Hassels-Nord: Die Polizei erhöht den Druck auf die Brandstifter
Ermittler stellen neue Fahnungsplakate vor. Reparaturen gehen nur langsam voran.
Düsseldorf. Es ist ausgerechnet ein Feuerlöscher, der die Tür zum Keller des Hochhauses offen hält, in dem im Juli drei Mal Feuer gelegt worden war.
Ein paar Meter weiter, vor dem Haupteingang des 16-stöckigen Wohnblocks an der Potsdamer Straße 45, hat die Polizei zum Ortstermin geladen und stellt Fahndungsplakate vor, mit denen nun nach den Brandstiftern gesucht und die Bevölkerung zur Mithilfe aufgefordert wird.
Sie wurden auf Deutsch, Russisch und Arabisch verfasst und hängen seit gestern in der gesamten Siedlung. Die Staatsanwaltschaft hat gemeinsam mit dem Hauseigentümer 2500 Euro Belohnung auf Hinweise zur Ergreifung der Täter ausgesetzt.
Kriminalhauptkommissar Steffen Frank leitet die „Ermittlungskommission Potsdam“. Vier Beamte ermitteln im sozialen Brennpunkt von Hassels-Nord. „Dass es hier so viele Nationalitäten gibt, macht die Arbeit schwerer.
Zudem gibt es bei einigen Bewohnern auch Vorbehalte gegen die Polizei“, sagt Franke, der bei Befragungen mitunter auf Dolmetscher zurückgreifen muss. Er hofft, dass die Belohnung einen neuen Anreiz zur Mithilfe schafft.
Zwei Verdächtige, die mit Phantombildern gesucht wurden, hat die „EK Potsdam“ identifiziert: „Allerdings haben sie ein Alibi.“
Die Ermittler sind sich jedoch sicher: Es gibt mehrere Brandstifter und sie stammen höchstwahrscheinlich aus der Klientel von Werner Kreuels und seinen 19 Mann vom „Einsatztrupp Präsenz“ der Polizeiinspektion-Süd. „Wir zeigen in der Siedlung und im Grüngürtel verstärkt Präsenz. Führen zusammen mit dem OSD Kontrollen in Internetcafés und an Spielplätzen durch.“
Kreuels berichtet von „losen Verbänden von Jugendlichen und jungen Erwachsenen“, die immer wieder — nicht selten unter Drogen- oder Alkoholeinfluss — Raub-, Diebstahls- oder Körperverletzungsdelikte begehen. Zudem wohnen einige Intensivtäter in der Siedlung. Kreuels verspricht: „Wir tun alles, damit sie von der Straße verschwinden.“
Um die desaströsen Wohnzustände will sich der Vermieter WVB Centuria sorgen, das hatte er groß angekündigt. Im Foyer-Bereich hängen Kabel offen von der Decke, die Sprechanlage funktioniert nicht, die Briefkästen sind noch verrußt.
Und wer möchte, kommt weiterhin auch ohne Schlüssel ins Haus. Immerhin ist frisch gestrichen, und die ersten fünf Etagen hatten am Montag — nach zwei Monaten — wieder Telefon. Vier Seniorinnen aus den oberen Stockwerken sind aber immer noch in einem Hotel untergebracht.
Mario Pitsch (53, Foto) war bis August 2010 fünf Jahre lang als einer von zwei Hausmeistern für über 2000 Centuria-Wohnungen in Düsseldorf und Neuss zuständig. Er schenkt den Worten des Vermieters keinen Glauben: „Diese Versprechen waren immer dieselben.“
Pitsch berichtet von nicht bezahlten Handwerkern, maroden Rohren und Fenstern sowie von Mietern, die Monate oder gar Jahre auf neue Durchlauferhitzer oder Heizkörper warten mussten. „Wir Hausmeister mussten die Mieter im Auftrag der WVB Centuria immer wieder vertrösten.“
Das Unternehmen will diese Darstellung nicht kommentieren. Volker Woschnik, Sprecher der WVB Centuria beteuerte aber gestern: „Die Brandschäden werden repariert, sie sind schließlich finanziell durch die Versicherung gedeckt.“