Meinung Farid Bangs Video für Geisel: Mittlere Erfolgschancen, relativ hoher Preis

Meinung | Düsseldorf · Unser Autor sieht zwei Gründe für eine Zusammenarbeit zwischen Oberbürgermeister Thomas Geisel und Farid Bang.

Thomas Geisel hat ein Video mit dem umstrittenen Rapper Farid Bang in Auftrag gegeben. Es soll ein Appell an die Jugendlichen der Landeshauptstadt sein, sich an die Corona-Abstandsregeln zu halten.

Foto: dpa/Roberto Pfeil

Es gibt eine Menge guter Gründe, Farid Bang nicht zu mögen. Sie stehen in den Versen seiner Lieder und in seinen Beiträgen in den Sozialen Netzwerken. Viele seiner Texte da wie dort sind frauenfeindlich und/oder gewaltverherrlichend. Man kann daher aus ebenso guten Gründen für sich beschließen, dass man keine Alben von ihm kauft und keine Konzerte von ihm besucht, und man kann sogar beschließen, dass man mit niemanden etwas zu tun haben möchte, der Farid Bang oder dessen Musik mag. Man kann schließlich auch noch sehr berechtigt bedauern, dass jemand mit solchen Texten sein Geld verdient und dass es möglich ist, mit solchen Texten Geld zu verdienen. Doch trotz alledem gibt es zwei Gründe, die dafür sprechen, ein Corona-Vernunft-Video mit ihm zu drehen und zu veröffentlichen – und den relativ hohen Preis zu zahlen, sich für politische Gegner in Wahlkampfzeiten so leicht angreifbar zu machen.

1. Farid Bang erreicht die Zielgruppe. Bei allem Respekt für die Toten Hosen, die angeblich für ein Video abgesagt haben: Die jungen Menschen, um die es hier geht, weil sie in der Altstadt die nötige Vernunft vermissen lassen, hören ihnen nicht zu. Mit Farid Bang dagegen sind sehr sehr viele von ihnen in den Sozialen Netzwerken verbunden, seine Beiträge schauen sie sich an - und empfinden sie nicht als spießige Belehrung von deutlich älteren Menschen. Ob die Botschaft noch wirkt, wenn es Samstagnacht ist, ist eine zweite Frage, aber zumindest kommt die Botschaft da an, wo sie ankommen soll.

2. Farid Bang tut genau das, was viele seit langem fordern. Die Kritik an seinen Texten und die Indizierung einiger seiner Lieder beinhaltet unausgesprochen, dass man sich ein anderes Verhalten von ihm wünscht. Dass er ein Star im Musikgeschäft ist, bei dem man sich nicht um die Jugend sorgen muss, oder im besten Fall sogar einer, der seine Popularität für einen guten Zweck einsetzt. Die Kritik zielt, so sie nicht bloßer Selbstzweck ist, auf eine Resozialisierung des Rappers. Genau das geschieht in dem erwähnten Video. Es mag komisch oder bitter oder beides klingen: Aber diese 40 Sekunden Video sind vielleicht das Vernünftigste, das Farid Bang bisher in seinem Leben gemacht hat.