Porträt Michael Kirch – ein Arzt, ein Musiker, ein Autor
Düsseldorf · Porträt Der Düsseldorfer hat ganz verschiedene Talente, so kann er gut Geschichten erzählen – eine handelt vom jungen Marius Müller-Westernhagen.
Eigentlich sei er von Hause aus Musiker, erzählt uns das Düsseldorfer Multitalent Michael Kirch, der neben seiner Tätigkeit als Arzt auch Autor mehrerer Bücher ist, eine Zeit lang eine Kleinkunst-Bühne namens „Lichtburg“ in Meerbusch betrieb, als Gefängnisarzt tätig ist und wunderbar Geschichten erzählen kann. In dem mit Antiquitäten geschmückten Arztzimmer seiner Praxis an der Schadowstraße, in der er sich sonst als Phlebologe um die Gefäßgesundheit seiner Patienten kümmert, sitzt er und berichtet uns mit sanfter, aber immer fokussierter Stimme von seinem Leben, seiner Kunst.
Eigentlich wollte Michael Kirch sich immer wieder mal nur noch seiner Kunst, seiner Musik, seiner Literatur widmen, doch es kam immer etwas dazwischen. Doch betont er nun, er wolle seine Tätigkeit als Arzt schon etwas zurückschrauben. „Kunst und Literatur sind mein Ding“, sagt er. Und diese Leidenschaft begann schon früh, als er mit seiner Band Ende der 60er Jahre als junger Mann Musik machte. Kirch kann viele Geschichten erzählen, so etwa über einen Jungen namens Marius Müller-Westernhagen, der seine ersten musikalischen Gehversuche in seinem Umfeld gemacht habe. Er selbst sollte dann doch etwas „anständiges machen“ haben ihm seine Eltern nahegelegt. So kam es, dass es mit der Musik zunächst nicht mehr weiter ging.
Man warf ihm in den 80ern vor, Kommunisten auftreten zu lassen
Doch Kirchs literarische Produkte ließen nicht lange auf sich warten. In den 80er Jahren wurde eine Art Autobiografie „Klinik Intern“ bereits 100 000 mal verkauft. Leider ging der Verlag pleite, wie Kirch uns erzählt, und von den Verkaufserlösen sah er nicht viel. Auch die Kleinkunstbühne in Meerbusch war nicht von langer Dauer, denn man warf ihm vor – und wir sprechen hier in der Tat von den 80ern – Kommunisten auftreten zu lassen.
Ohnehin ist das politische, der Diskurs über gesellschaftliche Entwicklungen – hierbei in besonderem Maße die Gesundheitspolitik – ein Gebiet, das Kirch umzutreiben scheint; mittelbar und unmittelbar in seinen Büchern, aber auch im direkten Gespräch. Man spürt, dass Kirch neben seiner fachlichen Expertise als Arzt auch auf ein Geschichts- und Philosophiestudium zurückblicken kann.
In 2018 erscheinen drei unterschiedlichste Publikationen von ihm oder unter seiner Mitwirkung im Agenda Verlag. „1220 einhalb“ ist eine Sammlung von fiktiven Briefen und Tagebüchern aus dem 13. Jahrhundert: „Liebe im Schatten der Kreuzzüge“. Michael Kirch indes ist auch an Büchern beteiligt, auf denen nicht sein wirklicher Name als Autor vermerkt ist. So etwa beruht die Novelle „Ich hab’ geahnt, dass es Dich gibt“ auf einer Zusammenarbeit zwischen ihm und einem Coautor, der aber nicht genannt werden wollte. Das Buch, das eine sich zu einer Liebe entwickelnde E-Mail-Freundschaft zwischen Max und der verheirateten Maria thematisiert, wurde unter dem Pseudonym „Christian Vulpius“ veröffentlicht. „Pulp Fiction“ im besten Sinne, wie Kirch mit Augenzwinkern sagt.
Schließlich kommen wir auf den Band „Die Mizwa“ zu sprechen, den Kirch ebenfalls mit Coautoren geschaffen hat. Die Titelgeschichte erneut unter dem Pseudonym Christian Vulpius, „Eine Audienz“ von Michael Kirch allein und sieben Kriminal-Kurzgeschichten mit deutlichem Bezug zur Arzt-Welt von Paul Marquardt, hinter dem sich aber Kirch und ein anderer Coautor verstecken. Viele der Geschichten sind von eigenen Erlebnissen Kirchs inspiriert, „Die Audienz ist sogar nach wahren Begebenheiten geschrieben. Dort geht es um nach Deutschland geflüchtete polnische Solidarność-Aktivisten und Möglichkeiten, ihnen zu helfen. Verwicklungen des Vatikans eingeschlossen.
Ein Buch unter dem Titel „Allein im Haifischbecken“ ist in Arbeit und behandelt Kirchs Erfahrungen im Gesundheitswesen. Das Buch wird voraussichtlich Anfang März erscheinen.