Düsseldorf Fahndungserfolg: Paketbote bringt Einbrecher zum Tatort
Die Düsseldorfer Kripo hat eine Bande zerschlagen, die mit ihrer perfiden Masche Dutzende Einbrüche begangen haben soll. Höhe der Beute: rund 90.000 Euro.
Düsseldorf. Der Kripo in Düsseldorf ist ein seltener Coup gelungen: Nach monatelangen verdeckten Ermittlungen haben sie eine mutmaßliche Einbrecherbande zerschlagen. Vier Männer (24 bis 41 Jahre) sitzen in Untersuchungshaft. Die Abteilung für Organisierte Kriminalität bei der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft glaubt, dass sie für mindestens 46 Einbrüche von Düsseldorf, Neuss und dem Ruhrgebiet bis hin zur niederländischen Grenze verantwortlich sind. Geschätzte Beute: 90.000 Euro. Außergewöhnlich war die Masche der Verdächtigen. Sie haben sich laut Polizei von Paketboten zum Tatort chauffieren lassen.
Die Düsseldorfer Kripo kam den Männern vor Monaten auf die Schliche: Nach einem Ladendiebstahl in Moers wurde beim Täter ein Handy sichergestellt — und das war zuvor bei einem Einbruch im Norden Düsseldorfs gestohlen worden. Bei dem Ladendieb handelte es sich um den 41-Jährigen, der jetzt als mutmaßlicher Kopf der Bande in U-Haft sitzt.
Schon im Vorfeld war der Kripo aufgefallen, dass der Einbruch in Düsseldorf in ein Muster passte, in eine Häufung von Taten im Umland mit ähnlichem Modus Operandi: Die Täter suchten sich meist freistehende Einfamilienhäuser aus, verschafften sich — in aller Regel nachts — Zutritt durch die Kellertür, schreckten auch nicht davor zurück, dass die Bewohner zu Hause waren — sie flüchteten aber, wenn sie von diesen bemerkt wurden. Zig Einbrüche waren es. Jetzt gab es erstmals einen möglichen Verdächtigen.
Die Ermittler beschlossen eine umfangreiche Observation. Dabei, berichtet Kriminalhauptkommissar Rainer Reinhardt, stellte sich heraus, dass die Täter Hilfe von Paketboten hatten: Diese setzten die Einbrecher mit ihren Transportern in Wohngebieten ab und nahmen sie später samt Beute — meist Kleinelektronik und Schmuck — wieder mit. Eine gerissene Masche, sagt der Ermittler: „Man denkt sich als Anwohner nichts bei einem Paketwagen in der Nachbarschaft, nimmt ihn gar nicht als verdächtiges Fahrzeug wahr. Das ist das Perfide daran.“
Am Mittwochabend wurden der 41-Jährige und ein 24-jähriger Komplize von einem mobilen Einsatzkommando auf frischer Tat bei einem Einbruch in Moers festgenommen. Wenig später klickten die Handschellen bei zwei Paketboten (26 und 32 Jahre) aus Porta Westfalica und Wesel. Alle vier Männer sitzen in U-Haft. „Wir haben den Verdacht, dass es sich um ein bandenmäßiges Vorgehen handelt“, sagt Staatsanwalt Alexander Dierselhuis, in Düsseldorf zuständig für Organisierte Kriminalität. Zudem bestehe der Verdacht, dass die beiden Zusteller eines internationalen Paketdienstes ihren Job auch nutzten, um Tatorte auszuspähen.
Was die Männer einte, ist ihre Herkunft: Sie haben zwar unterschiedliche Biografien — während der 26-jährige Zusteller in Deutschland aufgewachsen und zur Schule gegangen ist, lebt der 41-Jährige in einem Asylbewerberheim in Moers —, stammen aber vom Balkan. Ermittler Reinhardt schätzt, dass sie die beträchtlichen Einkünfte von rund 90 000 Euro aus ihren kriminellen Machenschaften in die Heimat schickten. Ein Luxusleben führte wohl keiner von ihnen.
Nur noch einen „Restbestand“ an Beute konnte die Polizei sicherstellen. Obwohl der Hauptverdächtige nur den letzten Einbruch in Moers gestanden hat, sind Reinhardt und sein Team sicher, ihn für mindestens 46 Taten, die meisten innerhalb der vergangenen zwei Monaten, verantwortlich machen zu können. Dazu hatte es auch DNA-Vergleiche mit Spuren an Einbruchstatorten gegeben. Ob es sogar noch mehr Einbrüche gab, ist Spekulation. Der 41-Jährige ist allerdings seit mehr als einem Jahr in Deutschland. Auch so drohen ihm und seinen Komplizen im Falle einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft — wegen schweren Bandendiebstahls.