Meinung Fünf Wünsche für die Verkehrswende in Düsseldorf
Meinung | Düsseldorf · Neue Wege der Mobilität werden nur schleppend eingeschlagen. Dabei wäre mehr Tempo möglich.
Die Welt der Mobilität ist im Umbruch. Auch in Düsseldorf gibt es mehr und mehr Fahrradwege auf Hauptverkehrsachsen, Mietmodelle für Autos und Roller, mehr Bus und Bahn. Aber noch ist von der viel beschworenen Verkehrswende nicht wirklich etwas zu spüren. Die Düsseldorfer setzen nach wie vor nicht weniger aufs Auto, was sich in drohenden Fahrverboten aufgrund zu hoher Abgaswerte, Staus und zugeparkten Vierteln äußert. Kurzum: Das Ganze schadet der Gesundheit und geht auf Kosten der Lebensqualität. Höchste Zeit, das Thema deutlich offensiver anzugehen. Fünf Forderungen:
Grüne Welle für Radler Im Zuge des Versuchs für automatisiertes Fahren in Düsseldorf wird auch eine App getestet. Sie zeigt Radlern an, wie schnell sie fahren müssen, um die nächste Ampel bei Grün passieren zu können. Ganz nett also. Aber das reicht natürlich nicht. Andere Städte sind da längst weiter und zeigen, wie Radfahren wirklich attraktiv gemacht wird. Kopenhagen macht es mal wieder vor. Auf einigen Strecken ist dort eine Grüne Welle für Radfahrer eingestellt worden, sofern sie 20 Stundenkilometer fahren. In Oberhausen erfassen Sensoren an einigen Ampeln, wenn sich ein Radler nähert und schalten auf freie Fahrt. In Marburg lässt sich mit der Siemens-App Sibike automatisch Grün von der nächsten Ampel fordern. Wo bleiben in Düsseldorf die entsprechenden politischen Vorschläge und Beschlüsse?
Parken muss teurer werden Blechlawine ist genau genommen ein unpassender Begriff. Denn bei einer Lawine ist ja was in Bewegung. Wer einen Blick auf die Autos in Düsseldorf wirft, möchte sie jedoch lieber von Fahr- in Stehzeuge umtaufen. Entweder sie parken den kostbaren Freiraum in der wachsenden Stadt zu (23 Stunden pro Tag im Durchschnitt) oder stehen im Stau. Wer das seinen Mitmenschen wirklich antun will, soll dafür auch bitteschön tief in die Tasche greifen. Also: Gebühren fürs Parken in der Innenstadt rauf (hier ist die Kommune gefragt) und für Anwohner im Stadtteil auch (hier muss der Bund die Rahmenbedingungen anpassen). Der Vergleich mit anderen Städten kann ja Augen öffnend sein: In Stockholm kostet die Ausnahmegenehmigung für Anwohner laut ADFC nämlich 827 Euro im Jahr, in Kopenhagen 535 Euro. In Düsseldorf dagegen sind es nur 25 Euro bei Online-Beantragung.
Übrigens zieht das Argument nicht, dass hier vor allem die finanzschwachen Bewohner getroffen würden. Sie können sich nämlich oft gar kein Auto oder häufige Fahrten damit leisten und sind besonders auf gute Angebote für Radfahrer und Fußgänger sowie den öffentlichen Nahverkehr angewiesen. Zudem wohnen sie oft an vielbefahrenen Straßen, leiden also besonders unter viel Autoverkehr.
Bus und Bahn für einen Euro Die Verkehrswende gelingt natürlich nicht, ohne einen leistungsfähigen öffentlichen Personennahverkehr. Und Attraktivität funktioniert eben auch über den Preis, der sich heute leider viel zu wenig vom Carsharing unterscheidet. Und sozial wäre das auch noch. Wien macht es mit einem Jahresticket für 365 Euro vor. Klar ist, um die dadurch nach oben gehenden Passagierzahlen bewältigen zu können, hätte Düsseldorf heute weder genug Fahrzeuge noch Fahrer. Das müsste finanziert werden. Studien zeigen aber auch: Je besser das Angebot in Sachen Netz, Takt, Preis ist, desto mehr wird es in Anspruch genommen, steigen also die Fahrgastzahlen und damit die Einnahmen. Also ran.
Radwege schneller ausbauen Ja, die Stadt baut ein Radhauptnetz. Ja, sie hat einen Sinneswandel vollzogen, da nun auch auf Hauptverkehrsstraßen Achsen für Radler angelegt werden. Aber eine wirklich hohe Priorität genießt das Ganze nun auch nicht.
2014 wurde das Projekt vorgestellt, was ist bis jetzt wirklich spürbar in der Stadt passiert, außer vielleicht auf der Achse nach Bilk? Nicht wirklich sehr viel. Und auch der weitere Ausbau und Schluss von zahlreichen Lücken soll erst „über die nächsten Jahre“ verstreut erfolgen. Wie beim Schulbau sollte für das Radhauptnetz die höchste Prioritätsstufe angelegt und besonders viel Tempo gemacht werden.
Raum gerechter verteilen Der Raum in der Stadt ist lange Zeit viel zu einseitig dem Autoverkehr zur Verfügung gestellt worden. Höchste Zeit, dass die Stadt ihren Spielraum konsequent nutzt, Flächen für Parkplätze, aber auch mal Straßen zu verkleinern.
Ein zaghafter Schritt in die richtige Richtung ist mit mehr Abstellanlagen für Fahrrädern in ehemaligen Parkbuchten gemacht. Man mag sich kaum vorstellen, was mit dem zu gewinnenden Freiraum etwa auf breiteren Gehwegen noch alles angestellt und wie die Stadt so noch lebenswerter werden könnte.