Frau vergewaltigt: 16-Jähriger gesteht
Prozess hinter verschlossenen Türen. Opfer muss vermutlich nicht aussagen.
Düsseldorf. Völlig verschüchtert sitzt Igor (Name geändert) auf der Anklagebank. Er ist kaum in der Lage, zusammenhängende Sätze zu sprechen. Auf die Nachfragen des Gerichtes antwortet der 16-Jährige nur in kurzen Sätzen. Aber er gesteht, eine 64-jährige Frau beim Nordic Walkerin im Grafenberger Wald überfallen und brutal vergewaltigt zu haben. „Es ist alles genauso wie in der Anklage“, sagt Igor beim Prozessauftakt.
Das Verbrechen hatte im Oktober 2013 überregional für Aufsehen gesorgt, denn Igor war damals erst 15 Jahre alt. Er hatte auf einer Parkbank am Bismarckweg gesessen, als die Hobby-Sportlerin vorbei kam. Nach einem kurzen Gespräch zog er die 64-Jährige auf eine Grünfläche und schlug ihr brutal ins Gesicht. „Wenn du schreist, schlage ich dich tot“, drohte der Jugendliche. Dann vergewaltigte er die Frau.
Ein Zeuge, der mit seinem Pferd unterwegs war, beendete das Martyrium. Er brüllte Igor an, der dann die Flucht ergriff. Der Reiter nahm die Verfolgung auf und rief die Polizei. Der 16-Jährige versuchte, durch das Unterholz und einen Tümpel zu entkommen. Er konnte aber wenig später, mit etlichen Kratzern und durchnässter Kleidung, auf dem Gelände des LVR-Krankenhauses festgenommen werden. Zunächst hatte Igor behauptet, schon länger ein sexuelles Verhältnis zu der 64-Jährigen zu haben. Dann schwieg er — bis zum Montag.
Der Angeklagte berichtete in nichtöffentlicher Sitzung, dass er nur mit seiner Mutter aus Bulgarien nach Deutschland gekommen sei. Die sei oft krank gewesen, habe streckenweise 16 Stunden am Tag geschlafen. Er hatte wenig Freunde und verbrachte die meiste Zeit allein vor dem Computer.
Aus Frust habe er viel gegessen und sei stark überwichtig gewesen. Inzwischen hat er allerdings abgenommen. In Deutschland lernte seine Mutter einen neuen Lebensgefährten kennen, der wiederum sehr streng gewesen sei. Nach einem gewaltsamen Übergriff sei seine Mutter mit ihm in ein Frauenhaus geflüchtet.
Er räumte ein, die Tat sei der größte Fehler seines Lebens gewesen — und entschuldigte bei der Anwältin des Opfers, das nicht im Saal war. Die 64-Jährige muss nun möglicherweise nicht mehr vor Gericht aussagen.