Findelkind: Wenige Stunden altes Baby in der Uni-Klinik ausgesetzt
Die Mutter hatte „Ida“ offenbar selbst entbunden und anschließend in die Frauenklinik gebracht.
Düsseldorf. Auf den ersten Blick fehlte es dem kleinen Findelkind an nichts. Es war in wärmende Tücher und Pullover gehüllt, hatte ein Mützchen auf und schlief friedlich - nur von Mutter und Vater keine Spur.
Eine aufmerksame Krankenschwestern der Uni-Klinik hatte das nur wenige Stunden alte Mädchen am späten Freitagnachmittag entdeckt. Es war in eine mit bunten Kreismustern verzierte Tragetasche gelegt und in einem Warteraum auf Station F1 der Frauenklinik abgestellt worden. "Ida", wie die Krankenschwestern die Kleine nennen, wurde sofort untersucht.
"Es geht ihr gut. Sie ist ein kräftiges Mädchen", sagt Susanne Dopheide, Sprecherin der Uni-Klinik gestern der WZ. Ida sei lediglich ein wenig unterkühlt gewesen. "Außerdem wurde der Säugling offenbar nicht fachgerecht entbunden. Das heißt, sie war zwar abgenabelt, aber die Stelle war nicht abgebunden." Zurzeit wird Ida in der Kinderklinik versorgt.
Derweil sucht die Polizei nach den Eltern des Kindes. Dabei baut sie vor allem auf die Aussage einer Krankenschwester. Sie gibt an, gegen 17 Uhr eine etwa 20 Jahre alte Frau auf der Station gesehen zu haben, die mit der markanten Tasche unterwegs war. Sie soll ihre langen, blonden und leicht gelockten Haare zum Zopf gebunden und eine blaue Jogginghose mit weißen Streifen sowie ein langärmliges Oberteil unter dunkler Weste getragen haben.
"Das wichtigste ist, dass sich die Mutter oder andere nahe Angehörige bei uns melden, um die näheren Umstände besser einschätzen zu können", sagt Polizeisprecherin Susanna Heusgen. Es sei auch nicht gänzlich auszuschließen, dass das Kind wieder zurück zur Mutter dürfe.
Die hatte neben einem roten Tuch, einem Sweatshirt und einem Badetuch, auch eine mit dem Computer geschriebene Nachricht in der Tasche hinterlassen. Darin teilt sie unter anderem mit, dass sie keine andere Wahl gehabt hätte. Sie sei noch zu jung und stecke mitten in der Ausbildung.
Falls die Angehörigen in den nächsten Tagen nicht ermittelt werden können, wird Ida dem Jugendamt übergeben. "In so einem Fall steht eine Pflegefamilie bereit", erklärt Sozialdezernent Burkhard Hintzsche.
In Zusammenarbeit mit Wohlfahrtsverbänden bereitet der Pflegedienst der Stadt ausgewählte Familien auf ihre Aufgabe vor. "Bereitschaftspflege ist aber auf maximal ein Jahr beschränkt. Wenn es bis dahin nicht möglich war, Ida in ihr familiäres Umfeld zurückzuführen, muss eine andere Lösung gefunden werden."
Doch ob und wann Ida in eine Pflegefamilie kommt, ist noch offen. Bis eine Entscheidung gefallen ist, wird Ida in der Kinderklinik versorgt.