Golfen ist fast so schwierig wie Stabhochspringen

Bei der Rheingolf-Messe präsentiert sich Golf offen und wenig elitär. Der Einstieg ist viel einfacher als früher.

Foto: Siemes

Golf ist ein elitärer Sport. Für Spießer und Menschen, die viel Geld haben. Oder etwa nicht? „Von diesem Gedanken versucht der Golfsport in Deutschland seit Jahren loszukommen. Es ist nicht mehr elitär, auch wenn dieses Image irgendwo immer noch da ist. Die meisten Clubs bieten aber auch Einsteigern seit Jahren viele Möglichkeiten“, sagt Roman Graf vom Golf Resort Bitburger Land. Gemeinsam mit seiner Frau Christine informierte er am Wochenende bei der 20. Rheingolf Messe in den Schmiedehallen des Areal Böhler an einem der zahlreichen Stände über Angebote seines Clubs.

Viele der Experten vor Ort bestätigen: Der Golfsport hat ein Nachwuchsproblem. Kosten und Zeitaufwand schrecken viele junge Menschen ab, das Spiel mit Ball und Schläger auf gut gepflegten Grüns auszuprobieren und zu erlernen. „Die Industrie selbst wünscht sich einen leichten Einstieg“, erklärt Hendrik Sager, Mitarbeiter der japanischen Golfmarke Srixon. Auch er sagt: „Der elitäre Gedanke muss endlich weg.“ Doch was kostet der Einstieg in den Golfsport? „Es gibt Einsteigersets für rund 300 Euro, da sind dann alle wichtigen Schläger dabei. Und der Markt mit gebrauchten Schlägern ist groß. Es muss ja nicht immer was Neues sein, vor allem, wenn man anfängt“, sagt Sager.

Auch in Düsseldorf und der näheren Umgebung bieten zahlreiche Clubs „Schnupperkurse“ an, in denen jeder seine ersten Gehversuche unternehmen kann. Beim GSV an der Lausward sogar schon ab 19 Euro. Wen das Fieber packt, der kann ab rund 300 Euro die Platzreife machen - eine Art „Golf-Führerschein“, um später auf allen Plätzen zugelassen zu werden. „Je schneller ich lerne, desto eher wird auch Golf daraus. Aber es ist auch nicht ganz einfach. Nach Stabhochsprung ist Golf vom Bewegungsablauf her die zweitschwierigste Sportart der Welt“, weiß Sager. Nach oben hin sind den Preisen für Schläger keine Grenzen gesetzt

Die Golfbegeisterten konnten aber auch Equipment in höheren Preissegmenten ausprobieren und erwerben. „Ein ganzer Eisen-Satz bewegt sich auf mittlerem Niveau bei 500 bis 700 Euro“, erklärt Hendrik Sager. „Nach oben gibt es praktisch keine Grenzen.“ Am Stand von „Evnroll“ beispielsweise kostet der aktuell innovativste „Putter“ (zum Einlochen auf dem Grün) mit Riefen auf der Trefferfläche, die Ungenauigkeiten beim Zielen korrigieren sollen, 350 Euro. Mehr als ein Einsteigerset mit einem Dutzend Schlägern. „Jeder muss natürlich selbst entscheiden, wie viel Geld er investieren möchte“, sagt Sager. „Aber dass der Golfsport zeitaufwendig ist, das ist nicht von der Hand zu weisen. Eine ganze Runde auf einem 18-Loch-Platz kann dann schon mal rund vier Stunden oder mehr dauern.“

Doch viele Vereine haben auch dafür längst Konzepte entwickelt, um dem Arbeitnehmer die Möglichkeit zu geben, nach dem Feierabend den Schläger zu schwingen. „Es gibt 9-Loch-Plätze und After-Work-Turniere. Das ist schneller und dauert bei weitem nicht so lange“, erklären Christine und Roman Graf. Die Attraktivität des Spiels und des Sports im Allgemeinen zu steigern - es ist die große Aufgabe des deutschen Golfsports. Um endlich vom elitären Gedanken wegzukommen. Teuer ist Golf nun wirklich nicht mehr.