Immobilien in Düsseldorf Das Dorf wehrt sich gegen den Abriss des Hauses
Düsseldorf · Die Volmerswerther wollen die einzige Gaststätte im Dorf als Begegnungsstätte ausbauen. Die Stadt als Besitzerin lehnt das aber ab.
Sie hatten es sich so schön ausgemalt, die Mitglieder des Bürger- und Heimatvereins in Volmerswerth. In der letzten verbliebenen Gaststätte im Dorf, dem mehr als 100 Jahre alten En de Ehd an der Volmerswerther Straße, wollten sie vor dreieinhalb Jahren im schon lange leerstehenden Obergeschoss einen Treffpunkt für die 17 Vereine im Ort einrichten, vielleicht sogar mit einer kleinen Museumsecke. Rund 150 000 Euro hätte der Umbau gekostet, hatten die Volmerswerther ausgerechnet, viele Leistungen hätten sie in Eigenregie erbracht. Nur gab es ein Problem: Die Immobilie gehört der Stadt, und mit der hatte der Bürgerverein schon lange zuvor einen regen, aber eben nicht sonderlich ergiebigen Schriftverkehr geführt, was eine neue Nutzung oder gar eine Sanierung des Objekts betrifft.
Eine Umsetzung des Vorhabens sei nicht wirtschaftlich
Inzwischen ist viel Wasser im nahen Rhein hinabgeflossen, und alles ist irgendwie nur schlimmer geworden. Denn der Bürgerverein hat auf seine Anfrage eine Antwort vom Oberbürgermeister Stephan Keller erhalten, und die lässt nichts Gutes erahnen. Denn der OB bezieht sich auf ein Baugutachten, wonach eine entsprechende Umnutzung der Gaststätte En de Ehd Investitionskosten von circa 3,7 Millionen Euro nach sich ziehen würde. Zwar würde Keller die Bemühungen, sich für den Erhalt und die Entwicklung des Objekts hin zu einer Begegnungsstätte einzusetzen, anerkennen, derartige Kosten stünden jedoch in keinem wirtschaftlichen Verhältnis. Eine Umsetzung des Vorhabens könne seitens der Stadt deshalb nicht unterstützt werden.
Das hat erst einmal gesessen. Aufgeben will der Bürgerverein aber nicht. Denn erstens könne keiner der Mitglieder eine derart hohe Summe für einen Umbau, wie sie Keller in seinem Brief nennt, nachvollziehen. Und zweitens würden die Heimatfreunde keinesfalls nur für sich sprechen, sondern für alle rund 3000 Volmerswerther. „Egal, ob Schützenverein, Kirchenchor, Prinzengarde oder mehrere Stammtische – wir haben hier sonst nichts anderes im Dorf, das ist der einzige Versammlungsort in Volmerswerth“, sagt Claudia Jäckel. „Und angesichts einer mehr als 100 Jahre lebendigen Tradition des Hauses fühlt sich ein möglicher Abriss für uns wie ein Schlag in die Magengrube an“, sagt Bernd Pohl. Denn genau das ist es, was der Bürgerverein nun befürchtet: Die Gaststätte En de Ehd soll abgerissen werden und Platz machen für einen Investor, der an diesem Standort schicke Wohnungen realisiert. „Das ist hier das Tor nach Volmerswerth, der Dreh- und Angelpunkt im Dorf. Und was sollen denn die Menschen sagen, die einen Radausflug nach Volmerswerth machen und wir hier nicht einmal eine Kneipe haben“, fragt Jörg Woyke.
Um einen Abriss zu verhindern, streben die Volmerswerther jetzt eine Unterschutzstellung des Gebäudes an – mit politischem Druck und dem der Öffentlichkeit, von Bürgern und Vereinen im Dorf und darüber hinaus. „Wir geben zu bedenken, dass die Ehd das letzte heimatliche Zeugnis für die Identität des Dorfes Volmerswerth ist. Und dass sich für das Gebäude daher eine Unterschutzstellung anbietet, wie es in Düsseldorf bei mehreren geschichtsträchtigen Immobilien bereits möglich gewesen ist“, erläutert Pohl. Er hofft daher auch auf unkonventionelle Lösungen für einen Erhalt. „Es ist eine Investition in die Zukunft. Das bürgerschaftliche Miteinander ist unmittelbar mit dem Bestehen dieses Gebäudes verbunden“, so der 2. Vorsitzende, der überzeugt ist, dass es bautechnisch möglich sein muss, mit einem erheblich geringerem Sanierungsaufwand als im Baugutachten beschrieben das Gebäude wieder ausreichend instandzusetzen. Beispiele, wie so etwas funktionieren könnte, gebe es in Düsseldorf genug.
Dabei nimmt er auch die Stadt selbst in die Pflicht: Das Gebäude sei in einem schlechten Zustand, keine Frage, „was aber auch dem systematischen Leerstand der zweiten Etage geschuldet ist. Diese ist – absichtlich oder nicht – mehr als ein Jahrzehnt verfallen, und die Eigentümerin ist nicht ihrer Verpflichtung nachgekommen“.
Wunsch sei es, dass die Stadt En de Ehd dem Bürger- und Heimatverein im Rahmen eines Erbpachtvertrages über 30 Jahre überlässt und mit einem Sanierungskostenzuschuss zum Erhalt beiträgt. Der marode Anbau mit der Kegelbahn könnte entfernt werden, Claudia Jäckel würde sich wünschen, dass dort zusätzlich noch etwas für die Jugend im Dorf entsteht. „Man wird ja wohl noch träumen dürfen.“