Gute Mimen, schwaches Stück

Herbert Herrmann und Nora von Collande spielen „Als ob es regnen würde“ im Theater an der Kö.

Foto: Thomas Grünholz

Geldscheine liegen plötzlich auf einem Tisch oder purzeln aus einem Schrank. Stapelweise. Von wem sie sind, wer sie hingelegt oder versteckt hat? Das wissen Bruno und Laurence genauso wenig wie die Zuschauer im gut besuchten Theater an der Kö an der Schadowstraße. In der Pause der Premiere von „Als ob es regnen würde“ lässt sie das nicht in Ruhe und man diskutiert darüber: „Was hätten Sie anstelle von Bruno getan?“ Die einen hätten sie sortiert und geordnet, andere wären damit sofort zur Polizei gegangen.

Ganz anders reagieren die Hauptfiguren des Stücks: der Anästhesist Bruno und seine Frau Laurence, eine Schulrektorin. Sie hat Panik davor, dass man sie für Diebe halten könnte und würde das Geld am liebsten im Müll entsorgen. Bruno indes kommt der warme Regen gerade recht — er zieht los zum Shoppen, will die knapp 30 000 Euro auf den Kopf hauen und kehrt zurück mit prall gefüllten Tüten von Luxusmarken. Klar, dass seine Frau sich darüber nicht sofort freuen kann und erst nach einiger Bedenkzeit ein sündhaft teures Designerkleid in Knallpink mit üppigem Dekolleté und hohen Hacken anzieht.

Wie häufig, wenn Herbert Herrmann und Nora von Collande auf Boulevard-Brettern erscheinen, erinnert manches an eine Modenschau. Immer wieder schlüpft von Collande in andere, pfiffige Klamotten, die sie selber aussucht; denn sie spielt nicht nur die schnippisch-coole Gattin, sondern firmiert gleichzeitig als Kostümbildnerin. Und ihr Bühnen-Gatte Bruno — alias Herbert Herrmann, ist auch ihr Mann im wahren Leben — er fungiert nicht nur als geldgeiler Protagonist, sondern auch als Regisseur. Auch das kennt man, wenn das Paar auftritt, in vergangenen Jahren überwiegend in der Komödie an der Steinstraße.

Sie spielen sich meist selber. So wirken sie authentisch als Ehepaar, das sich, auch hier mal wieder, routiniert die Bälle zuspielt. Das wissen ihre Fans, freuen sich auf ein Wiedersehen mit der 60-jährigen Nora von Collande und Herrmann, der auch mit 76 eine gute Figur macht, und sich allzu gerne als fesche, lockige Rampensau geriert.

Die französische Komödie aus der Feder von Sébastien Thiéry, mit der das eingespielte Team zuvor in Hamburg und Berlin aufgetreten war, hat sicherlich wenig von einem Boulevard-Klassiker. An den Haaren herbeigezogen wirken die Figuren-Konstellationen und ihre Dialoge über den Segen der Scheine, die im Finale gar vom Himmel regnen.

Herrmann versteht es, komische Situationen und Pointen rasch auf den Punkt zu bringen, so dass in den meisten Szenen Tempo und Heiterkeit dominieren. Doch am Ende bleiben viele Fragen offen. Beispielsweise, wie das viele Geld in ihre schicke Pariser Dachwohnung kommt. Vermutlich war es im Besitz des Nachbarn ‚Bedroh’, der mit Gewehr, später dann mit einer Axt, wie Deus ex Machina erscheint, auf der Suche nach seinem Vermögen. Dargestellt von Stephan Schill, der als schräger, neurotischer Nachbar eher an eine Leihgabe des absurden Theaters erinnert. Ein Genre, das sich weniger in Deutschland als in Frankreich (théâtre absurde) durchgesetzt hat. Ähnlich auch die Rolle des spanischen Hausmädchens Teresa (Julia Kelz), die im Stakkato Spanisch brabbelt, mit Slapsticks auftrumpft und für abenteuerliche, realitätsferne Verwechslungen sorgt. Viel Applaus für flink aufspielende Mimen, die sich Mühe geben, die Unentschiedenheit und Schwächen des Stücks zu verbergen.

Bis 15. April. Theater an der Kö, Schadowstraße 11. Telefon 322 333

theateranderkoe.de