Nach Herz-OP: Grüner Bürgermeister Karen-Jungen hört auf
Günter Karen-Jungen zieht sich nach Herz-OP nach 25 Jahren aus der Politik zurück. Großes Bedauern im Rathaus.
Düsseldorf. Politische Freunde, Begleiter und Gegner hatte er bereits in persönlichen Gesprächen informiert. Am Donnerstag teilte Bürgermeister Günter Karen-Jungen und langjähriger Ratsherr von Bündnis 90/Die Grünen auch offiziell mit, dass er sich aus dem politischen Leben der Stadt zurückziehen wird: „Nach einer schwierigen Herzoperation im Oktober habe ich mich entschlossen, mein Ratsmandat zum Ende des Jahres zurückzugeben. Gleichzeitig gebe ich auch das Amt des Bürgermeisters auf.“ Dieser Schritt sei ihm nicht leichtgefallen. Karen-Jungen bekennt: „Wer mich kennt, weiß, dass Politik immer zu meinem Leben dazugehört hat. Aber es wäre unvernünftig, die Politik über die Gesundheit zu stellen.“
Besonderes die Tätigkeit als Bürgermeister habe ihm in den vergangenen drei Jahren viel Freude bereitet. Der 72-Jährige sagt: „Ich habe viele interessante und für unser Gemeinwesen hochengagierte Menschen kennenlernen dürfen.“
Mehr als 25 Jahre hat das frühere DKP-Mitglied Kommunalpolitik gemacht und gelebt. Dabei lernte er alle Seiten dieser Stadt kennen. Angefangen hat er als Sozialarbeiter beim Jugendamt, 1991 wechselte er ins politische Rathaus, arbeitete acht Jahre lang als Geschäftsführer der Grünen-Ratsfraktion. Sein Vorteil bis heute: Karen-Jungen kennt die Arbeit der Verwaltung und hat die Gabe, gute Kontakte zu Politikern anderer Parteien zu pflegen. So war er gemeinsam mit dem früheren SPD-Fraktionsgeschäftsführer Frajo Göbel der Motor und „Strippenzieher“, als Rot-Grün im Rathaus die Mehrheit stellte. Dies in schwierigen Zeiten, als gespart werden und so unpopuläre Maßnahmen wie die Schließung von Büchereien getroffen werden mussten.
Norbert Czerwinski, Sprecher der Grünen-Ratsfraktion, erklärt: „Wir bedauern seinen Rücktritt sehr.“ Er erinnert daran, dass Karen-Jungen von der Politik dann noch einmal zurück in die Verwaltung wechselte, als Referent in das Umweltdezernat. „In dieser Zeit hat er wesentlich mit dazu beigetragen, dass die Düsseldorfer Feuerwehr eine der modernsten in unserem Land wurde. Dafür wurde er im Januar 2016 mit der goldenen Ehrennadel der Feuerwehr ausgezeichnet.“ Und Angela Heberle, die Sprecherin der Grünen im Rat, sagt: „Wir verlieren mit Günter Karen-Jungen einen unserer erfahrensten und kenntnisreichsten Ratsherren. Sein Herz gehört im Besonderen der Sportpolitik. So hat er maßgeblich an der Gründung der Düsseldorf Congress Sport & Event GmbH und der Eingliederung der Sportagentur mitgewirkt.“
Doch nicht nur für die Grünen ist das baldige Ausscheiden von Fortuna-Fan Karen-Jungen ein Verlust. CDU-Bürgermeister Friedrich Conzen, der ebenfalls vor Jahren eine Herz-OP überstehen musste, erklärte auf WZ-Anfrage: „Das ist ein Verlust für den Stadtrat. Er war immer sehr ausgleichend.“Und CDU-Ratsherr Andreas Hartnigk erklärt: „Er hat sich mit Herzblut für die Tour de France eingesetzt. Auch, wenn ich das nicht alles teile, achte ich sehr, was er geleistet hat.“
Seit 2004 gehörte Karen-Jungen wieder dem Rat an, inzwischen wieder als Teil der Rathaus-Regierung. Und so zeigen seine Koalitionspartner SPD und FDP größten Respekt vor seiner Entscheidung.
Martin Volkenrath, der den Bürgermeister noch als Jugendpfleger in Flingern kennenlernte, spricht von einem „konstruktiven und sehr offenen Menschen“. Und Monika Lehmhaus (FDP) ist traurig, dass „ein großartiger Kollege aus dem Rat scheidet, mit dem man sich toll und vor allem vertrauenswürdig austauschen konnte“.
Laut Reserveliste könnte nun Susanne Ott in den Rat nachrücken. Wer von den elf Grünen im Rat das Bürgermeisteramt übernehmen kann und will, soll Anfang 2017 feststehen. Einen mit Erfahrung gibt es da ja. Wolfgang Scheffler war bereits Grünen-Bürgermeister. Er stand Karen-Jungen nicht nur in den vergangene Monaten bei, das freundschaftlich verbundene Duo macht seit Jahrzehnten gemeinsam Politik.
Scheffler, der am Montag mit Karen-Jungen das Fortuna-Spiel besuchte, ist froh: „Er ist wieder gut beieinander.“