Evangelische Kirche: Zahl der Gemeinden wird fast halbiert
Weniger, aber besser? Bis 2030 soll es nur noch zwölf bis 16 größere Einheiten geben.
Düsseldorf. Mitgliederschwund, Finanznot und sanierungsbedürftige Gebäude: Die evangelische Kirche befindet sich seit Jahren in Bedrängnis und auf dem Rückzug — auch in Düsseldorf. Jetzt soll der erforderliche Schrumpfkurs konsequenter angegangen werden. Darauf verständigte sich am Samstag die Synode des Kirchenkreises Düsseldorf, die in Gerresheim tagte.
Als Ziellinie dient das Jahr 2030, für das die rheinische Landeskirche bereits düstere Prognosen entworfen hat: Ein Drittel weniger Mitglieder, 50 Prozent weniger Kirchensteuereinnahmen.
Diese Einbrüche kalkuliert man auch in Düsseldorf ein, hinzu kommt ein massiver Pfarrermangel, weil seit Jahren immer weniger evangelische Theologiestudenten in diesen Beruf möchten. Das liegt auch an schlechten Job-Aussichten, denn zu erwarten ist eine Halbierung der Pfarrstellen bis 2030.
Verzagen ist für die Protestanten aber keine Option. „Wir wollen erkennbar und einladend präsent bleiben in der Stadt“, betont Tetz. Damit man sich stärker auf die vier Kernaufgaben Verkündigung, Seelsorge, Diakonie und Bildung konzentrieren könne, sollen überall Teams aus Haupt- und Ehrenamtlern arbeiten, eng kooperieren die Gemeinden zudem mit funktionalen Diensten (Kirchenmusik, Krankenseelsorge) und der Diakonie.
Und doch ist fast allen Synodalen klar, dass es auf Sicht nicht bei den 23 Kirchengemeinden bleiben kann. Es werden womöglich nur zwölf bis 16 größere Einheiten (ähnlich den katholischen Seelsorgebereichen) übrig bleiben. Tetz: „Jede Gemeinde soll so groß sein, dass sie möglichst drei, mindestens aber zwei volle Pfarrstellen vorhält.“
Bis zum Herbst müssen sich nun alle auf Partnerwahl begeben: Wer passt zu wem — räumlich und inhaltlich. Im Frühjahr 2015 soll der Rohbau der Gemeindestruktur stehen, bis 2020 sollen die Strukturen so weit gefestigt sein, „dass 2030 nicht wieder alles umgeworfen werden muss“, sagt Tetz.
Als Blaupause für das Modell „Weniger, aber besser“ dient insbesondere Gerresheim, wo zwei Kirchen verschwunden sind (Apostel, Gnaden) und dafür Gustav-Adolf an der Heyestraße zum modernen Gemeindezentrum ausgebaut worden ist. Anders im Norden, wo die Großgemeinde Kaiserswerth vier Kirchen vereint (Stadt-, Mutterhaus- und Stammhauskirche sowie Jonas in Lohausen), die alle noch bestehen. Außerdem besteht die „Oster-Kirchengemeinde“ aus Melanchthon in Düsseltal und Trinitatis in Rath.
Die nächsten Fusionskandidaten dürften Lierenfeld (Lukas), Eller (Schloß- und Jacobuskirche) und Vennhausen (Markus) sein. Stadtteile mit zwei evangelischen Gemeinden sind Bilk, Derendorf und Unterrath. Wie viele und welche Kirchenareale verkauft werden, ist die spannende Frage in den nächsten Jahren.