Karneval TV-Sitzung in Düsseldorf: Das waren die Höhen und Tiefen
Düsseldorf · Am Freitagabend wurde die TV-Sitzung der ARD in der Düsseldorfer Stadthalle aufgezeichnet. Nicht alle Acts werden es jedoch ins Fernsehen schaffen.
900 ausgelassene Jecken feierten am Freitagabend bei der Aufzeichnung der TV-Sitzung der ARD in der Stadthalle. Über vier Stunden dauerte das Treiben, und ziemlich genau zwei Stunden davon werden es ins Fernsehen schaffen. Und das ist auch gut so, denn nicht alles, was dort auf der Bühne stand, ist wirklich fernsehtauglich.
So eine TV-Sitzung ist aber auch für die Prominenten im Publikum eine gute Möglichkeit, ihre Verkleidungs-Kreativität zu beweisen. Gerade der Oberbürgermeister Thomas Geisel zeigt sich immer in besonders gelungenen Kostümen. Er kam als Humphrey Bogart und Ehefrau Vera als Monster-Blondine Marilyn Monroe. Wagenbau-Papst Jacques Tilly verkleidete sich als geistliches Oberhaupt der katholischen Kirche, Hoppeditz Tom Bauer als Hugh Hefner – Gründer des Männermagazins Playboy – und Ulrich Amedick von der Brauerei Frankenheim als Heavy-Metal-Rocker. Souverän und gekonnt wie immer moderierte Stefan Kleinehr das Geschehen.
Los ging es mit einem Redner. Lieselotte Lotterlappen alias Joachim Jung knöpfte sich auf dem Weg zur Bühne das Publikum vor. Und auch der Elferrat musste sich einiges gefallen lassen. „Wie hat man euch denn ohne Treppenlift auf die Bühne bekommen?“ Teilweise schon recht grenzwertig, dennoch wird man sicherlich etwas von ihr im TV sehen.
Würde die Jolly Family nicht das Mottolied singen, darf stark bezweifelt werden, dass ihr Auftritt im Rest der Republik zu sehen sein wird. Vielleicht sollte man besser das Video zum Song zeigen, das ist nämlich wirklich stark und wurde in Düsseldorf und Köln gedreht, mit vielen Promis.
Der Auftritt der Kakaju war deutlich schwächer als in den Vorjahren. Ließ man sich doch bisher immer eine Geschichte einfallen, gab es diesmal leider nur den Gardetanz in Uniform zu sehen. Das war schade, weil die Garde tänzerisch sicherlich zu den besten in der Stadt gehört. Möglicherweise im TV.
Ganz sicher drin ist Dave Davis als Toilettenmann Motombo Umbokko. Er sprach davon, dass Deutsche auf sehr hohem Niveau jammern, und über Meinungsfreiheit. „In meiner Heimat Uganda haben wir nur das Telefonwahlrecht. Und wenn du dich da verwählst, dann hängst du am nächsten Baum.“ Der Beifall war groß und natürlich durfte er ohne Zugabe nicht von der Bühne.
Schwieriger wird es schon bei Jürgen Hilger. Der ist so ziemlich das letzte Überbleibsel einer aussterbenden Rednerfraktion, die in Reimform spricht. Er versuchte sich unter anderem an der Fortuna-Posse um Trainer Friedhelm Funkel. Doch viel mehr als „Der Schäfer hat se nicht mehr alle am Pfannenstiel“ kam nicht. Ausgelutscht sind auch irgendwie Bemerkungen über die Körpergröße von Oberbürgermeister Thomas Geisel.
Als Überraschungsgast stand Diakon Willibert Pauels auf der Bühne. Dank Stefan Kleinehr, denn der 64-Jährige hat vor sechs Jahren wegen einer schweren Depression seinen Rücktritt vom Karneval erklärt. In seiner Paraderolle als Bergischer Jung überzeugte er mit einer nachdenklichen Rede.
Eine Bank war wie immer Markus Krebs. Sein Stern ging vor vier Jahren bei eben dieser TV-Sitzung auf, als er für einen erkrankten Künstler auftrat, seine Karriere geht seitdem steil nach oben. Trotzdem nicht ganz so stark wie im Vorjahr, und man kann sich ganz sicher sein, dass nicht alles im TV zu sehen sein wird, weil die ARD wohl kaum Beiträge zeigt, in denen auf diese Weise über die Geschlechtsorgane der Frau gesprochen wird. Einiges ging ziemlich unter die Gürtellinie und passte auch nicht in diesen Rahmen.
Überzeugend und bestimmt im TV war Wolfgang Trepper, der das Publikum gekonnt souverän unterhielt. Allerdings arbeitet er in jedem Jahr mit Musikeinspielern. Hier mal was ganz Neues wäre auch nicht verkehrt.
Geschnitten wird in jedem Jahr bei der Musik. Von den drei bis vier Titeln, die jede Band spielt, ist meist nur ein Lied zu sehen. Das ist schade bei Alt Schuss, De Fetzer und in diesem Jahr auch bei Kokolores, die eine richtig gute Show ablieferten. Ansonsten darf Regisseur Bastian Angemeer fleißig schnibbeln.
Das Prinzenpaar repräsentierte die Landeshauptstadt sehr gut. Sie wirkten sympathisch und vor allem natürlich. Prinz Martin I. kann sehr gut und ohne sich zu verhaspeln reden. Und Venetia Sabine ist mehr als schmückendes Beiwerk. Beide agieren auf Augenhöhe.
Ein Lob auch für die Jecken im Saal. Die zeigten sich für das TV von ihrer besten Seite mit viel guter Laune. Trotz einiger Tiefen wird Düsseldorf am 27. Februar um 20.15 bei der Ausstrahlung in der ARD eine gute Figur abgeben. Von daher lohnt sich das Einschalten.