Düsseldorf Henkel-Labor: Kampf dem Schmutzfleck

Mit Hilfe einer Fleckenmaschine testen die Mitarbeiter des Henkel-Labors Waschmittel.

Hans-Jürgen Riebe füllt Plastikspritzen mit verschiedenen Lebensmitteln. Damit wird die Fleckenmaschine befüllt.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Die Wäsche dreckig machen sollte ein Waschmittel eigentlich nicht. Doch bei dem Düsseldorfer Unternehmen Henkel gibt es dafür eine eigene Fleckenmaschine. Mehr als eine Million selbstgemachte Flecken spritzt sie auf Textilien. Kleine Bürsten reiben dann die Spaghetti-Soßen, Grasflecken oder Erde tief in den Stoff — ein Grauen für Zuhause. Zusätzlich werden eine weitere Million Flecken eingekauft. Da die Produkte international verkauft werden, wird auch internationaler Schmutz getestet.

Thomas Rechenbach und Sabine Beck untersuchen ein gewaschenes Fleckentuch.

„In Deutschland haben wir viele Essensflecken“, erklärt Dr. Arndt Scheidgen. Er ist der Leiter der internationalen Produktentwicklung für Wasch- & Reinigungsmittel. „International findet man die heimische Küche in den Flecken wieder.“ In Polen gebe es mehr Flecken von Borschtsch, in Frankreich mehr Wein auf der Kleidung. Die jeweiligen Produkte werden aus den Ländern eingekauft und im Labor aufbereitet. Auch Erde aus verschiedenen Ländern wird geprüft. Die Zusammensetzung der Produkte entwickelt sich, neue Produkte wie Smoothies kommen auf den Markt. Darauf muss der Leiter der Produktentwicklung achten. „Markttrends und Technologietrends gehen Hand in Hand.“

Thomas Rechenbach und Sabine Beck untersuchen ein gewaschenes Fleckentuch.

Nicht nur Flecken unterscheiden sich. Insgesamt 600 international verschiedene Arten von Waschmaschinen sollen die Verschmutzungen wieder entfernen. Thomas Rechenbach ist verantwortlich für den Test der Maschinen. Er kennt die nationalen Eigenheiten der Waschgewohnheiten.

„Hier testen wir länderspezifische Waschmittel und Entwicklungsrezepturen unter anderem in amerikanischen, ägyptischen, japanischen und mexikanischen Maschinen“, erklärt er, als er vor einem Teil der Modelle steht. Sie unterscheiden sich durch Wasserverbrauch und Technik. „Auch die Waschgewohnheiten sind unterschiedlich. In Amerika wird im Durchschnitt kälter gewaschen“, sagt Thomas Rechenbach.

In manchen Regionen jedoch nutzen die Menschen keine Waschmaschine. „Wir können maschinell die Handwäsche simulieren.“ Das Wasser wird so aufbereitet, dass es den Bedingungen in den Ländern entspricht. „Je nach Zusammensetzung der Salze im Wasser verhalten sich Flecken und Textilien anders“, erklärt Dr. Scheidgen.

Die internationalen Trends in Textilien kennt Christina Röleke gut. Kleidungsstücke aus Europa, den USA oder dem Nahen Osten hat sie in ihrer Abteilung. Deren Stoff ist wichtig für das Waschverhalten. „In Amerika hat die Kleidung mehr Polyester als bei uns in Europa.“ Gerade in Sportkleidung ist der Stoff verarbeitet. „Wir haben weltweit Innovationszentren, um möglichst viel über die Gewohnheiten unserer Verbraucher zu erfahren“, sagt der Leiter der Produktentwicklung. „Außerdem machen wir Hausbesuche.“ Viele der Erfahrungen kommen dann nach Düsseldorf.

Hier steht auf 1,4 Quadratkilometern der weltweit größte Produktionsstandort des Unternehmens. Natürlich liegt die Frage des Umweltschutzes auf der Hand. „Die Menschen waschen nicht mehr so heiß wie früher, da Waschmittel auch bei niedrigeren Temperaturen eine sehr gute Waschleistung erbringen“, führt Dr. Scheidgen an. „Das Aufheizen des Wassers verbraucht die meiste Energie.“ Eco-Waschgänge der Maschinen benötigen zwar eine längere Zeit, doch verbrauchen weniger Strom. „Außerdem wird weniger Waschmittel benötigt.“

Ob das jedoch unbedingt direkten Einfluss auf die Umweltverträglichkeit der Inhaltsstoffe hat, ist fraglich, da sich insbesondere die Konzentration des Waschmittels ändert. Der Leiter der Produktentwicklung beteuert zudem, dass bestimmte Stoffe, die vor einigen Jahrzehnten noch in Waschmitteln genutzt wurden, zum Beispiel Phosphate, heute nicht mehr enthalten seien. Bezogen auf den Umweltschutz führt er die gesamte Produktkette an. „Durch geringere Mengen an Waschmittel wird bei Transport und Lagerung gespart.“ Dadurch führten portionierte Wasch-Caps zu mehr Waschgängen pro Lkw.

Der Hersteller verspricht, dass der Film, der das Waschmittel der Caps umgibt, ökologisch abbaubar sei. Langzeitstudien, die den Verschleiß von Textilien überprüfen, sind ebenfalls Teil der Forschung. Sie haben einen positiven Nebeneffekt für die Mitarbeiter. Sie dürfen die Textilien nutzen und in roten Taschen zum Waschen zurück in die Firma bringen. Dr. Arndt Scheidgen trägt Hemd und Unterhemd im Dienste der Forschung.