Düsseldorf Fotofest: Grüne wollen Zuschuss streichen

Die Politiker wollen die Finanzierung der Veranstaltung nicht mehr mittragen, wenn sie nicht neu konzipiert wird. Verweigern sie ihre Zustimmung, gibt es keine Mehrheit für das Festival. Clara Gerlach, kulturpolitische Sprecherin der Grünen, erläutert die Gründe dafür.

Foto: Grüne

Es kommt einem fast so vor, als läge ein Fluch auf dem Fotofestival. Schon die Vorbereitungen standen in der Kritik — und nicht nur, weil die Veranstalter sich zerstritten und in zwei Lager aufgespalten hatten. Auch an Organisation und Umsetzung haperte es. Clara Gerlach, kulturpolitischer Sprecherin der Grünen, kündigte an, ihre Fraktion werde den städtischen Festival-Zuschuss von 100 000 Euro unter diesen Umständen nicht mehr mittragen. Das wäre das Aus für die Veranstaltung, denn auch die CDU lehnt das aktuelle Format ab. Somit gäbe es keine politische Mehrheit mehr für das Foto—Fest.

Frau Gerlach, Sie haben sich immer für ein Foto-Festival ausgesprochen. Warum jetzt dieser Sinneswandel?

Clara Gerlach: Nachdem wir uns entschieden hatten, die Quadriennale nicht fortzuführen, war die Idee, mit dem Pfund zu wuchern, welches das ureigene der Kunst-Stadt Düsseldorf ist — mit der Fotokunst. Allerdings sollte das Ganze nicht, wie jetzt geschehen, von der Verwaltung gelenkt werden. Wir waren vielmehr dafür, das Photo Weekend, das es ja schon gab und das erfolgreich lief, als Basis zu nutzen und zu schauen, wie man es ausbauen kann. Etwa, indem sich städtische Institute stärker beteiligen und man einen inhaltlichen Überbau findet.

Das Ergebnis passt Ihnen nicht?

Gerlach: Nein, überhaupt nicht. Schon wie der Gesamtprozess gelaufen ist, war unglücklich.

Sie meinen den Streit zwischen der Gruppe um NRW-Forum-Chef Alain Bieber einerseits und die Galeristin Clara-Maria Sels andererseits?

Gerlach: Auch das. Vor allem aber ärgert mich, dass die Umsetzung des Festivals nur mäßig geklappt hat. Ich habe mir das sehr genau angeschaut. Ich wollte mir zehn Ausstellungen anschauen, in sieben Fällen stand ich vor verschlossener Tür, weil die Öffnungszeiten nicht eingehalten oder aber auf der Homepage von Düsseldorf Photo nur vage angegeben wurden. Das geht gar nicht. Hinzu kommt, dass die Menschen die Veranstaltung nicht als einheitliches Festival wahrgenommen haben.

Wie das? Der Streit ist eine interne Angelegenheit und juckt Fotokunst-Interessierte nicht.

Gerlach: Doch, durchaus. Es war überall Thema. Es gab keine aussagekräftige Werbung im Vorfeld, keine Eröffnung, also nichts, was eine Einheitlichkeit vermittelt hätte. Das ist schlecht, schließlich existieren viele Fotofestivals in vielen Städten. Wenn wir uns von der Masse abheben wollen, müssen wir etwas ändern. Schließlich geben wir 100 000 Euro für das Festival aus, das ist eine Menge Geld.

Welche Konsequenz hat Ihre Kritik?

Gerlach: Wir werden einer Finanzierung des aktuellen Formats nicht mehr zustimmen. Wir wollen ein hochwertiges Festival. Das geht nur gemeinsam. Wir meinen, es ist Aufgabe des Oberbürgermeisters einzugreifen.

Wie bitte? Er hat doch die zwei Lager erst möglich gemacht, indem er Herrn Bieber vom NRW-Forum die Leitung des Festivals übertragen und Frau Sels weggenommen hat. Obwohl sie es jahrelang organisierte.

Gerlach: Ja, die Verwaltung hat nicht optimal gehandelt, und wir sollten alles dafür tun, das es in Zukunft besser läuft.

Wie sieht denn das ideale Foto-Fest Ihrer Meinung nach aus?

Gerlach: Wir brauchen dringend einen Kurator. Das NRW-Forum sollte weiter die organisatorische Leitung übernehmen, die künstlerische Unterstützung sollte jedoch von anderer Seite kommen. Wir stellen uns jemanden vor mit internationaler Reputation, der einen Bezug hat zur bildenden Kunst und zu Medien. Es muss keine Düsseldorfer sein.

Sondern?

Gerlach: Dazu sage ich noch nichts.

Ein extra Kurator dürfte Sie mehr als 100 000 Euro kosten.

Gerlach: Das würden wir akzeptieren.

Sie wollen einen inhaltlichen Überbau, also ein Oberthema. Das ist schon bei der Quadriennale schiefgegangen, weil die vorgegebenen Themen eher verkopft als attraktiv waren. Wie wollen Sie das in Zukunft verhindern?

Gerlach: Das Fotofestival ist ganz anders aufgebaut. Wenn wir alle an einen Tisch bringen und die Fotografie wieder die Hauptrolle spielt, wird es attraktiv. Düsseldorf hat einfach viel zu bieten.