Grundstückspoker Glasmacherviertel: Anteile für 375 Millionen Euro verkauft

Düsseldorf · Spekulation führe zu noch höheren Preisen für die Wohnungen auf dem Gelände, fürchten Kritiker.

Die Brache des Glashüttengeländes in Gerresheim soll schon seit etlichen Jahren bebaut werden.

Foto: Bernd Schaller/Schaller, Bernd (bes)

Vor zwei Jahren galt der Verkauf des ehemaligen Glashüttengeländes als Beispiel für ins Extrem gesteigerte Spekulationen auf dem Immobilienmarkt. 120 Millionen Euro zahlte Brack Capital Properties an die Patrizia Immobilien AG. Sie selbst hatte im Jahr 2012 noch 20 bis 30 Millionen Euro gezahlt und eine ähnliche Summe in die Sanierung von Boden und Denkmälern gesteckt. Nun ist jedoch ein weiterer Verkauf bekannt geworden. Die Adler Real Estate AG hat mit ihrer Tochter Brack Capital 75 Prozent der Projektentwicklungsgesellschaft für das Glasmacherviertel an private Investoren veräußert: für die Summe von 375 Millionen Euro.

Für Harald Schwenk, wohnungspolitischer Sprecher der Grünen-Ratsfraktion, ist damit klar: „Die Käufer spekulieren auf extreme Profite, die nur durch weiter stark steigende Mieten und Preise erreicht werden können – der Wohnungsmarkt überhitzt weiter.“ Er erwarte jetzt von der Stadt, dass mit den Eigentümern und der Projektgesellschaft geklärt werde, ob überhaupt gebaut oder weiter spekuliert werden soll. „Das Bebauungsplanverfahren muss jetzt auf Eis gelegt werden.“

Das ist aus Sicht von Adler allerdings nicht notwendig. „Am Projekt- und am Zeitplan ändert sich nichts“, sagt Sprecher Jürgen Herres. Bei den Investoren handele es sich um Family Offices, also Gesellschaften, die das private Vermögen von Eigentümerfamilien verwalten. Sie werden also selbst keine einzelnen Bauprojekte entwickeln, sondern die Steuerung in der Hand von Adler sowie Brack Capital und den bekannten handelnden Personen belassen.

Man bleibe auch dabei, das 20 Prozent der Wohnungen öffentlich gefördert und 20 Prozent im preisgedämpften Segment realisiert werden. Wie der Anteil von Miet- und Eigentumswohnungen bei den restlichen 60 Prozent ausfallen werde, sei noch offen. Die Zahl der Wohnungen ändert sich allerdings, sie soll von 1400 auf 1700 steigen. Herres hoffe, dass Anfang 2020 erste Bauanträge gestellt werden können und Mitte des Jahres Baurecht vorliege. „Wenn alles glatt geht, kann Anfang 2021 gebaut werden.“

Auch die Stadt geht auf Anfrage unserer Redaktion davon aus, dass die Realisierung des Projekts fortgeführt wird. Der überarbeitete Masterplan werde in den nächsten Sitzungszyklus eingebracht, was als Vorbereitung für den notwendigen Offenlagebeschluss im Bebauungsplanverfahren diene, sagt Sprecher Michael Buch.

Aus Sicht von Herres ist das Interesse der Investoren und die gezahlte Summe ein deutliches Signal für die Qualität des Standortes Düsseldorf. Dass das aus Investorensicht zutrifft, sieht auch Marcel Abel, Regional Manager Düsseldorf des Immobiliendienstleisters JLL, so. Die Überzeugung sei groß, dass Düsseldorf weiter wachsen werde, zudem würden gleichzeitig zu wenig Wohnungen gebaut. Da müsse man kein Hellseher sein, um Gewinne zu erwarten. Zudem sei man auf Investorenseite mittlerweile oft mit geringen Renditen zufrieden. Das sei für viele immer noch besser als Strafzinsen zu zahlen. Bei der nun gezahlten Summe für das Glasmacherviertel sei er nun überzeugt, dass nicht noch einmal weiterverkauft werde, sondern man auf die Rendite aus der Realisierung hoffe.

Er betont, wie wichtig es aus städtischer Sicht sei, bei der Umwandlung von Industrie- in Wohnflächen Spekulationen wie diese durch städtebauliche Verträge zu unterbinden und Nutzungen festzuschreiben. „Das passiert mittlerweile allerdings auch.“ Als Beispiel nennt Abel die „Benrather Gärten“ ehemals Nirosta und Outokumpu.