüller. Der Flughafen solle sich besser darauf konzentrieren, seine Abläufe in den Griff zu bekommen und die Infrastruktur zu verbessern als um jeden Preis wachsen zu wollen. Kötter sieht allerdings auch hier Fortschritte: beim Dialog der Partner am Flughafen, der Optimierung von Planung und Abwicklung der Abfertigung sowie bei den Sicherheitskontrollen.
Hoffnung setzen beide auf Ankündigungen der Fluggesellschaft Eurowings, die besonders oft verspätet landete. So will die Airline künftig mehr Zeitpuffer für Flüge und Abfertigung einbauen und auch mehr Reservemaschinen stationieren. „Ebenfalls ist geplant, abends früher an den Airports zu landen, sodass ein größerer Puffer zu Nachtflugverboten entsteht und weniger Ausweichlandungen nötig sind“, sagte eine Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion.
Zu hoffen bleibt, dass den Worten Taten folgen und auch andere Fluggesellschaften umdenken. Zu wenig eingeplanter Zeitpuffer als Grund für Verspätungen hatte im vergangenen Jahr auch NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst kritisiert und unter anderem aus diesem Grund Vertreter der Airlines sowie der Flughäfen zu Gesprächen gebeten.
Diese seien „konstruktiv verlaufen“, heißt es nun auf Anfrage unserer Redaktion aus dem Ministerium. Es macht deutlich: „Die Fluggesellschaften und Flughäfen müssen ihre betrieblichen Abläufe so organisieren, dass Verspätungen die Ausnahme bleiben und nicht zur Regel werden. Probleme der Fluggesellschaften und Probleme im Luftverkehr dürfen nicht zu Lasten der Kunden gehen und erst recht nicht zu Lasten der Anwohner am Flughafen.“