Gastbeitrag „Ein Denkmal der deutschen Einheit darf die Düsseldorfer Stadtgesellschaft nicht spalten“

Düsseldorf · Das Denkmal an sich ist gut, nur der Standort müsse überdacht werden, findet Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven.

So soll das 30 Meter hohe Denkmal aussehen, hier eine Simulation am Standort Rheinpark. Der ist für unseren Gastautor Wolfgang Rolshoven aber nicht ideal gewählt.

Foto: Stadt Düsseldorf

Das Kom(m)ödchen ist immer auf der Suche nach Themen, die sich für die Kleinkunstbühne eignen. Meine Empfehlung: Die „Kunst im öffentlichen Raum“. Ein Thema, das Emotionen freisetzt. Die einen sind belustigt, die anderen traurig. Oder empört oder gar nichts.

Zugegeben, der Titel ist sperrig. Doch dahinter versteckt sich allerlei Greifbares. Sozusagen aus dem wirklichen Leben entnommen. Beispiel Mutter Ey. Stadtführer erzählen voller Lust die Geschichte dieser prallen Mäzenin, ohne die es heute so manche Künstler von Weltruf kaum geben würde. Sie wären zu Studienzeiten wohl verhungert.

Die von Bert Gerresheim geschaffene Figur in der Altstadt ist ein Stadtdenkmal ohne Segen. Die Kunstverantwortlichen der Landeshauptstadt wollten sie nämlich nicht. Verhindern konnten sie das bronzene Werk aber nicht. Die Initiatoren zeigten der Stadt eine lange Nase und fanden am Ende einen privaten Grund. Da hat die Kommune nichts zu melden. Dem Besucher Düsseldorfs wird das ziemlich wurscht sein. Er sieht, was er sieht.

Ein neuer Fall beschäftigt jetzt die Gemüter. Es geht um ein Geschenk, über das im Vorfeld gestritten wird. Die renommierten Künstler aus Deutschland Thomas Schönauer und Ralph Richter möchten der Stadt eine 30 Meter hohe Säule schenken – ein Kunstwerk, das an die deutsche Wiedervereinigung erinnern soll. Die naheliegende Frage heißt: „Wohin damit?“

Wolfgang Rolshoven ist der Baas der Düsseldorfer Jonges.

Foto: Judith Michaelis

Die beiden Künstler erleben gerade das, was ich mit dem Mutter-Ey-Denkmal auch erlebt habe: Es wird mit Ausdauer sowohl über einen Standort als auch über den Wert des Geschenkes gestritten. Arenen für die leidenschaftliche Auseinandersetzung gibt es viele. Die Kulturpolitiker haben sich etliche Beratungsgremien zugelegt. Sie wollten für ihre Entscheidungen ein möglichst tragfähiges Fundament schaffen.

Im Prinzip ist das nachvollziehbar, doch schon die alten Lateiner lebten die Erkenntnis, dass man über Geschmack nicht streiten kann („de gustibus non est disputandum“). Bei der Säule geht es konkret jetzt nicht nur um die Qualität der Arbeit. Sie ist auch ein Symbol für Demokratie und Freiheit. Der Oberbürgermeister findet sie gut, aber das heißt noch nichts. Kunstkommission, Kulturausschuss und Stadtrat haben das Sagen.

In beiden Gremien sitzen Ehrenamtler mit Aufwandsentschädigung. Einige wenige sind der Kultur verbunden, andere nicht. Sie richten sich in der Regel nach der Einschätzung eines Fraktionskollegen, dem sie Sachverstand unterstellen. Dass die Entscheidung am Ende vermutlich schwarz, rot oder grün oder gelb eingefärbt ist, kann immerhin nachvollziehen, wer auf dem politischen Karussell sitzt. Ich habe Probleme damit.

Nähe trifft Freiheit – das haben uns Marketingfachleute als Signet ins Stadtbuch geschrieben. Ich nehme mir die Freiheit zu sagen: Die Säule finde ich gut, sie ist ein ausdrucksstarkes Symbol. Der Standort Rheinpark ist problematisch, denn er steht unter Denkmalschutz. Das Denkmal der deutschen Einheit darf die Stadtgesellschaft aber nicht spalten. Auch mit einem Standort am Rheinufer wäre ich einverstanden. Dass sich diese Auffassung durchsetzt, hoffe ich zumindest. Sicher kann man nie sein.

Doch selbst, wenn das offizielle Düsseldorf das Geschenk ablehnen sollte, ist die Akte nicht geschlossen. Mag gut sein, dass sich ganz zum Schluss wieder ein privater Grund findet.

Wolfgang Rolshoven ist der Baas der Düsseldorfer Jonges. Archivfoto: JM