Schulserie Eine sportliche Schule, die auf Vielfalt setzt

Düsseldorf · In unserer Serie stellen wir die Schulen der Stadt vor. Dieses Mal: die Hulda-Pankok-Gesamtschule. Am Ende des Jahres wählt eine Jury die Träger des WZ-Schulpreises, den Stadtwerke und WZ gemeinsam vergeben.

Überall im Schulgebäude und auf dem Außengelände präsentieren Schüler ihre Kunst. Aktuelles Projekt im Kunstunterricht: Die Schrankwand bekommt eine neue Optik. Jede Tür wird zum Unikat.

Foto: Ines Arnold

Die Schuhe quietschen über den Hallenboden. Es geht hin und her auf dem Basketballfeld, mit jedem Richtungswechsel werden auch die Rufe der Mitschüler auf der Bank lauter. Mittendrin im Getümmel ist ein Junge, der auf einem Rollator sitzend von seinem Teamkollegen geschoben wird. Eine Selbstverständlichkeit an der Hulda-Pankok-Gesamtschule (HPG).

1996 entschloss sich die Schulgemeinde, Schüler mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf gemeinsam zu unterrichten — lange vor dem Schulrechtsänderungsgesetz zur Inklusion an Schulen im Jahr 2013. „Wir haben uns damals freiwillig für das gemeinsame Lernen entschieden. Weil wir Heterogenität als Bereicherung sehen“, sagt Alexandra Haußmann, die die vierzügige Gesamtschule mit 988 Schülern leitet.

Dass die Bibliothek von den Schülern gerne und oft genutzt wird, ist einer Gruppe Eltern zu verdanken. Sie haben den Raum neu gestaltet und aufgeteilt, den Buchbestand bereinigt sowie Recherche und Ausleihe von Papier auf Bibliothekssoftware umgestellt.

Foto: Ines Arnold

Alle Schüler der fünften Klasse machen beispielsweise den Rollstuhlführerschein, ganz gleich, ob sie auf den Rollstuhl angewiesen sind oder nicht. „Jeder weiß dann, wie es ist, sich mit einem Rollstuhl fortzubewegen“, sagt Lehrer Daniel Siemon. Auch der Leistungssportler, der an der Gesamtschule mit sportlichem Schwerpunkt entsprechende Rahmenbedingungen vorfindet: Die besonders talentierten Sportler, deren Potenzial bei einer Sichtung festgestellt wurde, erhalten durch langjährige Kooperationspartner wie Fortuna,  DEG, Borussia Düsseldorf oder SG Radschläger spezielle Förderung. Es gibt Frühtrainingeinheiten mit anschließendem Sportlerfrühstück vor Unterrichtsbeginn, die Schüler werden freigestellt für Wettkämpfe und können Abitur mit Sport im vierten Fach machen. „Wir haben uns bewusst gegen spezielle Sportler- und für gemischte Klassen entschieden, weil wir der Überzeugung sind, dass Kinder voneinander lernen“, sagt die Schulleiterin. Leistungssportler wie Shinta Appelkamp (Fußball), Mathias Niederberger (Eishockey), Lennard Janssen (Skateboard) und Sandra Mikolaschek (Rollstuhltischtennis) hat die Hulda-Pankok-Gesamtschule bereits hervorgebracht.

Ein Blick in den Sportunterricht bei Lehrer Tobias Brinkmann: Die Hulda-Pankok-Gesamtschule hat einen sportlichen Schwerpunkt. Kadersportler werden durch außerschulische Partner gesondert gefördert.

Foto: Ines Arnold

Auf dem Weg von der Dreifachturnhalle ins Schulgebäude fallen die vielen Kunstwerke, Malereien und Skulpturen, ins Auge. „Jeder Schüler ist sehr stolz auf seine Ergebnisse und muss keine Angst haben, sie auszustellen“, kommentiert Schulleiterin Alexandra Haußmann die Skulpturen auf dem Rasenstück vor dem Haupteingang. „Die Schüler gehen respektvoll damit um.“ Sogar die Schultoiletten sollen bald Schauplatz eines Kunstprojekts werden. Mit pinken Plakaten samt der Aufschrift „Make our toilets great again“ will Schülersprecherin Giuliana auf die bevorstehende Aktion hinweisen. Die Idee dahinter: Wenn die Toilettenräume neu gestaltet zu Ausstellungsflächen werden, steigt auch die Wertschätzung und die Toiletten werden sauber hinterlassen. 6000 Euro sind mittlerweile durch einen Spendenlauf und ein Pfandflaschenprojekt der Schülervertretung zusammengekommen. „Wir haben in allen Klassenräumen Behälter für Plastikflaschen aufgestellt, die normalerweise einfach in die Mülltonnen geworfen werden“, erläutert Giuliana das Projekt. „So werden die Flaschen recycelt und es kommt noch etwas Geld zusammen.“ Sie ist erst vor kurzem von der Schülerschaft zur Sprecherin gewählt worden, hat sich als Ansprechpartnerin für Schülerbelange aber bereits einen Namen gemacht. Die Liste ihrer eigenen Ideen ist lang. „Eine Schülerzeitung will ich auf jeden Fall ins Leben rufen“, sagt sie.

Schülersprecherin Giuliana setzt sich nicht nur für saubere Toiletten ein. Sie möchte auch eine Schülerzeitung und ein Schulfest ins Leben rufen.

Foto: Ines Arnold

Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt die Schule schon viele Jahre. Vor rund drei Jahren machte das Lehrerkollegium deutlich, wie viel Essen jeden Mittag in der Mülltonne der Mensa landet —  unnötigerweise, weil die Schüler die Menge am Buffet selbst bestimmen können. Das Lehrerteam wog die weggeworfenen Reste und veranschaulichte die Masse anhand von Tonnen auf der Mensabühne. Die Botschaft kam an und wirkt bis heute: „Zu Beginn der Aktion wurden täglich bis zu vier 10-Liter-Eimer Essen weggeschmissen. Heute ist es nur noch einer“, sagt Lehrer Johannes Böker. Und das bei 450 Schülern, die mittags essen.

Alexandra Haußmann leitet die Gesamtschule an der Brinckmannstraße. Sie fährt jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit, bei jedem Wetter.

Foto: Ines Arnold

Die Schulleiterin schätzt solche Aktionen — und kommt bei der Beschreibung des jungen Lehrerteams und seiner Ideen nicht um Superlative herum. „Auch unsere Elternschaft ist mit Gold nicht aufzuwiegen“, lobt sie weiter. Viele Arbeitsgemeinschaften im Ganztag werden von Eltern gestemmt, wie die Holzwurm-AG seit 25 Jahren. Den Eltern sei es auch zu verdanken, dass die verstaubte Bibliothek heute als Lern- und Unterrichtsraum genutzt wird. Sie wurde umgestaltet, modernisiert und technisch auf Vordermann gebracht: Die Medien wurden sortiert und elektronisch erfasst.

Heute nutzt der Physikkurs den Raum für seine Recherche an den Computern. In Sachen Digitalisierung sieht die Schulleiterin allerdings noch Verbesserungspotenzial. Mehr iPads und ein schnelles, stabiles W-Lan seien nötig, um den nächsten Schritt in Richtung Digitalisierung zu gehen.

Das gesamte Team träumt zudem von einem 3D-Drucker, den die Schüler selbst zusammenbauen, warten und reparieren sollen. Ideen, wie der Drucker eingesetzt werden könnte, gibt es bereits genügend. „Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt“, sagt die Schulleiterin.