Im Malkasten-Park ist Politsatire zu sehen
Der nordkoreanische Dissident Sun Mu überträgt den kommunistischen Propagandastil auf seine ironischen Bilder.
Düsseldorf. Wer über die Mächtigen lacht, ist gefährdet. Der Maler Sun Mu (Pseudonym) aus Nordkorea tut es dennoch. Der 46-jährige kennt sich in der Propaganda-Malerei aus, denn er ist darin ausgebildet. 1998 floh er nach Südkorea und wähnte sich sicher. Aber als er 2014 in einer Galerie in Peking seine Werke zeigen wollte, tauchte die nordkoreanische Polizei auf, woraufhin die chinesische Regierung die Ausstellung schließen ließ. „China wollte es mit Nordkorea nicht verderben“, sagt Sun Mu, der morgen auf Einladung von Karl-Heinz Rummeny in den Malkastenpark bittet.
Malkastenchef Robert Hartmann erlaubt ihm, in einer Performance die Fahnen Nordkoreas und der USA zwischen den Bäumen zu verknüpfen. Hierzu der Künstler, der sich aus Sicherheitsgründen nicht fotografieren lässt: „Die Nordkoreaner sehen das Problem der Grenzziehung im Konflikt mit den Amerikanern, die Südkoreaner sehen es im Konflikt mit Nordkorea.“
Es ist die erste politische Schau im Malkastenpark. Auf der Außenmauer sind Hammer und Sichel in weißer Farbe markiert, mit einem Pinsel zum Zeichen der Harmonie in der Mitte. Im Schauraum dominieren Rot für Nordkorea und Blau für Südkorea. Sun Mu hat die Farben gegen die Wand gekippt. Es sei eine Geste der Wut, sagt er, denn die Farben seien ideologisch aufgeladen.
Im Eingang begrüßen die Mächtigen US-Präsident Donald Trump und sein nordkoreanischer Kontrahent Kim Jong Jun, die sich erst kürzlich die Hände schüttelten. Sun Mu verkneift es sich nicht, auf die rote Krawatte im Anzug von Trump hinzuweisen. Das größte Panorama aber zeigt die Flagge von Nordkorea. Der Machthaber hält sie hoch und lüftet dabei einen Teil seiner unzähligen Raketen, die angeblich zum Schutz des Volkes gedacht sind. Neben ihm stehen Kinder, halten wie ihr Führer eine Hand hoch und klemmen unterm Arm das rote Buch des Kommunismus.
Sun Mu liebt das Verwirrspiel, das mit der Realität durchaus vergleichbar ist. Die nordkoreanischen Kinder tragen Blau, die „roten Teufel von Asien“ sind die Fußballer aus der Nationalmannschaft in Südkorea.
Am meisten irritiert ein lachendes Püppchen. Nach der Doktrin des Landes versinnbildlicht es das Glück der Bewohner. Es erinnert an die Figuren im Panorama von Andreas Gursky, das der berühmte Künstler zum nordkoreanischen Arirang-Festival machte. Zu dieser größten Massenveranstaltung Nordkoreas lädt der „große Führer“ gern Gäste ein, denn damit erinnert er an die Gründung seines kommunistischen Staates 1948. Gursky hielt seinerzeit das perfekte Bild vom totalen Staat fest. Sun Mu lässt hinter der Fratze der Macht die Hoffnung durchschimmern, dass eines Tages die beiden Teile Koreas wieder zusammenkommen.
Info: Vernissage morgen, 19 Uhr, Jacobistraße 6a. Sonntags 14 - 18, mittwochs 18 - 21 Uhr.