Immer mehr Schwarzfahrer erwischt
Allein im Jahr 2012 gab es 7430 Anzeigen — ein Anstieg von mehr als 40 Prozent. Der Polizei verhagelt das die ansonsten einigermaßen gute Statistik.
Düsseldorf. Die Kriminalstatistik der Polizei für 2012 ist eigentlich voll von guten Nachrichten: Weniger Straftaten, weniger Einbrüche, Taschendiebstähle, Kfz-Aufbrüche, weniger Jugendkriminalität.
Aber ein Ausreißer verhagelt die Zahlen: Die Zahl der Anzeigen gegen Schwarzfahrer ist in die Höhe geschnellt. 5187 Fälle der „Erschleichung von Leistungen“ — wie es im Amtsdeutsch heißt — verzeichnete die Statistik für 2011. Im vergangenen Jahr waren es 7430 Fälle. Ein sattes Plus von 43,2 Prozent. Fahren wirklich immer mehr Düsseldorfer schwarz?
Nein, glaubt Rheinbahnsprecher Georg Schumacher. Er geht davon aus, dass die Schwarzfahrer-Quote konstant bei rund zwei Prozent liegt. Obwohl Kontrolleure und Polizei bei mehreren nächtlichen Schwerpunktaktionen in der U-Bahn zum Teil mehr als jeden zehnten Fahrgast ohne Ticket erwischten. Dafür ergebe sich im Berufsverkehr ein gegenteiliges Bild, erklärt Schumacher: „Wenn wir um halb neun morgens kontrollieren, wenn Pendler und Schüler unterwegs sind, haben wir weniger als ein Prozent Schwarzfahrer. Für diese Vielfahrer lohnt sich Betrug einfach nicht.“
Aktionen wie die Schwerpunktkontrollen in der Nacht sind wohl auch der Grund für die verhagelte Kriminalstatistik. „Wir kontrollieren verstärkt zu den Zeiten, wo Schwarzfahrer nicht mit uns rechnen“, sagt Schumacher. Nachts, zwischen Feiertagen, früh am Morgen.
Auch generell sei die Arbeit der Kontrollteams in den vergangenen Jahren effizienter gestaltet worden. „Und je mehr wir kontrollieren, umso mehr Schwarzfahrer haben wir in der Statistik“, erklärt Schumacher. Es gibt also nicht mehr Schwarzfahrer, sondern nur mehr aufgedeckte Fälle.
Das glaubt man auch bei den Bahnunternehmen in der Region. Von den 7430 Anzeigen 2012 erstatteten die Deutsche Bahn und ihre Mitbewerber (Eurobahn, Regiobahn etc.) 4258 Anzeigen. „Wir gehen seit zwei Jahren konsequenter gegen Schwarzfahrer vor“, bestätigt eine Sprecherin der Deutschen Bahn.
Wie auch die Rheinbahn pflegt das Unternehmen, schwarze Schafe beim dritten Vergehen anzuzeigen — nur diese Fälle landen dann auch in der Kriminalstatistik. „Dafür gibt es aber erst jetzt ein automatisiertes Verfahren“, heißt es von der Bahn. Dadurch werde die Regelung inzwischen strenger durchgesetzt.
In Zukunft werde die Bahn ihre Präsenz in den Zügen noch verstärken. Allerdings gehe es dabei eher um Service und das Sicherheitsgefühl der zahlenden Fahrgäste, die sich in einer Umfrage mehr Mitarbeiter in erkennbarer Bahn-Kleidung wünschten. Ein Nebeneffekt könnte selbstverständlich aber auch sein, bestätigt die Sprecherin, dass künftig noch mehr Schwarzfahrer auffallen.
Auch die Rheinbahn setzt auf verbesserte Kontrollen. „Wir werden uns auf ungewöhnliche Zeiten spezialisieren“, kündigt Georg Schumacher an. Neben den Kontrolleur-Teams am Tag soll es mehr „100-Prozent-Kontrollen“ geben: Zahlreiche Kontrolleure betreten etwa in einem U-Bahnhof einen Zug — begleitet von der Polizei — und kontrollieren im Schnellverfahren jeden Fahrgast, bevor sie wieder aussteigen und die Bahn weiterrollen kann.
Ums Geldverdienen gehe es dabei nicht, stellt Schumacher klar: „Es geht uns darum, die Zahlungsmoral aufrecht zu halten.“ An den 40 Euro vom erhöhten Beförderungsentgelt verdiene das Unternehmen kaum. Das sei ohnehin zu niedrig.
„Es ist seit zehn Jahren nicht angepasst worden“, sagt Schumacher. Mindestens 60 Euro müssten es heute sein, um eine abschreckende Wirkung zu erzielen, glaubt er. Das aber wäre Sache des Bundesverkehrsministeriums.