Sommerbrauchtum Schützenfest in Eller nach zwei  Jahren Corona-bedingter Pause

Eller · 23 Termine stehen auf dem Ablaufplan des dreitägigen Schützenfestes. Und dabei schaut man mit einem Preis für den beispielhaften Einsatz für das Vereinsleben auch über den Tellerrand hinaus.

Der St. Sebastianus Schützenverein Eller organisierte zum Schützenfest auch eine kleine Kirmes.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Zwei lange „Corona-Jahre“ mussten die Eller Brauchtumsanhänger auf die Eröffnung der Kirmes während des Schützenfestes des St. Sebastianus Schützenvereins warten. Und selbst dann ging es nicht pünktlich los. „Wegen der ungewissen Wetterlage haben wir den Start des Volksfestes von 14 Uhr nach hinten verschoben“, berichtete Schützenchef Lothar Adams. Gut so, denn um ziemlich genau 15 Uhr öffnete der Himmel am Freitag seine Schleusen und ließ die Wassermassen ungehemmt auf den Schützenplatz an der Heidelberger Straße prasseln.

Und doch kommt das erste große öffentliche Lebenszeichen in den 2020er-Jahren der Eller Schützen vor der Zeit. „Eigentlich hatten wir unser Fest für das Wochenende am 28. und 29. Mai geplant. Aber weil dort der Rosenmontagszug nachgeholt werden sollte, sind wir auf die Woche davor gerückt“, verrät Adams. „Dass der Karnevalsumzug dann später doch wieder abgesagt wurde, konnten wir bei unserer Entscheidung nicht ahnen.“

Und so fehlte den Sebastianern eine Woche Vorbereitungszeit. Aber die Sebastianer-Platzmeister Dennis Engel und Peter Overdick hatten gute Arbeit geleistet und 31 Schausteller mit Fahrgeschäften, Losbuden und weiteren Kirmesattraktionen an die Heidelbergerstraße gelockt. Und die Elleraner Schützen bewiesen ihren Zusammenhalt. „Wir haben für unser Schützenfest vieles selber gemacht. Pagodenzelte aufgebaut und den Festsaal zum Beispiel geschmückt“, berichtet der Schützenchef. „Das hat gleichzeitig den Vorteil, dass es die Finanzen schont.“

Und das ist aktuell unbedingt nötig bei den Elleraner Schützen, hatten sie doch coronabedingt zwei Jahre lang so gut wie keine Einnahmen durch Vermietung der Schützenhalle oder durch das Volksfest. Das blieb nicht ohne Folgen. „Für den diesjährigen Umzug haben wir nicht wie sonst üblich 14 Musikzüge, sondern nur sechs. Und es gehen nicht fünf Battalione mit, sondern nur zwei“, erzählt Adam und ergänzt: „Und der Vorstand der Schützen verzichtet auf die Kutsche. Wir gehen zu Fuß.“

Allerdings komplett ohne Einnahmen waren die Schützen in den vergangenen Monaten nicht. Im Schützenhaus wurde nämlich eine Teststation etabliert, die musste aber während des Schützenfestes wegen „Eigenbedarfs“ der Hausbesitzer ausziehen.

23 Termine standen auf dem Ablaufplan des dreitägigen Schützenfestes. Und dabei schaute man in Eller nicht nur auf sich selber, sondern deutlich über den Tellerrand hinaus. So wurde die Hilfsorganisation „Humanitycare e.V.“ genauso mit dem „Prix de Ellnere“, dem Preis für Verdienste und beispielhaften Einsatz für Vereinsleben und gesellschaftliches Engagement, ausgezeichnet wie der Musiker Enkelson. „Humanitycare hilft Menschen in und aus der Ukraine. Enkelson hat in der Pandemie viele Hinterhof-Konzerte gespielt und so Menschen etwas Licht ins Dunkel gebracht“, erläuterte Adam. Sowieso sind die Schützen ihrer selbstauferlegten sozialen Verantwortung treu geblieben. Sie stellten eine Medikamentensendungen für die Ukraine zusammen, brachten sie gemeinsam mit Humamitycare an die polnisch-ukrainische Grenze und nahmen auf dem Rückweg eine schwangere Frau und Waisenkinder mit zurück ins sichere Deutschland.