Gemeinde Katholische Kirche im Norden plant Einschnitte
Düsseldorf · Die Gemeinde Heilige Familie in Stockum, Lohausen und Unterrath schrumpft. Um die Weichen für die Zukunft zu stellen, sollen Räume aufgegeben werden.
Vor acht Jahren fusionierten die Pfarren Golzheim, Stockum, Unterrath, Lichtenbroich und Lohausen zur Gemeinde Heilige Familie, zu der sechs Kirchen gehören. Nun stehen für die Katholiken im Norden weitere einschneidende Veränderungen an. Da die Zahl der Gläubigen in den nächsten Jahren weiter zurückgehen wird, werden in Zukunft viele Räume nicht mehr benötigt und sollen aufgegeben werden. Darum wurde jetzt zusammen mit einem erfahrenen Architekturbüro ein „Pastorales Raumkonzept“ entwickelt, um die Gemeinde zukunftsfähig zu machen. Am Sonntag wurden die Pläne von Pfarrer Markus Wasserfuhr, Rainer Nückel vom Pfarrgemeinderat und Frank Scheulen (Kirchenvorstand) der Gemeinde vorgestellt.
Zurzeit zählt die Heilige Familie noch 13 600 Katholiken. Es ist absehbar, dass diese Zahl weiter zurückgehen wird. Wasserfuhr weiß, dass daraus automatisch auch sinkende Einnahmen im Bereich der Kirchensteuer resultieren, mit denen das Erzbistum Köln den wesentlichen Teil der Kosten der Pfarrgemeinden finanziert. Das heißt aber auch, dass viele Räume in Zukunft nicht mehr benötigt werden. Daher gelte es, schlüssige Konzepte zu entwickeln, um die Gemeinde für die nächsten 20 bis 30 Jahre zukunftsfähig zu machen. Denn Räume, die überwiegend leer stehen, verursachen hohe Kosten.
„Mit der Einrichtung des Ausschusses ‚Pastorales Raumkonzept’ im Januar 2017 haben wir den ersten Schritt unternommen, um zu klären, mit und in welchen Räumen wir in der Zukunft unser Gemeindeleben bestreiten wollen“, so Wasserfuhr. Jeweils vier Mitglieder des Kirchenvorstands und des Pfarrgemeinderates sowie zwei Vertreter aus dem Pastoralteam haben an dem Projekt mitgewirkt.
Dazu wurden die mehr als 100 verschiedenen aktiven Gruppen der Gemeinde, vom Chor über die Pfadfinder bis zum Bibelkreis oder der Wandergruppe, befragt, welche Räume sie in den nächsten Jahren benötigen. Grundsätzlich gilt: Alle sechs Kirchen in den fünf Stadtteilen sollen erhalten bleiben. Und jede Kirche soll zumindest einen etwa 50 Quadratmeter großen Raum bekommen, wo Veranstaltungen stattfinden können. Von den vier bestehenden Pfarrzentren soll allerdings nur noch ein zentrales Pfarrzentrum mit einem Raum für größere Veranstaltungen übrig bleiben.
Wie Wasserfuhr betont, sei noch nichts entschieden. Und die Gemeindemitglieder haben nach der Pfarrversammlung noch Gelegenheit, ihre Ideen einzubringen. Er betonte, dass auch in Zukunft keine Veranstaltungen ausfallen müssen, könne sich aber vorstellen, dass zum Beispiel Schützenvereine sich nach Alternativen umsehen. Das alles werde aber nicht von heute auf morgen geschehen: „Diese Maßnahmen werden sich sicherlich über mehr als eine Dekade hinziehen“, so der Pfarrer, „aber um passende Räume für die Zukunft unserer Kirchengemeinde zu entwickeln und umzusetzen, dürfen wir diesen Schritt jetzt nicht länger aufschieben. Das soll in den verschiedenen Pfarreien geschehen:
Golzheim, St. Albertus Magnus: Das Pfarrzentrum wurde hier schon vor mehr als 15 Jahren abgerissen und sollte eigentlich neu gebaut werden. Das ist aber nie geschehen. Hier sucht die Gemeinde nach einem Investor, der die bereits bestehende Bebauung mit Mietshäusern abrundet. An die könnte dann ein Versammlungsraum angebaut werden. Andernfalls müsste die Gemeinde selbst Geld für einen Neubau in die Hand nehmen.
Stockum, Heilige Familie: Hier soll das bisherige Pfarrzentrum einschließlich der Kegelbahn aufgegeben werden. Freiwerdende Räume könnten an die Tagespflege für Kinder vermietet werden. An dem Standort wünscht sich der Pfarrer allerdings einen Proberaum für die musikalischen Gruppen der Gemeinde, zu der auch ein eigenes Kammerorchester gehört. Außerdem soll in Stockum einer von zwei Jugendräumen geschaffen werden.
Unterrath, St. Bruno: Die Kirche ist einer von zwei möglichen Standorten für das Pfarrzentrum mit Veranstaltungsraum. Das müsste allerdings komplett neu gebaut werden, denn das bestehende Gebäude ist in einem maroden Zustand. Außerdem befindet sich der Pfarrsaal, in dem unter anderem Kabarettist Frank Küster regelmäßig mit seiner „Bruno-Show“ gastiert, in der ersten Etage. In jedem Fall soll die Jugend in St. Bruno einen Raum bekommen.
Unterrath, St. Maria unter dem Kreuze: Das ist der zweite mögliche Standort für das Pfarrzentrum. Hier könnte der Altbau allerdings erhalten bleiben, wenn die Gemeinde einen Investor findet.
Lohausen, St. Mariä Himmelfahrt: Der bestehende Kindergarten soll erhalten bleiben. Hier will die Gemeinde einen kleinen Neubau errichten, in dem sich neben dem Versammlungsraum auch ein Kontaktbüro befinden wird, das einige Stunden in der Woche geöffnet hat.
Lichtenbroich, St. Maria Königin: Hier befinden sich unter der Kirche sehr große Flächen im Keller, die möglicherweise als Versammlungsraum genutzt werden könnten. Dazu muss aber ein neuer Zugang von außen geschaffen werden, der auch ein bisschen Licht in die Räume bringt.
Ab sofort können sich die Gemeindemitglieder zu dem Konzept äußern. Danach entwickelt der Kirchenvorstand das endgültige Konzept, das die Gemeinde dem Erzbistum vorlegen wird. Erst nach Zustimmung des Generalvikariats kann mit ersten baulichen Maßnahmen begonnen werden.