Verkehr Grüne Welle ausgebremst
Krefeld · Zahlen aus 2017 zeigen: Trotz des stockenden Verkehrsflusses können die Grenzwerte des Luftreinhalteplans eingehalten werden.
Eine Autofahrt am Morgen auf der Hülser Straße. Nur wenig Verkehr. Und dennoch kommt man nur langsam voran. Die roten Ampeln bremsen einen aus. Selbst an den Fußgängerampeln, an denen gar kein Mensch wartet, sieht man Rot. In Krefeld kein Einzelfall. Eine Grüne Welle wäre für Krefeld wünschenswert, das ständige Halten vor roten Ampeln aber ist die Realität an diesem Morgen.
Viel ist in der deutschen Politik von Klimaschutz die Rede. Von sauberer Luft. Doch wie passt das zusammen, wenn Autos und Lkw immer wieder bremsen, stehen, wieder anfahren müssen? Und das alles vor dem Hintergrund der klimaschädlichen Treibhausgase. Erst vor kurzem vereinbarten Stadt und Kreishandwerkschaft den Masterplan Klimaschutz. Bei der Aufstellung des Luftreinhalteplans (LRP) hatte die Bezirksregierung Düsseldorf Maßnahmen zur dauerhaften Verminderung von Luftverschmutzung für Krefeld festgelegt. Das war im Jahr 2010.
Der Stadtrat stimmte zu. Teil der Maßnahmen ist auch die „verkehrsabhängige Steuerung/Einrichtung und Optimierung der Grünen Welle“. Wegen des Nothaushaltes blieb es erst einmal bei den Vorhaben. Im Mai 2018 beschloss der Bauausschuss die Erneuerung der Ampelanlagen am Frankenring Ecke Marktstraße, Ecke Roßstraße sowie auf dem Deutschen Ring/Tannenstraße, zudem die dortige Schaltung der Grünen Welle in Szenario 1.
Das bedeutet: Alle Verkehrsströme werden erhalten, die öffentlichen Verkehrsmittel werden beschleunigt, alle querenden Verkehre werden berücksichtigt, Fußgänger erhalten genug Zeit, um über die Straße zu gehen. 434 000 Euro wurden dafür von der Verwaltung festgesetzt. Dazu noch Umschaltungen auf der Untergath, eine Erneuerung der Ampel an der Ecke Bäkerpfad und die Schaltung der Grünen Welle im Szenario 2. Also: Der kreuzende ÖPNV wird zugunsten einer Durchfahrt auf dem Autobahnzubringer Untergath/Obergath benachteiligt. 273 000 Euro wurden dafür bereitgestellt. Das Tempo sollte auf der Untergath auf 70 km/h erhöht werden, um den Verkehrsfluss zu ermöglichen. Die Stadt sagt zum Stand des Umbaus: „Die Arbeiten wie die Erneuerung der Ampelanlagen müssen ausgeschrieben werden. Es ist vorgesehen, die Fördermaßnahmen noch in diesem Jahr auszuschreiben.“
Wochentag und Uhrzeit
beeinflussen die Grüne Welle
Die Umschaltung auf die Grüne Welle ist in der Praxis nur schwer umsetzbar in den Stoßzeiten. Ein Ingenieurbüro stellte fest: „Die Verkehrssituation am Knotenpunkt Obergath/Untergath/Kölner Straße kann durch die Optimierung der Grünen Welle nicht ausreichend verbessert werden. Am Gesamtknotenpunkt ist es aufgrund der hohen Verkehrsbelastung nicht möglich, eine ausreichende Qualität zu gewährleisten.“ Das gelte auch für die Strecke Deutscher Ring/Frankenring. Stadtsprecher Dirk Senger: „Auf den Hauptein- und -ausfahrtstraßen besteht eine Grüne Welle, die jedoch vom Verkehrsfluss abhängt, der an Wochentagen und Tageszeiten schwankt. Außerdem haben Bahnen und Busse Vorrang.“ Messwerte aus 2017 zeigen, dass Krefeld den Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid/ Kubikmeter Luft gerade so einhält. Krefeld sei daher keine Intensivstadt wie Düsseldorf, oder Köln. „Wir haben viele Jahre benötigt, um die Werte zu reduzieren. Es schwankt von Jahr zu Jahr“, sagt Andreas Rademacher, Verantwortlicher für die Umsetzung des Luftreinhalteplans. Fahrverbote seinen indes kein Thema.
Für Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, zeichnen sich Erfolge für den Luftreinhalteplan ab: „Durch die Maßnahmen konnten die kritischen Punkte Hafen und Oranierring entschärft werden. Aktuell werden an keiner Stelle in der Stadt die Grenzwerte überschritten.“ Steinmetz sieht noch Potenzial: „Sicher böte die Grüne Welle weitere Möglichkeiten zur Verstetigung des Verkehrs und Verbesserung der Luft. Allerdings gehört hierzu eine grundsätzliche Erneuerung des Systems, was mit hohen Investitionen verbunden ist.“ Dies ließe sich aus Sicht der IHK auch mit einem Mobilitätskonzept verbinden: „Wir könnten uns gut vorstellen, dass ein solches Projekt im Rahmen des Aktionsplans Wirtschaft für Krefeld unter der Überschrift ‚Digitalisierte Mobilität’ zum Projekt wird.“