Junges Theater mit „Petruschka“
Oper zeigte das inklusive Tanz-Theaterprojekt „Bis in die Puppen“.
Am Ende stehen sie alle da und genießen strahlend Jubel und Applaus der Mütter, Väter, Verwandten und Freunde. Wenn man den jungen Menschen — ob mit Handicap oder ohne, ob geflüchtet oder nicht — in die Augen sieht, merkt man, dass sie sich durch das Projekt auch als Mensch entwickelt haben. Es ist der Abschluss von einem Prozess, der rund 50 jungen Menschen die Welt des zeitgenössischen Theaters eröffnet hat, sie hat erleben lassen, was es bewirken kann, performative Kunst selbst zu gestalten und was das in Gang setzen kann: Selbstbewusstsein schaffen, Verständnis füreinander fördern, das Gefühl für sich und die Gruppe spürbar werden lassen.
Genau darum ging es in erster Linie bei dem inklusiven Tanz- und Theaterprojekt der Deutschen Oper am Rhein und genau diesen Zauber versprühte die Abschlusspräsentation im Balletthaus Düsseldorf. Auf der Folie von Strawinskys „Petruschka“ entstand in Workshops mit der Hulda-Pankok- und Dieter-Forte-Gesamtschule, aber auch einer außerschulischen inklusiven Tanzgruppe, ein von der Lebenswelt der jungen Menschen inspiriertes Gesamtkunstwerk. Ohne Strawinsky, denn eine Bearbeitung seiner Musik gestattete der Verleger leider nicht.
„Bis in die Puppen“, so der Titel, der die Vielschichtigkeit der eingeflochtenen Szenen nur erahnen lässt. Verortet auf der Grundidee eines Jahrmarkts, beleuchteten die Teilnehmer unter Anleitung Anja Fürstenbergs, Krysztina Winkels, Lena Volmers und Thuy-Tien Nguyens Lebenssituationen, die sich in einer parallelen Wirklichkeit spiegeln. Wer bin ich, was kann ich, wann bin ich Herr meiner selbst und wann nicht, wohin führen mich meine Sehnsüchte? Diese Themen wurden mal tänzerisch, mal sprachlich und über dramatische Szenen in drei Abschnitten mit viel avantgardistischer Kraft erfahrbar gemacht. Hierbei spielte die nicht minder den Geist zeitgenössischen Theaters atmende Musik David P. Grahams eine tragende Rolle. Mit Unterstützung von sechs Musikern aus dem Studio Musikfabrik unter der Leitung von Peter Veale stellte man unter Beweis, dass aktuelle Kunstmusik bei jungen Menschen durchaus unerwartete Inspiration bewirken kann. Großartig und gerne noch mehr davon!