Kinderschutzbund warnt Handykonsum von Eltern kann Kinder in der Entwicklung stören

Düsseldorf · Nicht nur Kinder, auch Eltern nutzen ihr Smartphone zu viel, meint der Kinderschutzbund. Eine Plakat-Aktion soll darauf aufmerksam machen.

Hauke Duckwitz (stellvertretender Vorstandsvorsitzender Kinderschutzbund Düsseldorf), Bettina Erlbruch (Geschäftsführerin Kinderschutzbund) und Anke Teesselink (Leiterin Familiencafé am SANA) präsentierten die Plakate.

Foto: Joachim Hennig

Viele Eltern haben eine ganz genaue Vorstellung, wie viel Zeit ihr Kind am Tag mit seinem Smartphone verbringen soll. Beim eigenen Medienverhalten sind sie aber nicht so streng und machen sich dabei keine Gedanken, welche Folgen das für ihr Kind haben kann: Unsicherheit, das Gefühl von Vernachlässigung, Bindungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten können auftreten, wenn Kinder nicht in ausreichendem Maße von ihren Bezugspersonen angesprochen werden. So sieht es der Kinderschutzbund Düsseldorf und hat daher eine Plakat-Kampagne mit dem Titel „Sprich mit mir“ ins Leben gerufen. Drei Motive der Cartoonistin Renate Alf sollen Eltern für einen bewussteren Handy-Umgang sensibilisieren.

Mit den humorvollen Illustrationen sollen die Eltern zum Umdenken angeregt werden. Auf einem Plakat sieht man zwei Mütter, die mit ihren Kinderwagen kollidieren. Und nicht nur die Babys fliegen im hohen Bogen aus den Wagen, sondern auch die Handys, auf die die Mütter vorher geschaut haben. Ein anderes Plakat zeigt einen Vater auf einem Badetuch, in sein Smartphone vertieft, und sein Kind, das mit Spieleimer daneben steht und auf den Papa wartet.

„Wir wollen auf keinen Fall Verbote aussprechen und nicht mit dem erhobenen Zeigefinger kommen“, erklärt Hauke Duckwitz, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Kinderschutzbundes Düsseldorf, das Konzept. „Wir möchten gezielt junge Eltern ansprechen, auch einmal eine Auszeit vom Smartphone zu nehmen.“

Kinder brauchen dringend Blickkontakt und Feedback

Denn mangelnder Kontakt zur Bezugsperson kann zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen in der frühkindlichen Entwicklung führen. „Kinder wollen Blickkontakt, sie wollen ein Feedback bekommen“, weiß Bettina Erlbruch, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Düsseldorf. Wenn die Eltern nur auf ihr Handy starren, sei das nicht gegeben. Auf Dauer kann das zu Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern führen.

Die Medien sollen aber nicht verteufelt werden. Duckwitz beschwichtigt: „Natürlich gehören Smartphones heute dazu.“ Die Kinder müssen aber einbezogen werden. Sie müssen sich aktiv mit der Welt auseinandersetzten. Die Eltern sind für die Kinder ein Lernvorbild für die Mediennutzung.

Und ein schlechtes Vorbild führt dann zu den Fällen, von denen Bettina Erlbruch nur zur Genüge berichten kann: Eltern mit 9- oder 10-jährigen Kindern kommen in die Beratungen und klagen, dass sie keine Kontrolle über die Mediennutzung ihrer Kinder haben. „Da wird beim Essen unterm Tisch mit dem Smartphone gespielt.“ Dann helfen nur noch konsequente Vereinbarungen in der Familie. „Die müssen aber auch die Eltern betreffen“, erklärt Erlbruch, denn „Erziehung funktioniert über Vorleben.“

Damit es nicht soweit kommen muss, können spezielle Apps für das Smartphone helfen, die anzeigen, wie viel Zeit mit dem Gerät verbracht wurde. „Besonders die Elterngeneration, die mit Handys aufgewachsen ist, hat ein Problem damit, das Smartphone auch mal wegzulegen“, meint Duckwitz.

Im Familiencafé des Kinderschutzbundes in Gerresheim weisen schon am Eingang Schilder darauf hin, dass die Eltern keine Handys nutzen sollen. Anke Teesselink, die Leiterin der Einrichtung, hat schon positive Rückmeldungen bekommen. „Die Eltern sind auch dankbar für den Impuls. Vielen war das Thema gar nicht bewusst.“ Wenn das Telefon dann trotzdem mal klingelt, werden die Eltern höflich vor die Tür gebeten.

Die Plakate sind an rund 600 Einrichtungen im Stadtgebiet verteilt worden. Darunter alle 366 Düsseldorfer Kitas, aber auch an Kinderärzte, Logopäden oder Elterncafés. Interessierte Einrichtungen, die bisher leer ausgegangen sind, können sich beim Kinderschutzbund melden.