Kampf gegen Corona Kinderarzt organisiert spontan ein Impfzentrum in Düsseldorf
Düsseldorf · Nach der Priorisierung waren die Mitarbeitenden noch nicht an der Reihe, nahmen daher die Aktion aber gern an. Nach dem Pieks gab es noch ein Bierchen.
Es war nur ein kleiner Pieks, der ihr dennoch die Tränen in die Augen trieb. Nicht die Schmerzen der winzigen Nadel im Oberarm brachten die Angestellte des Rewe-Marktes im Neubaugebiet an der ehemaligen Reitzensteinkaserne zum Weinen, sondern das Glücksgefühl, nach der ersten Impfung endlich ein wenig besser vor dem Virus geschützt zu sein. „Sie steht seit 13 Monaten täglich an vorderster Corona-Front. Sie kann sich nicht aussuchen, welche Menschen sie trifft. Über Monate wusste sie nicht, ob sie gesund bleibt“, sagt Johannes Pigulla. „Für uns war es selbstverständlich, dass wir an die Mitarbeiter des Rewe-Marktes ein paar Dosen des Corona-Vakzins verimpfen. Die Kollegen sind systemrelevant, durften aber nach der Priorisierung bisher nicht geimpft werden. Die häufigste Nebenwirkung der Impfung ist Freude.“
Pigulla ist Kinderarzt und Initiator des Pop-up-Impfzentrums in Mörsenbroich. Er ist von der Notwendigkeit der Impfkampagne zur Überwindung der Pandemie überzeugt. „Jede Dosis, die verimpft wird, hilft. Jede Impfung ist ein Gewinn“, sagt Pigulla. Also stellte er sein Können und seine Zeit neben der Arbeit in seiner Kinderarztpraxis und den Zusatzschichten im Impfzentrum Düsseldorf weiteren Impfwilligen zur Verfügung und organisierte ein temporäres Impfangebot in Mörsenbroich. Er hatte Impfstoff bestellt, seine Aktion bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und dem Gesundheitsamt angemeldet und genehmigt bekommen und sich um Mitstreiter gekümmert. „Wir haben jedoch leider nicht so viele Dosen bekommen, wie wir bestellt haben“, bedauerte Pigulla. „Aber wichtig war, dass alles genehmigt und damit offiziell war.“
So standen den ganzen Tag lang 15 Freiwillige, darunter auch die Notärztin Miriam Ehrenstein und Slalisar Haftchenari von der Apotheke im Medicare Center, in einem umgebauten Supermarktlager, um wie am Fließband zu testen und zu impfen. „Ich habe überall offene Türen eingerannt. Alle waren sofort bereit, einen freien Tag für die Impfaktion zu opfern“, freut sich Pigulla.
200 Termine binnen
18 Minuten ausgebucht
Auch Yade Fakhouri, Inhaber des Rewe-Marktes, musste nicht überlegen und half. Er stellte Räumlichkeiten zur Verfügung, beauftragte einen Trockenbauer und ließ aus einem Teil des Lagers eine professionelle Impfstation mit drei Impfkabinen und einer Schnellteststation machen. „Für gute Sachen bin ich immer zu haben“, sagt Fakhouri.“ Pigulla hatte auch noch eine Website erstellt, auf der sich die Impfwilligen anmelden mussten. „Die etwas mehr als 200 Termine waren innerhalb von 18 Minuten ausgebucht“, sagt Pigulla. Die Einnahmen, jede Impfung wird ja von der KV bezahlt, spendet das Impfteam für die Covax Unicef-Kampagne, bei der Gelder gesammelt werden, um Corona-Impfstoff zu kaufen. Er wird ärmeren Ländern für ihre Impfkampagnen zur Verfügung gestellt. Außerdem füllten einige der frisch Geimpften die für Covax aufgestellte Spendenbox.
Klar ist, dass Pigulla und das Team die Aktion demnächst wiederholen wollen. „Der Erfolg und der Spaß gingen weit über meine Erwartungen hinaus“, resümiert Pigulla. „Das erneut zu erleben, darauf freue ich mich jetzt schon.“