Düsseldorf Im Yaz stehen vier Syrer am Kochtopf
Hafen-Restaurant hat schon sieben Flüchtlinge eingestellt. Mit Perspektiven für die Zukunft.
Düsseldorf. Wenn Ahmad Alfarham vom Familienrezept für das Kichererbsenmus aus seiner syrischen Heimat berichtet, beginnen seine Augen zu leuchten und seine Redefluss ist kaum zu stoppen. Alfarham hatte zehn Jahre lang im Lokal seines Vaters im Westen von Syrien gearbeitet, bevor er vor einem Jahr sein Land verließ und sich Richtung Europa auf den Weg machte. „Wir haben die Zutaten für Hummus nach Gefühl miteinander vermischt ohne abzuwiegen. Wir wussten immer ganz genau, wie viel Öl und Kichererbsen wir brauchen, damit Hummus richtig gut schmeckt.“ Ahmad Alfarham ist einer von vier syrischen Flüchtlingen, die im neuen Restaurant Yaz im Hafen einen Job gefunden haben.
Verantwortlich für Alfarham und seine Kollegen ist Selcuk Binici, Manager im Yaz mit türkischen Wurzeln. „Das Projekt mit den Flüchtlingen ist eine Herzensangelegenheit für uns“, sagt Binici. Das deutsche Unternehmen mit Sitz in Stuttgart wurde von zwei Unternehmern mit Migrationshintergrund gegründet. „Wir wollen der Öffentlichkeit ein positives Beispiel für erfolgreiche Integration bieten und den Flüchtlingen vor Ort eine Perspektive“, formuliert Binici.
Insgesamt 15 Mitarbeiter sind im Yaz mittlerweile beschäftigt, sieben davon sind Flüchtlinge. „Das Yaz ist ein Fast-Casual-Konzept und will zeigen, dass der Orient mehr zu bieten hat, als nur Döner“, sagt Binici. Das Yaz bietet Systemgastronomie. Die Prozesse im Restaurant sind so sicher aufgebaut, dass auch ungelernte Mitarbeiter ohne große Deutschkenntnisse und Ausbildung ihre Arbeit effektiv ausführen, ohne dass es zu Qualitätseinbußen kommt, versichert der Manager.
Alle Flüchtlinge arbeiten bislang in der Küche. „Einige haben allerdings das Potenzial, sich mittelfristig zur Servicekraft zu entwickeln“, fügt er hinzu. Einziger Hinderungsgrund dafür seien die bislang mangelhaften Deutschkenntnisse. Die Flüchtlinge arbeiten für 8,50 Euro pro Stunde. Binici gibt zu, dass es in der Gastronomie schwierig sei, Mitarbeiter zu finden, die bereit seien, für den Mindestlohn zu arbeiten. „Wir profitieren somit auch von den Flüchtlingen, die wiederum dankbar für den Job sind.“ Alfarham wohnt mit seiner Frau in einer kleinen Wohnung, arbeitet 40 Stunden pro Woche im Yaz und besucht nach Feierabend noch regelmäßig einen Deutschkurs. Anfangs sei es schwierig für ihn gewesen, dass er Hummus und andere Speisen streng nach Vorschrift zubereiten muss: „Die Zutaten dürfen kein einziges Gramm abweichen, wir müssen genau nach Vorgabe abwiegen.“
Seine Schicht beginnt um sechs Uhr in der Früh. Das Restaurant öffnet um 11.30 Uhr, bis dahin muss alles vorbereitet sein. Ein großes Problem für einige Flüchtlinge sei das pünktliche Erscheinen zur Arbeit: „Wenn der Dienst um sechs Uhr beginnt, kommen manche erst eine Stunde später, das kennen sie so aus ihrer Heimat“, erzählt Binici.
Alfarham gehört zu jenen Mitarbeitern, die sich mittlerweile an die deutsche Pünktlichkeit gewöhnt haben. Ein Kollege kündigte indes von sich aus, weil er partout nicht einsehen wollte, warum er auf die Minute pünktlich erscheinen soll. „Die meisten sind sehr fleißig, wollen sich integrieren und haben eine gute Auffassungsgabe“, lobt Binici seine Leute. „Und es macht Freude zu sehen, wie gut sich die Flüchtlinge anpassen und weiter entwickeln.“ Wenn Alfarham richtig gut Deutsch sprechen kann, will er eine Ausbildung machen: „Ich möchte Koch werden, damit ich wieder selbst bestimmen kann, welche Zutaten in welchen Mengen ins Essen kommen“, sagt er und lächelt.