Düsseldorf Grüne suchen ihren Bürgermeister
In diesem Monat entscheidet die Fraktion über den Nachfolger von Günter Karen-Jungen, eine Schlüsselrolle mit Blick auf die Kommunalwahl.
Theoretisch gibt es elf Kandidaten, praktisch vermutlich zwei: Die Grünen-Fraktion im Stadtrat entscheidet voraussichtlich Mitte Januar, wer das Amt des Bürgermeisters übernimmt, das nach dem gesundheitsbedingten Rückzug von Günter Karen-Jungen neu besetzt werden muss. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu:
Wer könnte es werden? Der Rat wählt den Bürgermeister aus seiner Mitte, das heißt, es muss ein Mitglied aus der elfköpfigen Fraktion der Grünen sein. Das Ehrenamt des Bürgermeisters setzt voraus, dass der Inhaber relativ viel Zeit mitbringt. Vollberuflich tätig sein kann ein Bürgermeister in der Regel nicht. Damit scheidet eine Reihe der bekannten Gesichter aus, etwa die Fraktionssprecher Angela Hebeler und Norbert Czerwinski oder die beiden Bundestagskandidaten Paula Elsholz und Uwe Warnecke. Die Diskussion läuft deshalb auf Dietmar Wolf und Wolfgang Scheffler hinaus.
Wie stehen die Chancen der Kandidaten? Die Schwierigkeit für die Entscheider liegt darin, dass für beide viel spricht und wenig gegen sie. Wolf hat als erster Grüner in Düsseldorf ein Direktmandat für den Stadtrat gewonnen und als stellvertretender Bezirksbürgermeister im Stadtbezirk 3 Erfahrungen mit einem Repräsentations-Amt gesammelt. Scheffler war schon einmal Bürgermeister (1994 bis 1999) und saß schon 1989 im Stadtrat. Jemand, der ihn sehr schätzt, sagt über ihn: „Den kann man nachts wachen machen, da hält er aus dem Stand eine super Rede.“ Der auffälligste Unterschied ist das Alter: Wolf wird am Karnevalssonntag 60 Jahre alt, Scheffler ist 73.
Warum ist die Entscheidung wichtig für die Grünen? Welche Rolle ein Bürgermeister spielen kann, zeigt Klaudia Zepuntke (SPD). Sie war von drei Jahren weitgehend unbekannt und hat sich durch ihre offene und herzliche Art sowie die große Zahl der Termine, die sie besucht, einen Namen gemacht. Sie ist dabei unverwechselbar sozialdemokratisch, das hilft der SPD in der für sie nicht unkomplizierten Lage mit Oberbürgermeister und Ampelkooperation sehr weiter. Eine ähnliche Wirkung hatte Günter Karen-Jungen, die soll folglich auch sein Nachfolger haben. Bei den Grünen ist das ebenso dringlich geboten wie für die SPD, weil sie in der Ampel zwar auch ihre Themen durchbringen, sie aber seltener als ihre Erfolge verbuchen können. In der Wahrnehmung der Wähler werden diese Punkte dann eher mit dem Oberbürgermeister verknüpft. Kurz: Es braucht ein grünes Gesicht.
Wann fällt die Entscheidung? Die Fraktionsversammlung (Ratsleute, sachkundige Bürger, Bezirksvertreter) wird Mitte Januar eine Empfehlung abgeben, die Fraktion im engeren Sinne danach entscheiden. Die Wahl im Stadtrat ist am 1. Februar.