Video mit Rapper Video von Farid Bang für OB Geisel sorgt in Düsseldorf für Aufregung

Düsseldorf · Der Skandal-Rapper hat für OB Geisel ein Video gedreht, um junge Menschen von der Einhaltung der Corona-Schutzregeln zu überzeugen. Dabei gilt der Rapper als frauenfeindlich und antisemitisch. Die Jüdische Gemeinde erklärt auf Anfrage, vor dem Dreh nicht zu ihrer Meinung gefragt worden zu sein.

Farid Bang in seinem Apell an die Düsseldorfer.

Foto: Stadt Düsseldorf

Eine Welle der Empörung schwappt über das Düsseldorfer Rathaus: Skandal-Rapper Farid Bang hat für OB Geisel ein Video gedreht. Der Anlass ist dabei ein vermeintlich guter: Wie andere Prominente zuvor, sollte der Rapper für Abstandsregeln in Corona-Zeiten werben. Das Video wurde am Mittwochmittag auf dm YouTube-Kanal und der Facebook-Seite der Stadt veröffentlicht.

Mit dem Farid-Bang-Video wolle die Stadt eine Zielgruppe erreichen, die für andere Vertreter der Stadt nicht zugänglich sei, sagte Geisel am Mittwoch. Konkret gehe es um junge Menschen, die nachts in der Altstadt am beliebten Rheinufer die Corona-Regeln nicht einhielten, Anweisungen der Ordnungsdienste nicht befolgten, in Poser-Szenen die Automotoren aufheulen ließen und sogar ihre Notdurft auf der Straße verrichteten.

„Da herrschen Zustände, die wir in Düsseldorf nicht haben wollen“, sagte Geisel. Überwiegend prägten dieses Bild junge Männer und unter ihnen vor allem Männer mit Migrationshintergrund, sagte Geisel. Es bestehe die Gefahr, dass sich eine Parallelgesellschaft entwickele.

Auf die geplante Veröffentlichung eines gemeinsamen Videos mit dem wegen frauenfeindlicher und antisemitischer Texte kritisierten Düsseldorfer Rapper verzichtet Geisel allerdings. Er wisse, dass Farid Bang eine „ausgesprochen kontroverse Figur“ sei, sagte Geisel am Mittwoch. „Ich halte manches, was er gemacht hat, für widerwärtig.“ Der Musiker habe aber seine früheren Texte bereut.

„Wir erreichen die Jugendlichen mit unserer Ansprache nicht“, wird Stadtsprecher Marc Herriger in der „RP“ zitiert. Geisel soll vor einigen Tagen das Video im Beachclub bereits angekündigt haben, und zwar mit den Worten, Farid Bang sei ein „wilder Junge, er hat das Herz aber auf dem rechten Fleck“ und „Ich bin ihm super dankbar, dass er das Video gemacht hat.“

Dabei gelten Farid Bangs Texte als extrem frauenfeindlich. In einem von ihnen verhöhnte er die Opfer häuslicher Gewalt. In dem Song „0815“ auf seinem Album „Jung, brutal, gutaussehend“ rappte er zusammen mit Kollegah folgende Zeilen: „Und wegen mir sind sie beim Auftritt bewaffnet / Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen (...)“ Dies brachte ihm schwere Vorwürfe ein, antisemitisch zu sein. Tote-Hosen-Frontmann Campino hielt dazu bei der Echo-Verleihung 2018 eine Wutrede, die sogar zum Ende des traditionsreichen Musikpreises führt.

Anfang 2018 gab die Staatsanwaltschaft Düsseldorf bekannt, dass sie gegen Bang und seinen Rapper-Kollegen Kollegah wegen des Straftatbestands der Volksverhetzung ermittele. Hierzu waren zwei Strafanzeigen bei den Ermittlern eingegangen. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien setzte das Album auf den Index.

Ein solche Videodreh mitten im OB-Wahlkampf — das sorgte für schnelle Reaktionen bei Geisels Konkurrenten. CDU-OB-Kandidat Stephan Keller kritisierte harsch: „Es ist mir völlig unverständlich, wie man sich mit jemandem verbünden kann, der bundesweit bekannt ist für antisemitische Provokationen und gewaltverherrlichende und frauenverachtende Texte und Einstellungen.“

Und FDP-OB-Kandidatin Marie-Agnes Strack Zimmermann kündigte einen Offenen Brief an den Oberbürgermeister an. Bei Twitter reagierte sie bereits spontan: „Braucht es wirklich einen Chaoten, der antisemitische & gewaltverherrlichende Zeilen rappt, um die Abstandsregeln der #Corona-VO zu erklären, lieber OB #Geisel? Auf gar keinen Fall, der Zweck heiligt nicht die Mittel. Einfach unnötig und unpassend.“

Der Behauptung des Stadtsprechers, man habe die Meinung der Jüdischen Gemeinde eingeholt widersprach am Mittwochvormittag Michael Rubinstein, Gemeindedirektor der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf: Auf Nachfrage der WZ sagte er, niemand bei der Jüdischen Gemeinde sei vor dem Videodreh gefragt worden. Rubinstein versteht zwar, „dass man Zielgruppen da abholen muss, wo sie sind.“ Wenn allerdings jemand als Vorbild dienen soll, der sich selbst in der Vergangenheit nicht an Regeln gehalten habe, so könne man trefflich darüber diskutieren, ob Farid Bang der richtige Mann für einen solchen Videodreh mit dem Oberbürgermeister sei.