Im „Lesegarten“ werden schon die Kleinsten verführt
Die Stadtbücherei richtet mit Hilfe einer Spende erstmals in NRW eine Bibliothek für Babys und Kleinkinder ein.
Düsseldorf. "Du kannst kein Buch öffnen, ohne etwas daraus zu lernen." Dieses chinesische Sprichwort gilt wohl für Menschen jeden Alters - sogar für die ganz jungen. Deshalb nimmt die Stadtbücherei jetzt erstmals die Eltern von Kleinkindern (9 Monate bis drei Jahre) ins Visier und etabliert am Bertha-von-Suttner-Platz einen "Lesegarten", Untertitel: "Die Bibliothek für Minis".
Etwa 14000 Kleinkinder leben derzeit in Düsseldorf, doch dass sie mit Bilderbüchern aufwachsen, ist keineswegs mehr selbstverständlich: "Regelmäßiges Vorlesen ist in vielen Familien selten geworden, übrigens unabhängig von Einkommen und Bildungsgrad der Eltern", meint Norbert Kamp, der Leiter der Stadtbücherei.
Später klagten dann oft die Eltern, ihre Kinder läsen so wenig. "Doch ohne das Vorbild der Eltern geht es nicht. Deshalb kann man gar nicht früh genug damit anfangen, kleinen Kindern Lese-Angebote zu machen", ist Sandra Kügler, die Projektleiterin des Lesegartens überzeugt. Zumal die Kinder es den Eltern immer dankten. Kügler: "Sie haben fast immer riesigen Spaß an Fühl- oder Bilderbüchern."
In der Bibliothekenlandschaft Nordrhein-Westfalens betritt die Stadtbücherei Neuland (Kamp: "In der Stadt macht nur die Tonhalle noch mehr für die Allerkleinsten"). Über 400 Bücher für Babys und Kleinkinder, zumeist Papp-Bilderbüchlein oder solche mit Fingerspielen, hat man zwecks Ausleihe angeschafft: "Wie das alles klappt, wissen wir selbst nicht", sagt Kamp und erzählt, was zum Beispiel seine einjährige Tochter neulich mit einem Bilderbuch gemacht hat: "Sie hat ein Viertel davon aufgegessen."
Dass so manches der ausgeliehenen Büchlein lädiert zurückkommt, liegt auf der Hand, in der Regel werden es die Eltern ersetzen müssen. Bertold Heinze aber, dessen Stiftung den Lesegarten mit 4500 Euro unterstützt, ist etwas anderes viel wichtiger: "Dass die Kleinen die schöne Welt der Bücher entdecken. Ich erlebe immer öfter acht-, neunjährige Kinder in meiner Praxis, die nur stümperhaft vorlesen können", sagt der Heilpraktiker.
Und was ist, wenn die Kinder ihren "Bobo Siebenschläfer", "Die kleine Raupe Nimmersatt" oder "Mein rotes Bobby-Car" nach den vier Wochen Leihfrist nicht mehr entbehren wollen? "Dann sollen Eltern solche Bücher kaufen", findet Kamp: "Wir sehen uns ohnehin nie als Konkurrenz zum Buchhandel."