Düsseldorf Fahrradfahren in der City: Macht die Verkehrswende Sommerpause?
Düsseldorf · Für die Ferienzeit wurden viele Projekte des Radhauptnetzes angekündigt. Noch ist davon nicht viel zu sehen.
Die Stadt hat in den letzten Monaten im großen Stil die Verkehrswende proklamiert. Es wurde „auf dem Weg zur Fahrradstadt“ in neue Radwege und Umweltspuren investiert. Im Juni eröffnete Bürgermeister Conzen eine Ausstellung zur Fahrradförderung im Rathaus. In diesem Rahmen wurde eine Plakataktion der „Fahrradstadt Düsseldorf“ vorgestellt. Illustrationen von Wagenbauer Jacques Tilly sollen die Bürger bei der Verkehrswende motivieren.
Wer in diesen Tagen aufs Rad steigt und durch die City fährt, könnte den Eindruck bekommen, dass hinter all den großen Plänen nicht viel steckt. Und das, obwohl das Radhauptnetz erst Mitte April weiter ausgebaut wurde. Auf der Nord-Süd-Achse Kaiserstraße-Fischerstraße zwischen Jägerhofstraße und Klever Straße wurden beidseitig Radwege angebracht. Eine Autospur wurde jeweils durch einen Radfahrstreifen ersetzt. Aus Sicht der Radfahrer ein idealer Zustand.
Kanalbauarbeiten blockieren den Radweg bis Ende August
Wegen Kanalbauarbeiten kommt es nun aber im Bereich Kaiserstraße, Maximilian-Weyhe-Allee, Jägerhofstraße sowie Rosenstraße zu einer geänderten Verkehrsführung. Heißt in der Praxis: Stadtauswärts zwischen dem Kö-Bogen-Tunnel und der Sternstraße ist der Radfahrstreifen für etwa 250 Meter komplett gesperrt. Als Alternative bietet sich für die Radfahrer nur die Autospur, die seit April – seitdem gibt es nur noch eine Autospur – doppelt belastet ist. Fahrräder und Autos müssen sich wieder einen Fahrstreifen teilen. Die hohe Anzahl an Ampeln und der dadurch entstehende Stop-and-go Verkehr macht das Fahren nicht angenehmer. Weder für Autofahrer, noch für Radfahrer und erst recht nicht für die Umwelt. Aber nicht nur die Fahrräder sind gezwungen, die Autospur zu nutzen, sondern seit Ende Juni auch die E-Roller. 800 soll es laut der Firma Tier Mobility mittlerweile in der Stadt geben. Die Elektroroller werden im Straßenverkehr wie Fahrräder behandelt und müssen sich auch an Rechte und Pflichten von Fahrradfahrern halten. Im Zweifel also auf der Fahrbahn fahren. Ohne funktionierendes Radnetz ist ein Verkehrschaos mit 800 zusätzlichen Fahranfängern auf den Straßen vorprogrammiert. Auf der Kaiserstraße sollen die Bauarbeiten noch bis Ende August gehen.
Ampelschaltung muss erst
angepasst werden
Als nächster Abschnitt des Radhauptnetzes sind Radwege auf der Klever Straße – Jülicher Straße geplant. Zunächst soll ein provisorischer Radstreifen angelegt werden, später soll eine „Protected Bike Lane“, also ein abgetrennter Radweg, entstehen. Am 15. Juli war Baubeginn. Am Dienstagmittag ist davon noch nichts zu sehen. Auf Anfrage verweist ein Sprecher der Stadt darauf, dass es ja auch Arbeiten gäbe, die man als Passant nicht sehen könnte. In diesem Fall würden zunächst die Ampelschaltungen angepasst. Die Kosten für die Radfahrstreifen liegen bei 113.000 Euro. Die Arbeiten sollen Ende August abgeschlossen sein.
Nicht zu übersehen sollten eigentlich die neuen Schilder an den Umweltspuren sein. Seit dem 17. Juli dürfen auf den beiden Sonderfahrstreifen Merowinger- und Prinz-Georg-Straße auch alle Autos mit drei oder mehr Insassen fahren. Die entsprechenden Verkehrsschilder mit dem Zeichen „3+ frei“ sollen darauf hinweisen. Die wesentlich größeren Plantafeln, am Beginn der Umweltspuren, weisen allerdings noch nicht auf die Neuerungen hin. Dies soll aber auch bald geschehen, heißt es vonseiten der Stadt.
Der Weg zur „Fahrradstadt Düsseldorf“ ist lang. Aktuell ist von einer fahrradgerechten City nicht viel zu sehen und bis mindestens Ende August wird sich daran auch nicht viel ändern. Ob im September – nach der Ferienzeit – mehr Bürger aufs Rad umsteigen, hängt zuallererst von den Rahmenbedingungen ab. Erst wenn das Radhauptnetz flüssig funktioniert, bietet es eine Alternative zum Auto.