„Jede Geburt ist ein Neuanfang“
Katharina Rademacher wusste schon mit 16 Jahren, dass sie Hebamme werden will. Heute arbeitet sie im EVK.
Düsseldorf. Mit 16 Jahren wusste Katharina Rademacher, dass sie einmal als Hebamme arbeiten will. Damals machte sie ein Schülerpraktikum im Krankenhaus in Gerresheim und durfte dort bei einer Geburt dabei sein. „Danach war es um mich geschehen. Zuhause habe ich meinen Eltern gesagt, dass ich die Schule abbrechen und Hebamme werden will.“
Menschen 2014
Nichts da — die Eltern bestehen darauf, dass Rademacher erst ihr Abitur macht und auch danach wird es nichts mit der Ausbildung. Damals gibt es rund 1000 Bewerber auf 15 Stellen. Rademacher hat kein Glück, bewirbt sich ein zweites Mal, hat wieder Pech, macht schließlich eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester. „Als ich die Ausbildung abgeschlossen hatte, hab’ ich mir gedacht, ich probier es einfach noch einmal“, erzählt die 30-Jährige von ihrem persönlichen Neuanfang. Denn diesmal wird sie genommen und darf heute endlich machen, was sie schon immer wollte: als Hebamme arbeiten.
Dass ihr die Arbeit immer noch Spaß macht, obwohl sie manchmal den Eindruck hat, kaum frei zu haben, kauft ihr jeder, der ihr zuhört, auf Anhieb ab. Genauso wie die Aussage, dass „jede Geburt ein Neuanfang ist und ich als Hebamme jeden Tag einen Geburtstag feiern kann.“ Erst vor wenigen Tagen habe sie eine Frau bei der Geburt begleitet, die acht Stunden in den Wehen lag. Noch ein paar Minuten länger, und die Ärzte hätten einen Kaiserschnitt machen müssen, doch die junge Mutter hatte Glück. Das Baby kam rechtzeitig und war kerngesund. „Sie hat alles gegeben und es geschafft. Das ist toll“, sagt Rademacher.
Ihren Respekt hat sich auch eine Mutter verdient, die — als die Wehen einsetzten — noch schnell eine Geburtstagstorte gebacken habe und diese mit ins Krankenhaus brachte. Nachdem die Geburt überstanden war, gab’s für alle erst einmal ein Stück Kuchen. „So was vergisst man nicht“, sagt Rademacher.
Schade findet sie, dass der „schönste Neuanfang, den es gibt“ bei vielen Frauen mit so viel Angst behaftet sei. In den Geburtsvorbereitungskursen erkundigten sich die Schwangeren bei denen, die ihr Kind bereits bekommen haben immer: „Und war’s schlimm?“ Rademacher: „Dabei ist ,Und war’s schön?’ eine viel bessere Frage.“
Sie glaubt, dass viele Frauen sich selbst unterschätzen, obwohl sie bei der Geburt über sich hinauswachsen könnten. Natürlich erlebt Rademacher auch weniger glückliche Momente, etwa wenn ein Kind im Mutterleib verstorben ist oder Mütter keinen Bezug zu ihrem Kind aufbauen. „Es gibt schon traurige Situationen, wo auch ich schlucken muss.“ Sie sei aber froh, dass diese Fälle wegen der guten medizinischen Versorgung und psychologischen Betreuung immer weniger werden.
Das Schönste aber sei dies: „Bei Paaren, die Kinder bekommen, ändert sich das Leben um 180 Grad. Sie sind plötzlich Mama und Papa, können nicht mehr durchschlafen, weil das Kind alle drei Stunden wach wird“, sagt sie. „Aber das macht alles nichts, weil sie das Baby so furchtbar lieb haben.“