Kinderkarneval: Eine Tüte Süßigkeiten als Belohnung für eine Menge Mut
Wer sich traute, dem Prinzenpaar eine Frage zu stellen, der bekam süße Leckereien geschenkt. Auch auf der Blitzparty der Ehrengarde war viel los.
Düsseldorf. Jetzt geht der Karneval in die heiße Phase. In vielen Sälen der Stadt wurde am Wochenende gesungen und geschunkelt.
Ganz gespannt standen etwa 80 kleine Kinder zwischen zwei und acht Jahren vor der Bühne und schauten andächtig auf einen „echten“ Prinzen. Dort standen Michael I. und Venetia Pia und erklärten den Kleinen, wie man jongliert. Außerdem durften die Kinder dem Prinzenpaar Fragen stellen. Jeder, der sich traute, das Wort an die Tollitäten zu richten, wurde mit einem Tütchen Süßigkeiten belohnt.
Die Leckereien gingen allerdings nur an die Mädels, denn die Jungs trauten sich nicht, die Narrenherrscher etwa zu fragen. So wollte Anni wissen, ob Prinzen ein echtes Schwert haben. „Leider nicht“, sagte Michael, „das haben nur die Adjutanten, die immer auf uns aufpassen.“ Julia erkundigte sich, seit wann es Karneval gibt. Michael erklärte „Etwa seit dem 13. Jahrhundert, aber so ganz genau weiß man das nicht.“
Beim Kinderkarneval der Prinzengarde Rot-Weiss in der Rheinterrasse war auch sonst mächtig was los. Martin Wenzel, Schatzmeister der Prinzengarde, stand etwas verzweifelt am Eingang und versuchte den Einmarsch der Kindergarden zu organisieren. Teilweise ein ziemlich zweckloses Unterfangen. „Einen Sack Flöhe zu hüten ist viel einfacher“, atmete Wenzel tief durch.
Bei dem ganzen Gewusel musste man als Erwachsener ganz schön aufpassen, damit man nicht versehentlich auf einen der kleinen Jecken trat. Insgesamt waren etwa 200 Kinder mit ihren Eltern gekommen. Dirk Kemmer, einen Abend vorher noch Sitzungspräsident bei den Großen, saß ganz entspannt als Clown auf der Bühne, als hätte er noch nie etwas anderes gemacht: „Ich fühl mich selbst wie ein kleines Kind. Das ist hier ein Mitmachprogramm, die wollen spielen und toben. Zuhören wollen sie eigentlich gar nicht.“
Daher beschränkte sich das Programm auch auf wenige Künstler. Das Highlight war sicherlich Kindersänger Volker Rosin. Der hatte sein Publikum nach wenigen Tönen im Griff und animierte es zum Mitsingen. Und wenn der Nachwuchs Spaß hatte, dann gab Kemmer die Devise vor: „Was machen wir, wenn es uns gefallen hat? Genau, wir pfeifen, schreien, trampeln und kreischen.“ Und das beherrschen die Kleinen besonders gut. „Lauter schreien als die Erwachsenen können sie sowieso alle“, grinste Kemmer.
Eigentlich stammt er ja aus dem Alaaf-Land. Närrisch wie er ist, kann Wolfgang Bosbach aber über die vermeintlichen Feindseligkeiten zum Helau-Land hinweg sehen. So bestand er mit Bravour die Närrische Reifeprüfung bei der Prunksitzung der Weissfräcke am vergangenen Samstag in der Rheinterrasse.
„Die Närrische Reifeprüfung findet zum vierten Mal statt“, erklärt Sprecher Michael Riemer. Dabei stellt sich ein auserwählter Gast der Aufgabe, das Publikum von seiner Närrischkeit zu überzeugen. In diesem Fall der Bundestagsabgeordnete Bosbach. Das Fazit seiner philosophisch angehauchte Rede: „Man sollte Schweres nicht zu schwer nehmen, und fähig sein, lachen zu können.“ Lauter Beifall, ein „summa cum laudi humori“ sowie ein Platz als Ehrensenator der Weissfräcke sind der Preis, den es zu gewinnen gab.
Im ausverkauften Radschlägersaal in den Rheinterrassen herrscht ab 19 Uhr — schon lange vor dem Auftritt Bosbachs — beschwingte Atmosphäre. Bei der Band ohne Bart und den Swinging Funfares ist es eine Herausforderung, sitzen zu bleiben, und im Nu ist der ganze Saal am schunkeln. Bei den Weissfräcken liegt traditionell der Schwerpunkt bei den Rednern, wobei das Stand-Up-Programm von Nightwash-Produzent Knacki Deuser besonders viele Lachattacken auslöste.
Frank Pagalies warf von der Bühne einen Blick in die Runde und war begeistert: „Wir haben 2011 mit 50 Leuten angefangen und nun können wir schon fast sagen ausverkauft.“ Fast 400 Narren tummelten sich im Chapiteau-Zirkuszelt am Flinger Broich zur Blitzparty von der Ehrengarde, in dem normalerweise 450 Leute Platz finden.
„Wir haben das Blitzparty genannt, weil wir diese Party praktisch über Nacht geplant und auf die Beine gestellt haben“, erklärte Pagalies den etwas eigentümlichen Namen. Und die Narren bewiesen, dass man mit der richtigen Musik auch schon mittags um 12 Uhr gute Laune haben kann. Dafür sorgten das Fanfarenkorps Schwarz-Weiss, De Fetzer, BoB und Alt Schuss. Dazu gab es noch einen ungeplanten Blitzbesuch vom Unterbacher Prinzenpaar Johannes I. und Sandra I. „Wir waren in der Nähe und sind mal kurz rein gesprungen, weil mein Vater auch hier ist“, sagte Sandra I. Der ist im Karneval kein Unbekannter, denn Rainer Lieverscheidt ist der Chef von Alt Schuss.