Düsseldorf Immer mehr Kinder flüchten ohne Familie
Die Kapazitäten des Jugendamtes reichen nicht mehr aus. Vielfach ist Improvisation gefragt.
Düsseldorf. Die Stadt muss immer öfter minderjährige Flüchtlinge aufnehmen, die ohne Familie nach Düsseldorf kommen. 35 Fälle gibt es laut Jugendamtsleiter Johannes Horn zurzeit pro Woche. „Etwa 700 unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge werden in diesem Jahr zu uns kommen“, sagt Horn. Ein weiterer Trend: Die minderjährigen Flüchtlinge werden immer jünger. „Waren es vor Monaten vor allem 16- und 17-Jährige, sind es nun oft auch Sechs- bis Zwölfjährige.“
Für all diese Jugendlichen muss die Stadt Vormundschaften organisieren sowie Unterbringung und Betreuung. Dabei gerät die Stadt laut Horn zunehmend an Kapazitätsgrenzen und müsse improvisieren. 113 Inobhutnahmen des Jugendamtes gebe es zurzeit, wo die Stadt auf Übergangslösungen zurückgreifen müsse und bei der gewohnten Qualität der Betreuung Abstriche machen müsse.
Horn lobt ausdrücklich die Hilfe von Einrichtungen wie der Awo, SOS-Kinderdorf oder Graf-Recke-Stiftung, die teilweise innerhalb weniger Stunden Jugendliche untergebracht hätten. „Wir können froh sein, dass die Jugendhilfe-Landschaft in Düsseldorf so gut aufgestellt ist.“
Die Stadt will ihre Strukturen in der nächsten Zeit an die neue Lage anpassen. In den nächsten drei Monaten sollen etwa 40 neue Plätze in Wohngruppen entstehen. Langfristig braucht Düsseldorf laut Horn zudem 90 statt der bisherigen 20 Plätze für Inobhutnahmen. Die qualifizierten Plätze in der Hilfe zur Erziehung müssten zudem verdoppelt werden.
Die Stadt muss jedoch nicht alle der 700 unbegleiteten, jugendlichen Flüchtlinge aufnehmen. Einige entscheiden sich zur Weiterreise, oftmals nach Skandinavien. Wiederum andere konnten mit Familienangehörigen in anderen Städten zusammengebracht werden. Bei 169 der oft ohne Ausweis ankommenden Flüchtlinge stellten Fachleute zudem ein Alter über 18 Jahren fest. Diese Gruppe wird zur Zentralen Ausländerbehörde nach Dortmund vermittelt.